„Der Inhalt eines Filmes ist ein anderer Film“

Die Geschichte, eine oft erzählte: Ein junges, etwas naives Mädchen vom Lande zieht es hinaus in die Welt, nach Hollywood um genau zu sein, wo sie den süßen Versprechungen gemäß ein großer Star werden möchte. Der Einstieg ist schnell gefunden, doch bald – nach einigen schlechten Engagements, die sie von einem zweifelhaften Film zum nächsten bringen – muss sie sich eingestehen, dass Hollywood eben nicht jene glitzernde Traumfabrik ist, sondern ein Moloch aus geldgeilen Regisseuren, schlechten Agenten und Intrigen. Ein Moloch, in dem die Unterschrift unter einem Vertrag beinahe schon mit dem Verkauf der eigenen Seele, zumindest aber mit einem Verzicht auf elementare Menschenrechte und die eigene Würde, gleichzusetzen ist.
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Hurra, Hurra – Die Schule Brennt …

Der Trashfilm unterliegt ganz eigenen Regeln und Konventionen. Ein kohärenter Plot, gut gezeichnete Charaktere und das versierte Einbeziehen filmischer Mittel zur Entwicklung der Erzählung gehören sicherlich nicht dazu. Trashfilme sind, vor allem im klassischen Exploitationkino, in der Regel durch und durch kommerzialisierte, schnell runtergekurbelte Filme mit geringem Budget, die streng auf einen ganz speziellen Markt – deswegen ja auch „Exploitation“ – zugeschnitten sind und normalerweise erst an 2. Stelle, wenn überhaupt, ein künstlerisches Projekt verfolgen. Von der hehren cineastischen Warte aus betrachtet wohl nichts als reine Zeitverschwendung, doch was interessiert den Filmfreund schon ein Elfenbeinturm, der sich eh nur durch reine Befindlichkeiten legitimieren lässt!
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Onkel Sy meint es gut mit Dir!

„Privatleben“ ist nichts anderes als jene Sphäre von Raum, von Zeit,
wo ich kein Bild, kein Objekt bin. Verteidigen muss ich mein politisches Recht, Subjekt zu sein.
– Roland Barthes

Menschen, die ihrer Vergangenheit beraubt sind, scheinen die eifrigsten Fotonarren zu sein, zu Hause und in der Fremde.
Jeder, der in der Industriegesellschaft lebt, wird allmählich dazu gezwungen, mit der Vergangenheit zu brechen;
in einigen Ländern aber – etwa in Japan und den Vereinigten Staaten – hat dieser Bruch mit der Vergangenheit ein besonders starkes Trauma ausgelöst.
– Susan Sontag

Fotografieren heißt, sich das fotografierte Objekt aneignen.
Es heißt sich selbst in eine bestimmte Beziehung zur Welt zu setzen, die wie Erkenntnis – und deshalb wie Macht – anmutet.
–Susan Sontag
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Good Advice

Der Stoff ist altbekannt: ein zynischer Börsenmogul, Ryan Turner (Charlie Sheen) verliert nach dem größtannehmbaren, zudem auch noch selbtverschuldetem Unglück nicht nur, in eben dieser Reihenfolge, sein Vermögen, den Job, die Wohnung und seine Freundin Cindy (Denise Richards), nein, er erhält, aufgrund dieser Kettenreaktion wieder auf den Boden der Tatsachen, auf die nackte Existenz zurückgestoßen, auch eine zweite Chance, es im Leben ganz einfach besser zu machen. Diese besteht in der Kolumne zur Partnerschaftsberatung seiner nunmehr Ex-Freundin in einer eher schlecht als recht laufenden Tageszeitung, die er – nachdem die Ex Hals über Kopf mit Sack und Pack mit dem nächstbesten, so zahlungskräftigen wie –willigen Macker nach Brasilien durchgebrannt ist – unter Vortäuschen falscher Tatsachen übernimmt.
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2 Seelen wohnen, ach, in ihrer Brust

Copyright-Gesetze sind, gerade im künstlerischen und kulturschaffendem Bereich, manchmal schon ein Kuriosum. Von vielen – oft zurecht! – als Behinderung der künstlerischen Freiheit empfunden, können sie mit ihren Beschneidungen und Reglements, kombiniert mit marktwirtschaftlich ausgeprägtem Denken, zu manch bemerkenswerter Nuanceverschiebung führen. Im Genrefilm, vor allem im Bereich der B-Movies, brachten und bringen die Querelen rund ums Copyright nicht selten interessante Vertreter ihrer Gattung hervor, sehen sich diese Filme doch gezwungen, sich einerseits auf den Mythos eines Genres (oder eben eines lukrativen Motivs darin) zu berufen und ihn fortzuschreiben, andererseits aber Narration und Ästhetik soweit zu verfremden, dass juristische Folgen ausgeschlossen werden konnten. In den glücklichsten dieser Fälle entsteht mitunter ein Kommentar zum Genre selbst, der wesentliches destilliert und offensichtlich macht. Mit FRANKENSTEIN CREATED WOMAN (GB 1967), dem vierten der Frankenstein-Filme der legendären, britischen Hammer Studios und zumindest dem Titel nach eine lakonische Anspielung auf Vadims …AND GOD CREATED WOMAN (FR 1956), liegt ein solcher Vertreter vor.
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„Trigger happy!“

„Got an AK-47, well you know it makes me feel alright
Got an Uzi by my pillow, helps me sleep a little better at night
There’s no feeling any greater
Than to shoot first and ask questions later
Now I’m trigger happy, trigger happy every day

Well, you can’t take my guns away, I got a constitutional right
Yeah, I gotta be ready if the Commies attack us tonight
I’ll blow their brains out with my Smith and Wesson
That ought to teach them all a darn good lesson
Now I’m trigger happy, trigger happy every day“

– ‚Weird‘ Al Yankovich . „Trigger Happy“
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The Revenge of Hammer

A. Oetjen: Hammer Horror – Galerie des Grauens, Meitingen: Corian 1995

1958 schrieb ein kleines, britisches B-Movie-Studio mit einer eigenwilligen Adaption des klassischen Frankensteinstoffes Filmgeschichte: The Curse of Frankenstein (GB 1958) von Terence Fisher, mit Peter Cushing und Christopher Lee in den Hauptrollen, war nicht nur der erste Gruselfilm in satten Farben, er war zudem – für damalige Verhältnisse – ungewöhnlich blutig und detailverliebt. Erstmals also wurde der Lebenssaft blutrot vergossen, erstmals die Linse der Kamera aufs Körperinnere fokussiert. Was heutzutage in der Ästhetikgeschichte des Films als Grundstein des Splatterfilms gilt – wenn auch CURSE selbst kein solcher ist -, war damals für das seit jeher morbide England ein Hochgenuß des Nervenkitzels. Die vollen Säle bescherten den Hammer Studios Reichtum und ein Konzept, das ihnen über Jahre hinweg höchst rentable Betriebsamkeit garantieren sollte.
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Resurrection Of The Little Match Girl

Resurrection Of The Little Match Girl, Jang Sun-Woo, Korea 2002

Ju ist ein durschnittlicher Jugendlicher in Korea – etwas orientierungs- wie perspektivenlos verbringt er den Tag mit eher lausigen Jobs und vergeblichem Mädchen-Anbaggern, ansonsten flüchtet er sich, in den bunten, knalligen Spielhallen seiner Stadt, in virtuelle Cyberwelten, wenngleich auch hier mit ebenfalls nur mäßigem Erfolg. Die Risse im eingangs etablierten Realitätsgefüge werden jedoch – zumindest aus unserer Perspektive im Kinosaal – größer. Ju betritt wortwörtlich ein neues Spiel, in dem er, in Anlehnung an das Märchen von Hans Christian Andersen, den Tod des Streichholzmädchens – postmodern versetzt in eine bunte, knallige, urbane Bonbonwelt – gegen mutmaßliche Retter – Freier, Gegner, wer-auch-immer – sicherstellen muss, damit die Geschichte ihren gewohnten, romantisch-melancholischen Gang gehen kann. In späteren Levels dann, wenn nichts mehr an die alte Realität erinnern mag, Ju vollkommen im Cyberkosmos sein Dasein als Player fristet, verschieben sich die Aufgaben zusehends, bis dann im Finale, mit Hilfe anderer Spieler, der Kampf gegen das Spielsystem selbst im Mittelpunkt steht.
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Film verstanden.

Benedikt Descourvières: Kriegs-Schnitte, St. Augustin: Gardez! 2002

„Ist es notwendig zu lernen, wie man einen Film versteht?“ fragte James Monaco sich und den Leser in den frühen 80er Jahren zu Beginn seines Buches „Film verstehen“, das längst zum Standardwerk avanciert ist. Ein Wälzer, der dem Interessierten auch heute noch fundierte Einblicke in Filmgeschichte, –theorie und –technik bietet, der vor allem aber auch der breiten Masse „Film“ im Vergleich zu anderen Kunstformen als ein nicht minder anspruchsvolles Medium präsentierte. Lange sollte es jedoch noch dauern, bis die Vermittlung von Medienkompetenz zur Analyse audiovisueller Medien – AV-Texte, wie der Medienpädagoge Christian Doelker sie nennt – auch im pädagogisch-schulischem Rahmen Einlass gewährt wurde. So verlies man sich lange Zeit auf das vorschnelle Urteil, dass Filme nur der Zerstreuung dienten und somit kein Unterrichtsgegenstand sein könnten, oder dass (Spiel-)Filme, wenn überhaupt, nur in Form der „Literaturadaption“ und dann auch nur zur Veranschaulichung des bereits Gelesenen oder als kleines „Bonbon“ für die Schüler einen Platz im Curriculum verdienten. Erst einem erweiterten (akademischen) Textbegriff ist es schließlich zu verdanken, dass – erstmals im Jahre 1998 in der Rheinland-Pfalz – der „verantwortungsbewusste Umgang mit diesen Medien und die kreative Nutzung ihrer Möglichkeiten“ zum festen Bestandteil der pädagogischen Ziele im hierfür naheliegenden Fach Deutsch erklärt wurde. Allein, dank eines jahrzehntelang am medialen Alltag vorbeikonzipierten Deutschunterrichts ist es anzulasten, dass die Lehrkräfte selbst kaum Kompetenzen in Sachen Filmtheorie und – analyse mitbringen, diese also zunächst selbstständig erarbeiten müssen, um sie anschließend ihren Schülern adäquat vermitteln zu können. Der Literaturwissenschaftler Benedikt Descourvières reicht ihnen mittels „Kriegs-Schnitte – ‚Wege zum Ruhm‘,’Full Metal Jacket‘ und ‚Independence Day‘ im Deutschunterricht“ eine helfende Hand.
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Kino der Extreme

Siegfried Kracauer gilt als der Begründer der soziologischen Filmanalyse. In seiner Frühgeschichte des Kinos „Von Caligari bis Hitler“ verdeutlicht er, dass Film vor allem Spiegel der Gesellschaft sei, in der er entsteht, und zeichnet (hierin liegt die Doppelbedeutung des »bis« in seinem Buchtitel) gleichfalls die historische Co-Entwicklung von Film und Gesellschaft, wie sie einander bedingt, nach.

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Der obsolete Charme der Bourgeoisie

Überspitzt formuliert könnte man es als kleine Sensation bezeichnen, wenn ein Filmfestival unter der Obhut Moritz de Hadelns einen deutschen Film im Wettbewerb zeigt, haftete dem langjährigen Leiter der Berlinale doch stets der Ruf an, mit dem deutschen Film eher auf Kriegsfuß zu stehen. Umso erstaunter die Fachpresse, als mit Doris Dörries >Nackt< auch ein deutscher Beitrag in Venedig, dem "neuen Zuhause" de Hadelns, zu sehen war. Was war geschehen? Eine überfällige Versöhnung? Späte Einsicht? Hat die viel geschmähte deutsche Filmlandschaft etwa doch tatsächlich mal einen Film von herausragender Qualität hervorgebracht? Nun, man mag viel spekulieren, nach dem Kinogang könnte man aber auch ganz simpel zu dem Schluss kommen, Moritz de Hadeln wolle sich vielleicht auch nur noch mal für den etwas unrühmlichen Rausschmiss als Berlinale-Leiter rächen. „Der obsolete Charme der Bourgeoisie“ weiterlesen

Reise in die Innenwelt des Menschen

Stalker, Andrej Tarkowskij, UdSSR 1979

„Ursprung allen ist das Wasser!“
– Thales von Milet, ca. 600 v.Chr.

Die meisten Filme können ohne Weiteres in einen beliebig klassifizierbaren Kanon eingereiht werden: Sie beziehen sich auf andere, vorhergehende Filme und die darauf folgenden wiederum beziehen sich auf diesen. Sei es der ihnen zugrunde liegende Mythos, seien es die Erzählstrukturen oder auch die angewandte Technik, mit der diese umgesetzt wurden. Auf Film A folgt Film B folgt Film C – am Ende der Reihe steht schließlich das „Genre“ und, in großem Maße, die Filmgeschichte. Das allein ist noch nichts schlechtes, ganz im Gegenteil – ohne diesen Kanon würden vermutlich die meisten Filme ökonomisch gar nicht funktionieren. Dann aber wiederum gibt es – zugegeben, es sind nur sehr wenige – Filme, die einfach nur „sind“. Stoisch stehen sie in der Filmgeschichte, ohne sofort ersichtlichen Bezugspunkt, ohne größere Impulse. Dem Monolithen aus Kubricks „2001 – Odyssee im Weltraum“, der im übrigen auch ein eben solcher Film ist, nicht unähnlich, thronen sie in der (filmischen) Landschaft und warten darauf, von sichtlich faszinierten und doch schockierten Primaten ertastet und empfunden zu werden. „Stalker“, aus dem Jahre 1979 des russischen Filmpoeten Andrej Tarkowskij, ist einer dieser bemerkenswert unantastbaren Filme.
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„… der Augenblick, der sich niemals wiederholt“

Um kaum eine moderne Musikform spinnen sich derartig viele Mythen und Legenden wie um den Jazz. Kaum eine Musikform war derartig einflußreich, rührt doch kaum eine Spielart der Popmusik nicht in der einen oder anderen Form vom Jazz und seinem Ahnen, dem Blues, her. Kaum eine Musikform der Neuzeit ist so langlebig und in sich different – selbst heute noch variiert und moduliert sich der Jazz immer weiter in beliebig neue Ausdrucksformen. Sogar die Dancehalls und Lounges der internationalen Clubs elektrisiert er heutzutage wieder in Form von NuJazz, Fusion oder Downbeat. Jazz war, ist und wird wohl auch die nächsten Generationen sein. Zumindest muß man mit ihm rechnen.
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Abgesoffen!

SWIMFAN versucht mit Altbekanntem zu locken: ein gutaussehender Junge vom College hat alles, was es braucht, um glücklich zu sein: Einen lukrativen Nebenjob, eine Freundin, die ihn liebt, ein Freundeskreis, der ihn unterstützt, und dann ist er auch noch einer der Topfavoriten im Schimmteam der Schule. Und richtig wichtige Talent Scouts haben sich für die kommende Woche obendrein auch noch angemeldet! Kann es denn besser laufen? Doch dann kommt da diese neue Schülerin, etwas geheimnisvoll wirkt sie. Nicht sonderlich attraktiv, aber doch sehr interessant. Sie umgarnt ihn etwas, man verabredet sich zum Kaffee, ganz zufällig vergisst sie ihr Notizbüchlein – darinnen hier und da seine Initialen, das macht ihn neugierig – im Wagen des Sportlers, ein weiteres Treffen ist somit sichergestellt! Natürlich landet man, nein, nicht im Bett, sondern im Schwimmbecken, wo man dann doch glatt auch noch 'ne Nummer schiebt. Sie sieht darin bereits eine Liebesbeziehung epischen Ausmaßes, er hingegen hätte das ganze lieber gestern als heute vergessen. Sie lässt nicht ab, er gibt nicht locker, die Trennung schmerzt. Die Rache hingegen noch weit mehr: Den Job ist er nach einer Sabotage los, die Freundin landet im Krankenhaus, er verliert seinen Posten als Schwimmer wegen Dopingverdachts, der beste Freund landet tot unter der Erde. Das vormalige Paradies wird zur Hölle, jetzt geht's dem achtlosen Jungen selbst ans Leder.
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Todlangweilig

Die Neueröffnung von Alcatraz, ein Hi-Tech-Knast der neuesten Generation. Dort werden Sascha (Steven Seagal), ein verdeckter FBI-Agent, und sein Gangsterfreund Nick (Ja Rule), der von Saschas wahrer Identität nichts weiß, eingebuchtet. 8 Monate zuvor hatte sich Sascha noch Nicks Vertrauen erschlichen, um in Sonnys (Richard Bremner) Organisation einzudringen, ein Zugriff einer anderen Polizeieinheit hat’s, gewissermaßen, vereitelt. Doch hat Sascha dabei Nicks Leben, unter Einsatz des eigenen, gerettet: die Kugel traf ihn, nicht Nick, 22 Minuten lang war Sascha klinisch tot. Am Tag der Einweisung soll zudem Lester (Bruce Weitz) hingerichtet werden, der sich, spirituell geläutert, als überaus reumütig erweist, dem Tod gelassen entgegen geht. Sein letzter Wille: ein Gespräch mit jenem Sascha, der selbst schon tot gewesen ist, ihm vom Jenseits erzählen könnte. Die Vollstreckung danach findet indes nicht statt: Alcatraz, zwar ausbruchsicher, ist offenbar nicht einbruchsicher! Eine Gruppierung wilder Straßenkämpfer im Post-Matrix-Look bemächtigt sich der Verwahrungsanstalt just nach jenem Gespräch, möchte dem zum Tode Verurteilten vor dem Exitus noch das Wissen um den Verbleib der überaus fetten Beute seines reichlich außer Kontrolle geratenes Coups abringen. Als hochrangige Geisel und Druckmittel dient die anwesende Richterin, sowie der Rest des Personals. Angesichts einer machtlosen Polizei auf dem kalifornischen Festland, organisiert Sascha unter den Insassen den Widerstand, stellt die Frage, unter notwendiger Aufdeckung seiner eigentlichen Identität, auf wessen Seite man zu kämpfen habe.
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Kino, Lust und Leidenschaft

Februar in Berlin, Berlinale. Man wühlt sich durch Programmhefte, streicht an, notiert, wägt ab. Lieber um 12 Uhr den Film im Cinemaxx, dafür den um 13 Uhr im Arsenal sausen lassen? Und wann könnte ich den dann nachholen? Und auf was müsste ich nun dafür wieder verzichten? Und welche Filme kommen eh in zwei, drei Wochen, oder noch später, in die Kinos? Man erstellt Pläne, Tabellen, streicht widerwillig nur zu gerne Wahrgenommenes und disponiert um, steht Stunden lang in Schlangen an, muss dann an der Kasse doch wieder alles umschmeißen, weil das eine oder andere schon ausverkauft ist. Zwei Wochen lang läuft man nur mit einem Stapel Programmhefte unterm Arm durch die Stadt, rennt von Vorstellung zu Vorstellung, stets auf der Suche nach dem bestmöglichen Destillat aus der ungeheuren Angebotsfülle. Sozialer Kontakt zu nicht ganz so Filmbegeisterten wird zum Ding der Unmöglichkeit: die Erschaffung eines Mikrokosmos! Planet Potsdamer Platz mit den Trabanten am Zoo und am Friedrichshain, Haupstadt: Berlinale-Palast. Danach lehnt man sich erschöpft zurück, ist zwischen zehn und 50 Filmerfahrungen reicher (manche davon schon wieder am verblassen) und zwar irgendwie froh, dabei gewesen zu sein, aber eigentlich doch auch recht erleichtert, dass es das dann nun fürs Erste gewesen ist. Berlinale ist eine zweiwöchige, lustvolle Durchmilitarisierung des Alltages im Namen des Films, besser noch: der Filmleidenschaft.
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Ring – Das Original

Seine ungemeine Faszinationskraft bezieht RING – DAS ORIGINAL vor allem aus der gelungenen Verquickung einer gruseligen Geistergeschichte mit der schieren Undurchdringlichkeit unserer modernen medialen Lebenswelten. Die Kanäle, über die die Menschen kommunizieren, Informationen erhalten, muten dem einzelnen nicht selten wie geisterhaft an. Nicht umsonst ranken sich zahlreiche Verschwörungstheorien rund um die Medienwelt. Die Skepsis ob der medialen Verfügbarkeit und Steuerung jedweder Information, ist selbst heute, im 21. Jahrhundert, eine noch immer häufig anzutreffende, mündet nicht selten in hysterische Paranoia vor Manipulation und Machtmißbrauch. Was Wunder also, dass gerade der Horrorfilm sich immer wieder unseren Kommunkationskanälen zuwendet, darin das Grauen sucht und nicht selten wirkungsvoll zutage fördert!
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Das schwarze Reptil

Die Angst vor dem Anderen, ja das Andere überhaupt, ist die Grunderzählung des Horrorfilms, wenn sie nicht sogar dessen Bedingung der Möglichkeit (vgl. dazu Stefan Höltgen . „And Now For Something Completely Different – Alterität im Horrorfilm” in Splatting Image Nr. 52 / Dezember 2002) darstellt. So auch im vorliegenden Falle, DAS SCHWARZE REPTIL, dem 2. Teil aus der auf 20 DVDs angelegten Hammer-Collection aus dem Hause Anolis Entertainment, der ganz das Einbrechen des (exotisch) Anderen in einer eigentlich vertrauten, provinziellen Gegend schildert. Um ein humanoides Schlangenwesen geht es da, und um die unheilversprechende Exotik des fernen Ostens, aus dem eben jenes Schlangenwesen quasi importiert wurde. Ort des Geschehens ist ein kleines, englisches Dorf namens Cornwall, ebenfalls Schauplatz von PLAGUE OF THE ZOMBIES (Nächte des Grauens, angekündigt für Mai 2004), zur Zeit des 19. Jahrhunderts, in dem der mysteriöse „schwarze Tod“ die Runde macht, der seinem Namen der ungewöhnlichen Hautverfärbung seiner Opfer verdankt. Zwar wird gerne von natürlichen Ursachen gesprochen, eine Aufklärung der mysteriösen Todesreihe somit im Namen provinzieller Harmoniesucht vereitelt, doch möchte Harry Spalding, der erst vor kurzem mit seiner Ehefrau Valerie nach Cornwall gezogen ist, nicht so recht dran glauben, ist doch sein Bruder Charles, dessen Anwesen am Rande eines nahegelegenen Moores er übernommen hat, nur kurz zuvor dem „schwarzen Tod“ zum Opfer gefallen.
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Die Ritterinnen

Berlin-Kreuzberg, Ende der Achtziger. Das riecht nach brennendem Bolle, täglichen Plena, mal hier mal dort, bald zu dieser, bald zu jener Kampagne, nach IWF-Protest und verbitterten Patriarchatsdiskussionen. Aber auch nach Flucht aus der Provinz, anarchischem Freiheitsdrang, nach Befreiung von Spießermuff und dem Wunsch nach selbtbestimmten Leben. Kreuzberg, Ende der Achtziger – lang ist’s her.

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TWILIGHT SAMURAI

Seibei hat es sichtlich schwer: ein verarmter Samurai niederen Ranges ist er, seine Frau hat die Schwindsucht dahingerafft, die Mutter ist senil, erkennt ihren eigenen Sohn nicht mehr wieder, und zwei kleine Töchter, die versorgt sein wollen, gibt es auch noch. Der Samurai wird also, was bleibt ihm anderes übrig, Hausmann, das auch gar nicht schlecht, nur geht das natürlich sehr auf Kosten seines Rufes und Äußeren. Etwas Erleichterung kommt in den Haushalt, als sich Tomoe, eine Kindheitsfreundin Seibeis, die gerade aus einem brutalen Eheverhältnis geschieden wurde, um die Kinder zu kümmern beginnt. Eine Heirat steht für den unmotivierten Samurai dennoch aus, zu verbindlich ist noch immer sein Ehrverständnis, dass er einer Frau aus gutem Hause ein Leben in ärmlichen Verhältnissen zumuten möchte. Der Zufall will es, dass Tomoes Ex-Gatte Seibei zum Duell herausfordert und – mit etwas unorthodoxen Mitteln, einem Bambuspflocknämlich nämlich – von Seibei besinnungslos geschlagen wird. Dieser Erfolg, man spricht von Seibei unter der Hand, wegen der eigenen Hänseleien etwas eingeschüchtert und irritiert, respektvoll von einem großen Kämpfer, ist es dann auch, der ihm einen wichtigen Auftrag seines Clans beschert, den er – schweren Herzens, hat er sich doch längst schon an das häusliche Glück gewöhnt – auszuführen hat: Ein abtrünniger Samurai, der, Seibei nicht ganz unähnlich, am „Weg des Samurai“ ob der allgemeinen Umbruchszeiten – man befindet sich im Japan des 19. Jahrhunderts, nur am Rande angedeutet, etwa durch ferne Zuggeräusche – zu zweifeln beginnt, soll in seinem Anwesen, dort hat er sich verbarrikadiert, hingerichtet werden. Seibei sieht sich einem moralischen Dilemma existenziellen Ausmaßes gegenüber.
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