Good Advice

Der Stoff ist altbekannt: ein zynischer Börsenmogul, Ryan Turner (Charlie Sheen) verliert nach dem größtannehmbaren, zudem auch noch selbtverschuldetem Unglück nicht nur, in eben dieser Reihenfolge, sein Vermögen, den Job, die Wohnung und seine Freundin Cindy (Denise Richards), nein, er erhält, aufgrund dieser Kettenreaktion wieder auf den Boden der Tatsachen, auf die nackte Existenz zurückgestoßen, auch eine zweite Chance, es im Leben ganz einfach besser zu machen. Diese besteht in der Kolumne zur Partnerschaftsberatung seiner nunmehr Ex-Freundin in einer eher schlecht als recht laufenden Tageszeitung, die er – nachdem die Ex Hals über Kopf mit Sack und Pack mit dem nächstbesten, so zahlungskräftigen wie –willigen Macker nach Brasilien durchgebrannt ist – unter Vortäuschen falscher Tatsachen übernimmt.

Die Verwechslungen, die das zur Folge hat, Ryans Wandel vom arroganten Macho hin zum sensiblen „Frauenversteher“, sowie natürlich eine Liebesgeschichte unter erschwerten Bedingungen, das sind die genre-typischen Implikationen, auf die sich der Film im weiteren Geschehen konzentriert. Nun kann man ihm ohne weiteres vorwerfen, ein typisch banaler Vertreter des a priori schon als banal verschrienen Genres der „romantischen Komödie“ zu sein, dass er filmhistorisch eigentlich schon fast weniger als nur irrelevant sei (nämlich unnötig), dass er kein künstlerisches Projekt verfolge und auch in seinem Genre keinerlei Impulse setze. Alles ohne wenn und aber richtig, doch genauso gut kann man ihm auch attestieren, dass er seinen Job – knapp 90 Minuten harmloser, nichtiger Unterhaltung – grundsolide und in den besten Momenten sogar durchaus amüsant verrichtet.

Wie es sich gehört, gibt es in diesem Film kein „Grau“ zwischen den Fronten. Ryan ist zu Beginn zynisch und arrogant, und das mit jeder Faser seines Körpers, jeder Nuance seines Habitus. Seine Freundin Cindy ist, und bleibt dies im weiteren Verlaufe auch, zu jeder Sekunde maximal dämlich und kohlegeil, seine neue, noch zu erobernde Flamme, Page Henson (Angie Harmon), Herausgeberin der Tageszeitung und somit vollkommen ahnungslos Ryans Vorgesetzte, ist indes kulturell wie intellektuell anspruchsvoll, resolut und souverän und offenbart Ryan somit – denn das Genre verlangt ja eine zumindest der reinen Behauptung nach tiefergehende Persönlichkeitswandlung – eine Sichtweise auf die Dinge des Lebens jenseits von Zynismus und Karrieregeilheit. Stereotypen also, doch darüber lässt der Film auch keinen Moment lang Zweifel aufkommen. Ganz im Gegenteil macht es sogar auf gewisse Art und Weise Spaß zuzusehen, wie der Film alle Genre-Klischees lustvoll konstruiert, nur um dann vor allem Ryan ganz gehörig auf die Nase fallen zu lassen. Übermut kommt bekanntlich vor dem Fall.

Erwähnenswert auch, dass der Film seine Romanze durchaus charmant, wenn natürlich auch nicht umwerfend und wegweisend zu inszenieren versteht. Die Dialoge zwischen Ryan und Page sind zwar ohne Zweifel Produkt eines halbwegs gewitzten Drehbuchautors und kommen über diesen Status auch mit keiner Silbe hinaus, machen aber in diesem Rahmen Spaß. Man reibt sich aneinander, schenkt dem anderen verbal kein Stück Land, nähert sich aber dennoch beharrlich an und entwickelt in den besten Momenten sogar einen recht überzeugenden Wortwitz. Natürlich ist das nicht mit den spritzigen Wortduellen eines Woody Allen in seinen besten Zeiten zu vergleichen, der Witz bleibt meistens auch eher bodenständig, zotig oder bodenlos niveaulos wird es aber dennoch zu keiner Sekunde.

Ganz klar, GOOD ADVICE ist sicherlich kein Film, den die Welt noch gebraucht hat. Er wird aller Wahrscheinlichkeit nach auch nicht als spät entdecktes Meisterwerk in die Annalen der Filmgeschichte oder als Referenzfilm in die Filmographien der an seiner Schaffung Beteiligten eingehen. Vermutlich wird bereits in wenigen Jahren auch kein Hahn mehr danach krähen. Ein schlechter Film ist GOOD ADVICE deswegen aber mit Sicherheit nicht, er ist halt nur, und das ist sein selbstgewähltes Schicksal, im besten Sinne banal. Und weiß knapp 90 Minuten lang mit angenehm anspruchsloser Kurzweil zu unterhalten. Eine Kunst, die längst nicht alle banalen Mainstreamfilme beherrschen!

Good Advice
( Good Advice )
USA 2001
Regie: Steve Rash
Drehbuch: Daniel Margosis, Robert Horn
Kamera: Daryn Okada
Schnitt: Danny Saphire
Darsteller: Charlie Sheen, Denise Richards, Angie Harmon,
Jon Lovitz, Rosanna Arquette, Estelle Harris u.v.a.

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