Abgesoffen!

SWIMFAN versucht mit Altbekanntem zu locken: ein gutaussehender Junge vom College hat alles, was es braucht, um glücklich zu sein: Einen lukrativen Nebenjob, eine Freundin, die ihn liebt, ein Freundeskreis, der ihn unterstützt, und dann ist er auch noch einer der Topfavoriten im Schimmteam der Schule. Und richtig wichtige Talent Scouts haben sich für die kommende Woche obendrein auch noch angemeldet! Kann es denn besser laufen? Doch dann kommt da diese neue Schülerin, etwas geheimnisvoll wirkt sie. Nicht sonderlich attraktiv, aber doch sehr interessant. Sie umgarnt ihn etwas, man verabredet sich zum Kaffee, ganz zufällig vergisst sie ihr Notizbüchlein – darinnen hier und da seine Initialen, das macht ihn neugierig – im Wagen des Sportlers, ein weiteres Treffen ist somit sichergestellt! Natürlich landet man, nein, nicht im Bett, sondern im Schwimmbecken, wo man dann doch glatt auch noch 'ne Nummer schiebt. Sie sieht darin bereits eine Liebesbeziehung epischen Ausmaßes, er hingegen hätte das ganze lieber gestern als heute vergessen. Sie lässt nicht ab, er gibt nicht locker, die Trennung schmerzt. Die Rache hingegen noch weit mehr: Den Job ist er nach einer Sabotage los, die Freundin landet im Krankenhaus, er verliert seinen Posten als Schwimmer wegen Dopingverdachts, der beste Freund landet tot unter der Erde. Das vormalige Paradies wird zur Hölle, jetzt geht's dem achtlosen Jungen selbst ans Leder.

Denkbar unerhebliches also, was uns SWIMFAN präsentiert, Konventionelles allenthalben. Natürlich, ein Spiel mit den Konventionen, auch ein Spiel innerhalb Konventionen, das muss noch lange nichts schlechtes sein – (nicht nur) Wes Craven hat es mit den Scream-Filmen vorgemacht -, doch SWIMFAN begeht den sträflichen Fehler, sich mit der eigenen Durchschnittlichkeit zufrieden zu geben. Die Inszenierung ist über weite Strecken hausbacken, man möchte fast sagen: anachronistisch, und verzichtet auf, gerade für das Thrillergenre doch eigentlich essentielle, technische Mätzchen und Finessen, was letzten Endes für den Look eines TV-B-Movies sorgt, wie man ihn dann und wann im Spätabendprogramm von RTL2 aufschnappen kann – dafür muss man beileibe nicht ins Kino gehen.

Auch die darstellerischen Leistungen sind, um es kurz zu machen, unbefriedigend: das ist alles weitgehend hölzern, allesamt scheinen beim Casting für einen großen Teeniefilm durchgefallene Newcomer zu sein, zu keinem Zeitpunkt nimmt man dem Racheengel des Filmes seinen Feldzug ab. Würde sich der Film nicht so endlos ziehen, man könnte es stellenweise unfreiwillig komisch finden.

Final tödlich für jeden Thriller ist es jedoch, wenn er keine Spannung bietet. Nervenkitzel, wohliges Gruseln, gar Suspense möchte sich kaum einstellen – einzig für etwas Spannung sorgt der Moment, als die eigentliche Freundin des jungen Mannes – die Namen, ach, ich habe sie schon vergessen – lachend hinter dem Flachbildmonitor des PCs hervorspringt, während auf dem Monitor, nur wenige Zentimeter von ihrem Gesichtskreis entfernt, ein überdimensionales, über's Web geschicktes Beinahe-Nacktbild der Zurückgesetzten zu sehen ist. Das macht den Braten, verständlicherweise, noch lange nicht fett: Im Rest des Films herrscht über weite Strecken gähnende Langeweile, die vor allem einer steten Vorausberechenbarkeit geschuldet ist. Dass mit der Verhaftung des Racheengels gegen Ende noch nicht das letzte Wort gesprochen ist – so sicher wie das Amen in der Kirche! Und der Film gibt sich auch jede Mühe, exakt diese Erwartungen zu erfüllen.

Von einem Thriller aber erwartet man sich, in der Regel, eher das Gegenteil: das Unerwartete, das Entfremdende, das Überraschende. Hier wäre etwas weniger Planscherei im Schwimmbecken, sondern eher die eine oder andere Nachhilfestunde wünschenswert gewesen.

Swimfan
( Swimfan, USA 2002 )
Regie: John Polson
Drehbuch: Charles F. Pohl, Philip Schneider
Kamera: Giles Nuttgens
Schnitt: Sarah Flack
Musik: John Debney, Louis Febre
Darsteller: Jesse Bradford, Erika Christensen, Shiri Appleby, Kate Burton, Clayne Crawford, u.a.

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