Fragt man nach den Gemeinsamkeiten der Filme des 1995 verstorbenen Filmregisseurs Louis Malle, so muss die Antwort überraschenderweise „ihre Unterschiedlichkeit“ lauten. Malle hat in vielen Ländern gedreht, viele Genres bedient und ist dabei nicht selten stilbildend gewesen. Der Erfolg beim Publikum und den Kritikern ist ihm dabei zumeist sicher gewesen. Nur mit wenigen Ausnahmen, wie seinem 1975 entstandenen Film „Black Moon“, konnten die meisten Zuschauer nichts anfangen. Das sich bis heute bei „Black Moon“ nur ein wenig geändert hat – vielleicht einer der Gründe dafür, dass der Film erst jetzt als DVD in Deutschland erscheint.
»den langweiligen Teil weglassen«
Umberto Eco hat 1989 über den Pornofilm resümiert: „Wenn die Protagonisten des Films länger brauchen, um sich von A nach B zu begeben, als man es sehen möchte, dann handelt es sich um einen Pornofilm.“ Ende der 1980er Jahre schien diese Aussage trotz all ihrer Ironie noch zuzutreffen: Das Kino war langsamer und gerade Filme, in denen es schnell „zur Sache“ gehen muss, haben durch die Länge ihre Einstellungen mehr Erwartungen im Zuschauer aufgebaut als das Kommende dann häufig rechtfertigen konnte. Mit der zunehmenden Dynamisierung der Montage, angeleitet durch die Ästhetiken des Musikfernsehens hat sich zusätzlich eine Ungeduld im Zuschauer breitgemacht, die es heutigen, jüngeren Generationen angeblich schon schwer machen soll, Plansequenzen in Filmen wie „Spiel mir das Lied vom Tod“ überhaupt noch pausenfrei durchzustehen. Diese „junge Generation“ von Filmzuschauern scheint genau die Zielgruppe von Filmen wie „Speed Racer“ oder „Jumper“ zu sein. Erstaunlich, dass gerade letzerer einen der ältesten Filmtricks überhaupt benutzt, um derartig neu zu wirken.
Jedem sein Kino
Die internationalen Filmfestspiele in Cannes feierten dieses Jahr ihr 60-jähriges Bestehen. Zeit, diesem vielleicht wichtigsten Festival des Kinos überhaupt einmal ein Dankeschön auszurichten und ein filmisches Denkmal zu setzen. Wer wäre geeigneter dazu als die zahlreichen Regisseure, die dort Preise gewonnen, Berühmtheit erlangt und sich in den Juries engagiert haben? „Chacun son Cinéma“ – „Jedem sein Kino“ heißt eine Komplilation mit 33 Kurzfilmen von 36 Regisseuren, jeder nur wenige Minuten lang und alle mit einem zentralen Thema: Das Kino muss darin vorkommen.
Wenn einer eine Zeitreise tut …
Zwei Zeitreisefilme sind im Jahr 1984 in den USA erschienen, deren Erzählparadigmen einander merklich gleichen. James Cameron begründet mit „Terminator“ seine Laufbahn als Regisseur. Zusammen mit seiner Co-Drehbuchautrin Gale Anne Hurt erzählt er die Geschichte eines in der Zeit versprengten Soldaten, der aus der Zukunft in die Gegenwart des Jahres 1984 gereist ist, um dort eine Frau zu findn, deren (Über)Leben er sichern soll. Verfolgt wird er von der feindlich gewordenen Technologie seiner Zeit in Form eines Cyborgs, der seinen Auftrag zu verhindern trachtet. Natürlich „finden“ sich der Zeitreisende und die Frau im Verlauf des Films und kommen einander näher und natürlich formuliert der Zeitreisefilm in diesem Zusammentreffen auch das Paradox zwischen Hier und Dort, Jetzt und Dann. John Carpenter produzierte im selben Jahr den Zeitreisefilm „Das Philadelphia Experiment“, der eine ganz ähnliche Geschichte – nur unter umgekehrten Vorzeichen – erzählt:
Biografische Katastrophe
Biographische Vergangenheitsbewältigung im Film hat es zuhauf gegeben. Neben den Bildern des Erinnerns nimmt das Verdrängen und Vergessen einen besonderen Stellenwert ein. Denn es ist ein besonders reizvolles filmisches Motiv, dem Zuschauer Einblick zu gewähren in die »kranke Welt« des Protagonisten. Wir sind in der Lage, seine Welt so verzerrt und fragmentiert wahrzunemen, wie er sie wahrnimmt, und werden gezwungen, das zu übersehen, was er übersieht. Wir adaptieren seine Lebenslügen. Als Gesunde erlaubt uns das Kino, für kurze Zeit mit dem kranken Protagonisten krank zu werden.
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Zombie 5
Was wir über Zombies wissen, das wissen wir aus den Massenmedien. Filme und Bücher (zuletzt vielleicht Max Brooks’ „Zombie Survival Guide“) haben die Regeln des Sub-Genres erweitert, die George A. Romero 1968 mit „Night of the Living Dead“ und 1978 mit „Dawn of the Dead“ aufgestellt hat. Seine Epigonen aus Italien, Frankreich, Spanien, den USA, Japan und anderswo haben sich zumeist daran gehalten und damit die Umrisse des Zombiefilms immer klarer herausgearbeitet, die es heute ermöglichen, das Motiv aus dem Horrorfilm in andere Genres zu überführen. Zombies tauchen nun als politische Botschafter (Joe Dantes Kurzfilm „Homecoming“) oder Witzfiguren (Edward Wrights „Shaun of the Dead“) auf. Und sogar zu Sinnbildern für (bittere) sozialpolitische Kommentare sind sie jüngst (etwa in Andrew Curries „Fido“) geworden. Was Romero seinem eigenen Mythos, der sich also zweifelsfrei längst von seinem Schöpfer emanzipiert hat, noch hinzuzufügen hat, versucht sein fünfter Zombiefilm „Diary of the Dead“ zu klären.
RE: Kannibalen
Über den Fall des so genannten „Kannibalen von Rotenburt“ ist so viel wie zuvor wohl seit der Mordserie Jürgen Bartschs nicht mehr in den Medien zu lesen gewesen. Der skandalöse Tabubruch, dass ein Mensch einen anderen isst und dies auch noch mit dem Einverständnis des Opfers geschieht, hat ein kulturelles Trauma ausgelöst, das die Medien zu ununterbrochenen Erklärungsversuchen genötigt hat. Die „Wahrheit“ über den Fall und die „ganze Geschichte“ hat indes wohl nur einer zu erzählen: der Täter, der nun zu lebenslanger Haft verurteilt im Gefängnis sitzt. Ein geschäftstüchtiger Journalist, Günter Stampf, hatte sich die Publikationsrechte zur Fallgeschichte beizeiten gesichert und noch bevor sich die erste Aufregung in der Sache gelegt hatte, Bücher und Filme angekündigt. Während Produktionen Dritter (etwa der US-amerikanische Spielfilm „Rohtenburg“) einige Schwierigkeiten hatten, sich gegen die Persönlichkeitsrechte des Täters durchzusetzen (und besagter Film aus diesem Grund hierzulande sogar gar nicht erscheinen durfte), hat Stampf im Hintergrund an einer dreiviertelstüdidigen Dokumentation über den Fall für den Sender RTL gearbeitet, die am 15. Oktober 2007 ausgestrahlt wurde – etwa zur selben Zeit als auch Stampfs Buch „Interview mit einem Kannibalen“ auf dem Markt erschien. Nun ist der Dokumentarfilm in einer längeren Fassung als DVD erschienen und verspricht „unzensiert unveröffentliches Material“ auf die Mühlen des öffentlichen Kannibalen-Interesses zu gießen.
Eine fremde, seltsame Welt
Der im Jahr 2000 verstorbene New Yorker Paul Bartel war vieles zugleich: Drehbuchautor, Regisseur, Produzent, Komponist – zuallererst und am häufigsten jedoch war er Schauspieler. Dort, wo er zu sehen war, brachte er oft eine nur schwer zu benennende Komik in die Film ein; seine Figuren waren nicht selten angelegt zwischen Spießer, Vaterfigur und nonkonformistischem Egozentriker. Häufig war er nur eine Randfigur, wurde – wie etwa in Carpenters „Escape from L.A.“ – nur für einen kurzen Auftritt in einer Nebenrolle gecastet. Doch solche Figuren holten stets aus immer das Image Bartels in die Filme mit ein. Sein vielleicht wichtigster Film, weil er in ihm die meisten Funktionen übernommen hat (eigentlich alle oben aufgezählten), ist jedoch der 1982 entstandene „Eating Raoul“, der das Image Bartels wie kein zweiter festigte.
Das Sein zum Untode
Abel Ferraras Filme entstammen einem Zwischenreich. Die einen können und wollen kaum verhehlen, dass sie Genrekino sind („Ms. 45“, „The Driller Killer“, „Body Snatchers“), die anderen bekennen sich zum Arthouse (zuletzt vor allem der erstaunlicherweise unbemerkt gebliebene „Mary“). Und dann gibt es immer wieder solche Filme im Werk Ferraras, die selbst unentschieden zwischen beiden Sphären changieren: „Bad Lieutenant“ etwa oder der bereits 1995 erschienene „The Addiction“, der sich zwischen intellektueller Milieustudie und Vampirdrama ansiedeln ließe. „The Addiction“ ist nun nach langer Zeit endlich auf DVD erschienen.
Momente von Memento
Nicht-lineare Erzählungen gehören mittlerweile zum Standardrepertoir des Mainstream-Kinos. Die Zuschauer haben sich mit Filmen wie „Groundhog Day“, „Memento“ oder „Lost Highway“ an den Aufbruch der erzählten Zeit gewöhnt, so dass dieses Verfahren nicht mehr nur dazu genutzt werden kann, die „ästhetische Brüchigkeit“ von Erzählen in der Moderne zu charakterisieren, sondern es für bestimmte Narrationen zu funktionalisieren. Vor allem der fantastische Film bedient sich nicht-linearer Erzählweisen, um seine Protagonisten selbst in Zeitschleifen gefangen zu nehmen, sie durch die Zeit (via Jump-Cut und Ellipse) zu transportieren und daraus möglichst geläutert zu entlassen. Mit Mennan Yapos „Die Vorahnung“ ist diese Erzählweise nun scheinbar vollends in Hollywood angekommen, könnte man sagen, denn sowohl die Darsteller als auch der Sujet des Films haben bislang stets nach linearer Entwicklung verlangt.
Die Nacht des lebenden Suizidanten
Aus dem Bewusstsein, dass der Horror und das Unheimliche oft als verdichtete und verschobene Motive für latente psychische Zustände gelesen wurden, hat sich in den vergangenen Jahren ein regelrechter Boom des „Veroffensichtlichens“ ergeben. Stand beispielsweise der Vampirismus Ende des 19., Anfang des 20. Jahrhunderts etwa für die gesellschaftlich verdrängte, individuell aber zusehends aggressiver werdende Sexualität, so wird er in den zahlreichen erotischen und pornografischen Vampirfilm-Hybriden heute dieser Subtilität entkleidet, verliert damit einerseits zwar seine kathartische Funktion, zeigt aber andererseits den Grad an Aufklärung und Emanzipation des Rezipienten über diese latenten Zustände. Dass den Zombiefilm dieses Schicksal auch ereilen würde, war nur eine Frage der Zeit. Der Brite Andrew Parkinson („I, Zombie„, „Dead Creatures„) und ein wenig später der deutsche Regisseur Mathias Dinter („Die Nacht der lebenden Loser“) haben diesen Weg beschritten und aus Zombies Funktionen gemacht. Nun ist „Boy eats Girl“ auf DVD erschienen und macht es Dinter leider allzu genau nach.
Ein seltsames Spiel …
Vor zehn Jahren ist Cominic Ancianos und Ray Burdis „Filmexperiment“ mit dem Titel „Final Cut“ erschienen und es hat bis heute gedauert, bis der Film hierzulande auf DVD erhältlich war. Das mag angesichts der Unmengen von Filmen, die niemals einen deutschen Verleih finden werden, vielleicht nicht verwundern. Dass hingegen Jude Law, der die vermeintliche Hauptrolle in „Final Cut“ spielt, nicht einmal als Zugpferd für die Auswertung herhalten konnte, macht skeptisch. Und tatsächlich sind es wohl auch die enormen dramaturgischen und ästhetischen Schwächen, die „Final Cut“ so lange in der Warteschleife gehalten haben. Jetzt sind sie für jedermann sichtbar auf einer DVD von „Galileo Medien“.
Ich, filmend
Mit der Einstellung der Produktion der „Kodadchrome 40“-Kassetten im Frühjahr 2006 hat die Schmalfilmszene in Deutschland entgültig zu existieren aufgehört. Wer jetzt noch auf Super-8 filmen will, muss auf andere Technologien ausweichen – kompliziertere Technologien, denn die praktischen Kassetten mit den dreieinhalb Minuten Filmzeit, die einfach nur eingelegt werden mussten, waren vielleicht der Grund dafür, dass es eine so vielgestaltige Filmer-Szene gegeben hat. Dieser Szene huldigte Robert van Ackeren bereits 1980 mit seinem Komplilationsfilm „Deutschland Privat“, den er aus hunderten ihm zugesandter Schmalfilme zusammen montiert hat. Da natürlich mehr Material übrig geblieben ist als verwendet wurde, dachte van Ackeren sich, mit einem zweiten Teil dem Schmalfilm anlässlich dessen Untergangs ein Denkmal zu setzen: „Deutschland Privat – Im Land der bunten Träume“.
Tales from the Scrap
In den frühen 1980er Jahren, als die „Twilight Zone„-Fernsehserie es gerade unter prominenter Beteiligung ins Kino geschafft hatte und kurz bevor die „Tales from the Darkside“ gerade das Fernsehprogramm eroberten, erschien von einem schon damals sehr erfolgreichen Autorengespann ein Episodenhorrorfilm, der in Sachen Bildästhetik und Erzählhaltung stilbildend werden sollte. „Creepshow“ war das Kind des Schriftstellers Stephen King und des Horrorfilmregisseurs George A. Romero – die erste Kooperation der beiden – und erzählte im Stil der US-amerikanischen „EC Comics“ fünf gruselige, groteske und streckenweise grausame Geschichten mit übersinnlichem Charakter. Unter der Regie Michael Gormicks setzten beide 1987 „Creepshow“ mit einem zweiten Teil fort, der zwar nicht ganz die Qualität des Erstlings erreichte, aber immerhin eine typische Handschrift trug, die die Fans beider Künstler ins Kino zog. Der dritte Teil hat nun leider weder etwas mit Stephen King noch George A. Romero zu tun und vielleicht liegt es daran, dass er den Tiefpunkt der Trilogie darstellt.
Die Wurzeln des Bösen
Man ist verleitet, einen Film, der, wie „Acacia“, das Thema Familie so eng an das Motiv eines Baums koppelt, auf der symbolischen Ebene zu lesen und vielleicht Metaphern wie den „Stammbaum“ oder die „familiären Wurzeln“ als Strukturprinzipien der Erzählung auszumachen. Bei „Acacia“ wäre ein solches Vorgehen jedoch zu nahe liegend und würde vielleicht dazu führen, viele Facetten des Films zu übersehen oder unterkomplex und klischeehaft zu deuten. Dass man überhaupt zu solch einer Lektüre verführt wird, liegt zum einen am Untertitel, den der Verleiher e-m-s dem koreanischen Film gegeben hat (eben: „Wurzeln des Bösen“), andererseits daran, dass in „Acacia“ viele Stil- und Motivtraditionen des westlichen Kinos aufgegriffen und mit denen des ost-asiatischen Geisterfilms amalgamiert werden.
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Reise ins Vergessen
Wenn in französischen Filmen kleine Mädchen allein eine Reise unternehmen, bekommt der Ernst des Lebens unter Umständen schon einmal einen anderen Rhythmus. Als Louis Malle 1960 die kleine Zazie durch Paris schickt, wird die Stadt dem Willen des Mädchens unterworfen und zu ihrem Kinderzimmer. In Safy Nebbous „Le Cou de la Giraffe“ ist es die neunjährige Mathilde (Louisa Pill), die eines Nachts heimlich das Haus verlässt, indem sie allein mit ihrer Mutter Hélène (Sandrine Bonnaire) wohnt, um ihren Großvater Paul (Claude Rich) aus dem Altersheim abzuholen. Mit ihm will sie die verschollene Großmutter aufsuchen, die vor 30 Jahren Paul und Hélène verlassen hat. Wo sich diese aufhält, weiß Mathilde aus einem Stapel ungeöffneter Briefe, in denen ihre Großmutter versucht hat, mit Paul und seiner Tochter in Kontakt zu bleiben. So brechen die beiden schließlich zum Küstenstädtchen Biarriz auf. Die besorgte Hélène findet schließlich heraus, was ihre Tochter und ihr Vater vorhaben – weiß jedoch etwas mehr als die beiden und reist ihnen nach.
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Flöhe im Waschbärpelts
Der italienische Regisseur Dario Argento gehört zu denjenigen Filmemachern, deren kontinuierlicher Output das Gesicht des europäischen Genrefilms seit über drei Jahrzehnten mitbestimmt. Angefangen als typischer Vertreter des „Giallo“-Thrillers in den frühen 1970er Jahren über Horrorfilme in den 1970er und 1980er Jahren bis hin zu Horror- und Mysterystoffen, die Argento bis heute inszeniert, zählt er sicherlich zu den „Masters of Horror“ und damit zur Reihe illustrer Regisseure, denen der Produzent Mick Garris seit 2005 eine Kurzfilmreihe widmet. In dieser dürfen sich Genregrößen wie Stuart Gordon, Joe Dante, Tobe Hooper, John Carpenter und einige andere an knapp einstündigen Kurzfilmen versuchen, die oft die spezifische Handschrift, die die Macher in ihrer Karriere entwickelt haben, aufgreift und in der „kleinen Form“ verdichtet. Gerade das ab Mitte der 1990er Jahre zunehmend desaströser geratene Alterswerk Argentos zeigt in beiden bislang von ihm inszenierten „Masters of Horror“-Episoden deutlich, dass diese Hommagen nicht immer ihren Zweck erfüllen.
Wahnsinn mit Routine
Die konstruktivistische Psychologie sieht in der Wahnvorstellung des Psychotikers nicht einfach eine „falsche Wahrnehmung“; sie geht vielmehr davon aus, dass zwischen der Wirklichkeit erster Ordnung (die uns allen in ihrem Sosein verschlossen ist) und der zweiter Ordnung (die nur als Bild in unserem Gehirn existiert) lediglich eine „schlechte“, das heißt: leidensverursachende interpretatorische Verbindung besteht. Der Psychotiker kann also geheilt (oder sein Leid zumindest gemindert werden), wenn seine Interpretation der Wirklichkeit einen anderen Verlauf nimmt. Dann zum Beispiel leidet er nicht mehr darunter zu glauben, ein Cyborg zu sein, er sieht es als Chance.
Der weibliche Blick
Dem Serienmörderfilm ist kaum noch eine originelle Perspektive abzugewinnen. Neben den zahllosen Varianten des Slasherfilms, den ontologischen Annäherungen an kriminalhistorisch authentische Fälle und den ästhetischen Versuchen, den „Mord als eine schöne Kunst“ zu betrachten, hat es auch immer wieder Filme gegeben, die den Seriemord allein als Plateau für die Auseinandersetzung mit politischen, kulturellen oder moralischen Fragestellungen inszenierten. Er eignet sich deshalb so gut für derlei „Instrumentalisierung“, weil sich in dieser Verbrechensart so viele Fragen und Probleme der Moderne wiederfinden. Karen Moncrieffs „The Dead Girl“ geht der Frage nach, welche Formen von sozialer Interaktion ein bestimmter Mordfall (als ein Glied in einer Serienmord-Kette) nach sich zieht.
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Wie in einem Schauerroman
Die Talentschmiede um Stewart Gordon hat in den 1980er und 1990er Jahren zahlreiche, der breiten Öffentlichkeit kaum bekannt gewordene Filme, Schauspieler und Regisseure hervorgebracht. Zu letzteren zählt etwa Brian Yuzna, der mit Gordon das Drehbuch zu „From Beyond“ auf der Basis einer Erzählung von H. P. Lovecraft verfasst hatte. Yuzna führt auch Regie in einer Eposode des Films „Necronomicon“, der ebenfalls auf Erzählungen Lovecrafts beruht und in vielen Details Gordon-Filmen wie „From Beyond“, „Re-Animator“ oder „Castle Freak“ ähnelt. Und auch die Darstellerriege führt Schauspieler vor, die gleichsam zum Synonym für Yuzna/Gordon-Filme geworden sind.

