Berlinale 2011 – Bärenstark

Wahrheit und Schuld – um diese beiden zentralen Themen geht es in Asghar Farhadis brillantem Drama „Nader and Simin, A Separation“ („Jodaeiye Nader az Simin“). Die Wahrheit wird sich – wie in Akira Kurosawas Klassiker „Rashomon“ – als eine Frage der Perspektive erweisen. Oder anders gesagt: Als ein Puzzle, dessen einzelne Teile zusammen kein kohärentes Bild ergeben. Die Schuldfrage wiederum gestaltet sich zunehmend unentscheidbarer: In „Nader and Simin, A Separation“ gibt es nicht einfach nur gerechtfertigte oder kriminelle Handlungen, sondern auch solche, die zugleich gerechtfertigt und kriminell sein mögen. Das Justizsystem, welches über Recht und Unrecht zu entscheiden hat, offenbart angesichts solcher Veruneindeutigungen seine fundamentale Unfähigkeit, eine offene, vielschichtige Wirklichkeit nach rigide vorformulierten Paragraphen zu beurteilen. „Berlinale 2011 – Bärenstark“ weiterlesen

Berlinale 2011 – Holt den Vorschlaghammer raus

„Medianeras“ ist einer jener Filme, die all das Mittelmaß, dem man auf einer Berlinale begegnet, vergessen lassen – ein Werk, das all die auf der Suche nach Festivalperlen erlebte Langeweile ausgleicht. In „Medianeras“ geht es um Einsamkeit, urbane Anonymität, Depressionen, Phobien und Selbstzweifel. Der argentinische Regisseur Gustavo Taretto vollbringt das kleine Wunder, diesen bedrückenden Themen enorm viel Humor abzugewinnen und ihnen dennoch in die Tiefe nachzuspüren. Sein Film nimmt die Figuren in ihrem Leid ernst und lacht verzweifelt mit ihnen statt über sie. „Medianeras“ beginnt mit einer grandiosen Collage der Architektur von Buenos Aires und fragt nach den Auswirkungen dieses Stadtbilds auf das menschliche Befinden. „Berlinale 2011 – Holt den Vorschlaghammer raus“ weiterlesen

Berlinale 2011 – Disconnected

Die Eltern des etwa 17-jährigen Emo-Jungen Dominik (Jakub Gierszal) sind erfolgreich, wohlhabend und attraktiv. Nur eines sind sie nicht: gute Eltern. Ihr rasanter beruflicher Aufstieg geschieht auf Kosten einer immer schwächer werdenden Verbindung zu ihrem Sohn. Dass er die Schule schwänzt, weil er dort wegen seiner homosexuellen Neigungen gemobbt wird, bemerken sie ebenso wenig wie, dass die Online-Community ‚Suicide Room‘ für ihn zum Familienersatz wird. Als Dominik sich tagelang in seinem Zimmer einschließt, reißt der Vater das DSL-Kabel aus der Wand und kappt damit auch die emotionale Verbindung komplett. Dominik kann sein Internet-Forum nicht mehr betreten und droht in seiner Verzweiflung sein Zimmer zum ‚Suicide Room‘ zu machen. Aus dem geltungssüchtigen Spiel der mit ihren vermeintlichen Selbstmordabsichten kokettierenden User wird bitterer Ernst, als Dominik tatsächlich den finalen Logout versucht. „Berlinale 2011 – Disconnected“ weiterlesen

Berlinale 2011 – Mit Brecht die Illusion brechen

„Folge mir“, ein experimentelles Drama über den in völliger Apathie und Verwahrlosung endenden Zerfall einer scheinbar normalen Familie, dürfte Freunden avantgardistischer Schauspiel-Theorien gefallen – und wahrscheinlich auch fast nur diesem Zuschauer-Typus. Johannes Hammels Film merkt man die beinahe jugendlich wirkende Freude am Austoben seiner Vorstellungen von ästhetischen Provokationen deutlich an. Weder der Plot noch die Schwarz-Weiß-Bilder sind die zentralen Elemente von „Folge mir“, sondern die zahlreichen Irritationen und Verfremdungen. Dieses ständige ironische Augenzwinkern ist nicht nur anstrengend, es wirkt auch ziemlich angestrengt. „Berlinale 2011 – Mit Brecht die Illusion brechen“ weiterlesen

Berlinale 2011 – Norwegische Seelenlandschaften

Zwei Frauen wandern durch eine einsame, verschneite Bergwelt. Noch bevor die ersten Worte gesprochen werden, grundiert die seelische Zustände reflektierende Landschaft die Stimmung des Films und charakterisiert zugleich die Figuren. Die winterlich-kalten Farben Weiß und Blau dominieren die Palette und deuten das zentrale Problem von Solveig (Ellen Dorrit Petersen ) und Nora (Marte Magnusdotter Solem) metaphorisch an: Die Beziehung der beiden ist eingefroren, eine eisige Decke des Schweigens hat sich über ihr Miteinander gelegt. Ein am Beginn noch chiffriertes Bild wird ein zweites Mal im Film auftauchen und den Grund der Beziehungsprobleme aufzeigen. In „The Mountain“ („Fjellet“) geht es nicht etwa um ein allmähliches emotionales Erkalten durch Alltagsroutine. Ganz im Gegenteil: Es gibt einen abrupten, datierbaren Bruch. Solveig und Nora sind diesen Weg schon einmal gegangen, damals mit ihrem gemeinsamen Sohn Vetle – zurück gekehrt sind damals nur die beiden Frauen. „Berlinale 2011 – Norwegische Seelenlandschaften“ weiterlesen

Berlinale 2011 – Teacher in the Twilight

Das Vampirfilm-Genre ist seit dem Erfolg einer christlich-konservativen Filmreihe in den Augen von Cineasten ziemlich diskreditiert worden. Viel mehr kann man der Figur des immer schon erotisch konnotierten Vampirs nicht schaden, als wenn sie man als trojanisches Pferd für eine sexualfeindliche Askese-Ideologie instrumentalisiert. Shunji Iwais poetisches Drama „Vampire“ trägt zur Rehabilitation der auf Zelluloid gebannten Blutsauger bei, hat aber an sich wenig mit dem Horrorgenre und noch viel weniger mit Vampirmythologie gemeinsam. Stattdessen rückt Iwai („All about Lily Chou-Chou“, „Swallowtail Butterfly“) den Vampir aus der Sphäre des Übernatürlichen heraus und erdet ihn – wie George Romeros „Martin“ oder Claire Denis‘ „Trouble every day“ – durch Vermenschlichung. „Berlinale 2011 – Teacher in the Twilight“ weiterlesen

Berlinale 2011 – Konventionellerweise unkonventionell

Oliver Tate (Craig Roberts) ist ziemlich gut in der Schule, was sich folgerichtig in einem nicht besonders guten Ruf niederschlägt. Abends liest er in Wörterbüchern oder stellt sich vor, wie die Welt reagieren würde, wenn er stürbe. Geht es auf dem Schulhof einmal ruppig zu, ist der intellektuell überentwickelte 15-Jährige meist der Unterlegene. Auch in sozialen Situationen wirkt der etwas verklemmte Junge nicht immer souverän. Diese Mischung aus geistigem Überflieger und emotionalem Analphabeten nutzt „Submarine“ als Basis für viel Situationskomik und Wortwitz. „Berlinale 2011 – Konventionellerweise unkonventionell“ weiterlesen

Berlinale 2011 – Ein Film für Inner- und Außerirdische

„Life in a Day“ ist auf den ersten Blick ein Vorzeigekind des Web 2.0. Am 24. Juli 2010 begleiteten Tausende Menschen aus aller Welt ihren Alltag mit einer Kamera. Die Online-Plattform Youtube hatte dazu aufgerufen – mit dem Ziel, aus den Clips einen Dokumentarfilm über das menschliche Leben an sich zu gestalten. Das klingt sehr demokratisch und selbstbestimmt. Allein, bei über 4.500 Stunden Videomaterial aus 192 Ländern bedarf es eines Mitarbeiterstabs, der all die Einsendungen sichtet, daraus Szenen willkürlich und autoritär auswählt und schließlich zu einem inhaltlich kohärenten Werk montiert. Diese Arbeit hintergeht einerseits die Ideale des Web 2.0, ist aber zugleich die größte Leistung von „Life in a Day“. Dem Team um Regisseur Kevin MacDonald, Produzent Ridley Scott (Regisseur von „Alien“, „Blade Runner“) und Cutter Joe Walker ist es gelungen, aus der unübersichtlichen Bilderflut einen zusammenhängenden 95-minütigen Kinofilm zu machen. „Berlinale 2011 – Ein Film für Inner- und Außerirdische“ weiterlesen

Britspotting 2011 – Wolfzeit

Im Ausnahmezustand gibt es weder Recht noch Unrecht, da alle Gesetze wirkungslos sind und durch die Willkürherrschaft des Stärksten ersetzt werden. Das Ordnungsprinzip einer zusammen gebrochenen Gesellschaft beruht nicht mehr auf sozialem Status, moralisch gebundenen Verhaltensregeln und dem Primat des Intellekts – was zählt, ist allein die physische Stärke, die Fähigkeit zur Ausübung von Gewalt und Zwang. In Conor Horgans post-apokalyptischem Drama „One Hundred Mornings“ ist dieser Zustand eingetreten: Thomas Hobbes‘ Kampf aller gegen alle hat begonnen, die Menschheit ist zum längst überwunden geglaubten Sozialdarwinismus zurück gekehrt. Survival of the fittest, so heißt das neue, uralte Gesetz. „Britspotting 2011 – Wolfzeit“ weiterlesen

Tschaikowski als Body Horror

Kann man einem Film vorwerfen, dass er nicht ernst zu nehmen ist, wenn dieser Film gar nicht beansprucht ernst genommen zu werden? „Black Swan“ wird jene enttäuschen, die ein profundes Drama über eine psychotische Künstlerpersönlichkeit erwarten – wer hingegen an selbstironischem Horror und opernhaftem Spektakel seine Freude hat, dem dürfte Darren Aronofskys neuer Film gefallen. Mit dem Bildungsbürger-Blockbuster „Black Swan“, der die psychische Desintegration einer Prima Ballerina während der Arbeit an Tschaikowskis „Schwanensee“ zeigt, ist der einstige Arthouse-Regisseur endgültig im Affekt-und-Effekt-Kino Hollywoods angekommen. „Tschaikowski als Body Horror“ weiterlesen

Britspotting 2011 – Lachen gegen die Terror-Angst

Die CSU – bekanntermaßen ein bayerischer Zusammenschluss von Filmexperten und Medienwirkungs-forschern – will die Terror-Satire „Four Lions“ nicht in deutschen Kinos laufen lassen, weil der Film Moslems verärgern könnte. Damit rückt im Jahr 2011 – neben reaktionär-autoritären Maßnahmen wie Verbot und Zensur – letztlich der Straftatbestand ‚Blasphemie‘ wieder ins Zentrum einer säkularen, westlichen Gesellschaft. Dabei heißt es doch sonst gerade von rechter Seite, die Terroristen hätten ’schon gewonnen‘, wenn wir aus Rücksicht auf sie unseren Lebensstil einschränken würden. In Großbritannien, Frankreich und den Niederlanden – allesamt Staaten mit einem hohen muslimischen Bevölkerungsanteil – lief der Film bereits, zur Überraschung der CSU folgten keinerlei Selbstmordattentate. Ganz im Gegenteil: Kunst kann eine befreiende, Ängste kurzzeitig überwindende Wirkung haben, indem sie uns dazu bringt, über die Gegenstände unserer kollektiven Ängste zu lachen. „Britspotting 2011 – Lachen gegen die Terror-Angst“ weiterlesen

Britspotting 2011 – Entgeisterte Schränke

Die Angst vor Gespenstern im Schrank endet nicht mit der Kindheit. Ganz im Gegenteil: Je älter ein Mensch wird, desto zahlreicher werden auch seine Geheimnisse und Traumata, die oft selbst dann noch im Hintergrund herum spuken, wenn man sie erfolgreich verdrängt zu haben glaubt. Wäre „Skeletons“ – Ende Januar auf dem Berliner Festival „Britspotting“ zu sehen – ein deutscher Film, so würden die zwei schrulligen Exorzisten vermutlich „Leichen im Keller“ beseitigen.  Aber „Skeletons“ ist ein durch und durch britischer Film und so müssen sie „ghosts from the closet“ extrahieren. Der einsiedlerische Davis (Ed Gaughan) und sein freundlicher, übergewichtiger Kollege Bennett (Andrew Buckley) sind professionelle ‚Ghostbusters‘ – im Vergleich zu den Geisterjägern aus der gleichnamigen amerikanischen Filmreihe jedoch ziemlich low-tech und altmodisch.

„Britspotting 2011 – Entgeisterte Schränke“ weiterlesen

Unknown Pleasures 2011 – Trash Humpers

Harmony Korines „Trash Humpers“ ist ein Anti-Kunstfilm – ein Film, der sich allem Schönen verweigert und sich stattdessen Orten des Drecks und Verfalls, vor allem aber menschlichen Abartigkeiten widmet. In „Trash Humpers“ vermischen sich zwei Ästhetiken des Primitiven und Hässlichen. Das gesamte Bildmaterial wurde mit billigen Videokameras gedreht, anschließend über mehrere miteinander verkabelte Videorekorder kopiert und dadurch nochmals gezielt qualitativ degradiert. Für an HD und 3D gewöhnte Zuschauer ist dieser Look des Amateurhaften und Veralteten natürlich ein ästhetischer Affront. Hier wird der technologische Fortschritt nicht einfach nur entschleunigt oder angehalten, sondern komplett zurückgenommen. „Unknown Pleasures 2011 – Trash Humpers“ weiterlesen

Holy Cow! Experimentalfilme aus Indien

Eher unbekannt ist die Tatsache, dass Indien jährlich mehr Filme produziert als jedes andere Land der Welt. Noch weitaus unbekannter als der mittlerweile auch hierzulande florierende Mainstream des indischen Kinos sind jene Filme des Subkontinents, die abseits von Bollywood entstehen – so zum Beispiel die Kunst- und Autorenfilme des Parallel Cinema. Das Pariser Label Lowave bemüht sich nun mit seiner Kollektion Re:Frame – Scanning Time / Documenting Change, noch eine Schicht tiefer zu graben und ausgewählte indische Experimentalfilme vorzustellen.

„Holy Cow! Experimentalfilme aus Indien“ weiterlesen

Around the World in 14 Films – Little Baby Jesus of Flandr

Die drei heiligen Könige stapfen durch eine zeitlose Landschaft aus Wiesen und Wäldern – die Bilder sind schwarz-weiß und werden oft nur von Naturlicht erhellt, das Tempo der Handlung nähert sich dem Meditativen. Auf dem 2009er-Jahrgang von Around the World in 14 Films erfüllte Albert Serras El cant dels ocells (Birdsong) diesen Tatbestand – 2010 zeigt das selbe Festival Gust van den Berghes En waar de sterre bleef stille staan (Little Baby Jesus of Flandr), und wieder trifft die obige Beschreibung zu. Dennoch unterscheidet sich die Wirkung dieser beiden Filme zutiefst. Das mag an dem integrativen Experiment van den Berghes liegen, seinen Film fast ausschließlich mit vom Down-Syndrom betroffenen Menschen zu besetzen. Vor allem aber ist Little Baby Jesus of Flandr visuell so exzellent komponiert, dass sich der sedierende Effekt des Geduld-Tests namens Birdsong zu keinem Zeitpunkt einstellt.

„Around the World in 14 Films – Little Baby Jesus of Flandr“ weiterlesen

Around the World in 14 Films – I travel because I have to, I come back because I love you

Der Geologe José begibt sich für 30 Tage ins Niemandsland der brasilianischen Wüste. Dort soll er erkunden, wie sein Arbeitgeber in dieser verlassenen Region einen Kanal bauen könnte. José wird diesen Auftrag rasch vergessen – ist er seinem Arbeitsplan zunächst einen halben Tag voraus, so hinkt er den Vorgaben bald schon fünf Tage hinterher.
I travel because I have to, I come back because I love you ist ein Road Movie – hier geht es also zuvorderst um die Erkundung des Selbst statt um die Erkundung eines möglichen Kanalbetts. José, dessen melancholische Tagebuch-Einträge wir im Voice-Over-Kommentar hören, versinkt in einer Depression. Seine Frau hat ihn verlassen, alles erinnert ihn an sie – und er weiß nicht, ob diese Reise (die er mal umgehend abbrechen und mal für immer andauern lassen will) alles nur noch schlimmer machen oder ihn ins Leben zurückführen wird. „Around the World in 14 Films – I travel because I have to, I come back because I love you“ weiterlesen

Pornfilmfestival Berlin 2010 – Meat

Fleisch. Lust. Fleischeslust. Die Lust auf Fleisch. Die Doppeldeutigkeit des Wortes ‚Fleisch‘ steht im Zentrum des niederländischen Films Meat, der die Lust auf den Verzehr tierischen Fleisches mit dem Begehren nach lebendigem, sexuell konsumierbaren Fleisch verbindet. Diese Ambivalenz lässt sich aus dem nahezu deutsch klingenden Originaltitel Vlees wesentlich besser ablesen als aus dem internationalen Titel Meat. Schließlich nimmt das Englische ja gerade jene Trennung (meat – das essbare Fleisch des Tieres / flesh – das Fleisch am Körper des Menschen) vor, die im Deutschen so nicht existiert. In der deutschen Sprache wird – vielleicht zu Recht – nicht differenziert zwischen dem Fleisch des Tieres und dem Fleisch des Tieres namens Mensch. Ganz im Gegenteil: Sie setzt sogar das „Verschlingen“ des tierischen Fleisches mit der Raserei erotischer Lust gleich: „Ich könnte dich auffressen“, heißt es nicht umsonst auf dem Höhepunkt sexueller Erregung.
„Pornfilmfestival Berlin 2010 – Meat“ weiterlesen

Winnipeg als Wille und Vorstellung

Die Stadt Winnipeg muss eine wahrlich bedrückende Atmosphäre ausstrahlen. Wenn wir dem (stets äußerst zuverlässigen) Erzähler Guy Maddin glauben, so hat sie mehrfach ihren Titel als ‚traurigste Stadt der Welt‘ verteidigt und beherbergt „zehnmal mehr Schlafwandler als irgendeine andere Stadt“. Ewige Dunkelheit und Kälte lasten schwer auf den Seelen der Einwohner. Kein Wunder also, dass die Hauptfigur des Films – rein zufällig ‚Guy Maddin‘ heißend, genau wie der Regisseur des Films, der auch den Voice-Over-Kommentar einspricht – in einem Zug-Abteil sitzt, um dieser Stadt endlich zu entfliehen. Dieser Stadt, in der Guys dominant-tyrannische Mutter lebt und in der all seine Lieblingsorte zerstört worden sind. Doch Guy entgleitet während der Fahrt in den Schlaf, flüchtet – wie es unter Winnipegern üblich ist – vor der Realität der Stadt in die schönere Welt des Traums. Kindheitserinnerungen bemächtigen sich seiner und übertünchen die oberflächliche Abneigung gegen die Stadt mit Nostalgie. Die affektiven Bindungen an die Heimat, die oftmals einen nicht zu unterschätzenden Teil unserer Identität ausmachen, halten Guy in der Stadt gefangen.Es gibt für ihn nur einen Ausweg: „Ich muss meinen Weg hier raus filmen.“

„Winnipeg als Wille und Vorstellung“ weiterlesen