der flug des phoenix

„Enter,“ lädt eine riesige Leuchtreklame gegenüber von Oscars (Nathaniel Brown) winzigem Appartement in Tokio ein. Doch wohin? Oscar kommt der unbestimmten Einladung trotzdem gern nach – meist unter Zuhilfenahme von Drogen – und landet im „The Void“, einer finsteren Kneipe, in der er bei einer Polizeirazzia erschossen wird. Zurück lässt er seine jüngere Schwester Linda (Paz de la Huerta), zu der er seit dem Unfalltod der Eltern eine enge Beziehung pflegt und seinen Freund Alex (Cyril Roy), der Oscar mit dem tibetanischen „Buch der Toten“ und dem Gedanken der Reinkarnation vertraut gemacht hatte. Beider Wege verfolgt Oscar im Verlauf von „Enter the Void“ als unsterbliche, immaterielle Entität auf der Suche nach dem für eine Wiedergeburt geeigneten Körper … „der flug des phoenix“ weiterlesen

Normal ist, was sich sehen lässt

Einmal im Jahr kommt die Familie Yokoyama zusammen, um des Todestages des ältesten Sohnes zu gedenken. Dieser, so erfährt man sehr früh, kam vor Jahren schon beim Versuch ums Leben, einen kleinen Jungen vor dem Ertrinken zu retten. Für einen lauen Sommertag entführt uns „Still Walking“ in ein kleines Küstenstädtchen, hinein ins Elternhaus von Ryota (Abe Hiroshi) und dessen Schwester Chinami (You), um diesem schönen, melancholischen Ritual beizuwohnen. Wie kaum ein anderer seines Faches versteht es der japanische Autorenfilmer Hirokazu Kore-eda dieses recht ereignislose Geschehen in seinen vielen teils ernsten, teils verspielten und zuweilen auch komischen Abläufen und Schattierungen auszumalen, und dabei implizit die vielen kleinen und großen Geschichten aus dem Familienleben, die Geschäftigkeit und die Ruhe zu erzählen. Die ganze Festivität steht unterm Diktum der Alten, von der Zubereitung des Essens bis zu den nicht abreißenden Sticheleien des Vaters, für den der Zweitgeborene eine konstante Enttäuschung ist. Dieser hat es nämlich versäumt, anders als sein toter Bruder, rechtzeitig in die Fußstapfen von Vater Shohei (Harada Yoshio) zu treten und den Arztberuf zu ergreifen, von dessen Prestige und überragender Wichtigkeit sich der Alte unumstößlich überzeugt zeigt.

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Wutgeschoss

Tetsuo: The Bullet Man
(Jp 2009)
Regie & Buch: Shinya Tsukamoto; Musik: Chu Ishikawa; Kamera: Satoshi Hayashi, Takayuki Shida, Shinya Tsukamoto; Schnitt: Yuji Ambe, Shinya Tsukamoto
Darsteller: Eric Bossick, Akiko Monô, Yûko Nakamura, Stephen Sarrazin, Tiger Charlie Gerhardt, Prakhar Jain, Shinya Tsukamoto u.a.
Länge: 71 Minuten
Verleih: N. N.

Wie die Welt aufwächst

Die Eindrücke des ersten Lebensjahres sollen für den Menschen besonders prägend sein, behaupten Verhaltenspsychologen. Wie man die Entwicklung in dieser Phase jedoch am besten beeinflusst – hier gehen die Meinungen stark auseinander. Thomas Balmès hält für seinen Dokumentarfilm Aufnahmen von vier Babies fest, die in vier verschiedenen Ländern zur Welt kommen und ihre ersten Lebenserfahrungen machen: Ponijao aus Namibia, Mari aus Japan, Bayar aus der Mongolei und Hattie aus den USA. Erstaunlich ist dabei, wie wenig die Erziehung mit der bewussten Entscheidung zu tun hat und wie sehr man durch den sozial und ökonomisch bedingten Lebensstil „erzieht“. „Wie die Welt aufwächst“ weiterlesen

My Sassy Terminator

Bereits in Kwak Jae-Youngs Kinodebüt „My Sassy Girl“ (2001), zur Hochphase der koreanischen New Wave um die Jahrtausendwende entstanden und seither zum viel geliebten Klassiker avanciert, gibt es ein Filmdrehbuch mit dem Titel „Demolition Terminator“. Verfasst von der verhaltensauffälligen Freundin des schüchternen Protagonisten, bringt es dort im allerschönsten unter den Running Gags dieser grellen Komödie einen Leser nach dem anderen dazu, sich vor Entsetzen lautstark zu übergeben. Mit seinem vierten Film „Cyborg She“ schloss Kwak dann sieben Jahre später einen Kreis, indem er seine Variation auf die zitierte Vorlage inszenierte und damit demonstrierte, wie „The Terminator“ hätte aussehen können, hätte James Cameron ihn als romantische Komödie konzipiert.
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Dem Tod eine Form geben

Nach seiner Regisseurskarriere im deutschen Horror-Untergrund hat sich der Berliner Jörg Buttgereit seinen anderen Steckenpferden zugewandt und ist auf einigen Sektoren äußerst produktiv gewesen. Bücher hat er geschrieben, Radiohörspiele und -features produziert, Theaterstücke inszeniert und fürs Fernsehen hat er mehrfach gearbeitet, darunter vor allem für den deutsch-französischen Kultursender ARTE, für den er Regisseur von zwei Folgen der Serie „Durch die Nacht mit …“ war. In dieser Serie werden zwei Prominente zusammengeführt und einen Abend und eine Nacht lang mit der Kamera begleitet. Sie unterhalten sich, zeigen sich gegenseitig ihre Lieblings-Locations und man lernt Seiten von ihnen kennen, die bislang vielleicht verborgen waren. So hat Franka Potente bereits John Carpenter getroffen, Christoph Schlingensief Michel Friedman oder jüngst Kai Diekmann Henryk M. Broder.

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Godzilla oder wie die Japaner lernten, die Bombe zu lieben

Vor der japanischen Insel Oto verunglücken mehrere Fischerboote. Die abergläubische Bevölkerung glaubt an eine Rückkehr des Seeungeheuers Godzilla, das menschliche Opfer einfordert, sobald es durch menschlichen Raubbau an der Natur keine Nahrung mehr findet. Als das Monster die Insel betritt und eine Panik auslöst, beschließt auch die Regierung zu handeln. Sie evakuiert die Küstenregionen und stellt ein gewaltiges Armeeaufgebot, um dem Ungeheuer die Stirn zu bieten. Doch Godzilla lässt sich nicht aufhalten: In einer gewaltigen Zerstörungsorgie macht es Tokio dem Erdboden gleich, bis der Wissenschaftler Serizawa seine neueste Waffe zur Verfügung stellt … „Godzilla oder wie die Japaner lernten, die Bombe zu lieben“ weiterlesen

Kampagne

 Ein Fallschirmkandidat ist einer, der im Wahlkampf für einen Posten einspringt, der in letzter Sekunde frei geworden ist. Der Tokioter Yamauchi Kazuhiko beispielsweise: In Kawasaki herrscht Wahlkampf und die Liberale Demokratische Partei hat keinen Kandidaten organisieren können. Politisch so unerfahren wie unbeholfen zieht er binnen kürzester Zeit samt Gattin in die neue Stadt. Sein Studienfreund Kazuhiro Soda, der Regisseur des Films, nutzt die Chance – und drehte einen Dokumentarfilm über den teils haarsträubenden Wahlkampf: Campaign.

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Strange Circus

Das Verhältnis von Trauma und Film, diesen dabei zunächst verstanden als Medium und Form der Äußerlichkeit, ist prekär: Zwar mag es dem Filmbild obliegen, einen traumatisierenden Prozess als solchen optisch einzufangen; doch widerstrebt es dem zur Objektivierung neigenden Bild, das Trauma selbst, eine theoretische Figur der Verletzung, die sich Versprachlichung wie Aufdeckung immer wieder entzieht, zu fassen zu bekommen. Das Trauma lässt, zumindest in der psychoanalytischen Theorie, nur referenziell auf sich schließen, verbirgt sich hinter Schichtungen aus Verschiebungen und Verdrängungen, verweist immer wieder auf die Krypta im Seelenapparat, ohne aber einen Schlüssel mitzuliefern. Für das Trauma im Film heißt dies, eine Methode zu finden, die über bloße Repräsentation hinausgeht, die die Konstruktion einer verlässlichen Diegese womöglich in Permanenz unterwandert und den Prozess des storybuildings selbst – verstanden als das Verhältnis zwischen fabula (das Erzählszenario als solches, wie es sich objektiv-linear nachvollziehen ließe, ein dem Film tendenziell unäußerliches Abstraktum, das der Zuschauer selbst im Abgleich mit den filmischen Informationseinheiten herausbildet) und syuzhet (dessen dramaturgische Staffelung in der ästhetischen Einheit des Filmes selbst) – reflektiert. Strange Circus, der dritte Langfilm von Shion Sono, der bereits mit dem kontroversen Suicide Club für einiges Aufsehen sorgte, operiert genau in diesem Bereich.
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Keine runde Sache

In älteren Mathebüchern findet man häufig die klassische Textaufgabe mit der Schnecke und dem Brunnen: In einem 8 Meter tiefen Brunnen sitzt eine Schnecke. Jeden Tag schafft sie es, den Brunnenschacht sechzig Zentimeter hinaufzukriechen. Nachts rutscht die Schnecke aber wieder die Hälfte der zurückgelegten Strecke hinunter. Wann wird die Schnecke aus dem Brunnen herauskriechen können? Lässt man den mathematischen Subtext beiseite, so kann man aus dieser Geschichte immerhin noch lernen, dass das, was aus einem Brunnen herauskriecht, zwar mit Rückschlägen leben muss, aber letztlich doch irgendwann ans Ziel kommt.
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Hana & Alice

Zwei Schulmädchen, Hana und Alice, vor morgentrister Kulisse eines japanischen Vorortes. Sie springen umher, bald hierhin, bald dorthin. Es geht zum Zug, erfahren wir. Wohin der fährt? Weiß die eine nicht. Sie fragt nach, hinein, nicht hinein? Erst hinein, drin rumpesen, dann wieder raus. Bei einer Haltestelle aussteigen, zum nächsten Zug hin. Ziellos in den Tag hinein. Am Ende geht’s dann doch zur Schule, aber erst nach vielen Umwegen. Und im Zug sehen sie einen jungen Mann, den beide neckisch finden. Vor ihm steht ein anderer, ein echter Bücherwurm, nicht unattraktiv, sicherlich, aber zunächst nicht im Fokus. Um ihn wird es später dann gehen, in diesem Film von Shunji Iwai, auf den man drei Jahre lang hat warten müssen. Endlich ist er da.

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Yukinojos Rache

„Words can’t describe the mysteries of Art!“
(aus den Untertiteln)

Perfekt ist ein Kunstwerk, wenn man von ihm nichts mehr entfernen kann. So in etwa soll der japanische Begriff von Perfektion aussehen. Reduktion bis zum Abstrakten, Minimalismus. In Yukinojos Rache – neben all den gewiss schönen, aber eben auch weitgehend sattsam bekannten Filmen der diesjährigen Retrospektive sicherlich eine der schönsten und lohnenswerten Entdeckungen dieser Sektion – kann man dieser Methode in Formvollendung zusehen: Eine schwarze Leinwand bedeutet Nacht, kaum, dass man die Personen sähe (sie sind oft nur an bestimmten Stellen be-, nicht ausgeleuchtet), kommt es zum Kampf, so reichen lichtreflektierende Streifen, die über die Leinwand sausen, um die Auseinandersetzungen mit dem Schwert zu referenzieren. Es bildet sich eine Logik des Erzählens, die nicht den geschlossenen diegetischen Raum sucht, diese an sich verlogene Simulation der Alltagserfahrung. Es ist eine Logik des Schauens und Präsentierens, eine, die die Leinwand nicht als unsichtbare Wand begreift, sondern vielmehr durch sie ganz auf den Zuschauer abgerichtet ist. Eine offene Form, an die anzuknüpfen ist. Kurz überlege ich, ob diese spezifische Form des populären Films (denn „Genre“ ist Yukinojos Rache durchaus), wie sie sich in Japan herausgebildet hat, vielleicht wirklich auch mit der spezifischen Kinotradition Japans zu tun hat, mit den Benshi nämlich, den Kommentatoren, den ersten japanischen Kinostars, die die frühen Filme einst Jahre, Jahrzehnte lang erklärend kommentierten. Im nach außen hin sehr verschlossenen Kinoland Japans könnte sich hier eine spezifisch offene Form des Bildes entwickelt haben, deren Echo in diesem Film vielleicht ja wirklich zu spüren ist. Dies im Kino zu erleben ist schlicht sagenhaft.
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World’s End

Es gibt eine Szene in diesem wunderschönen Film, in der die wohltuend zurückgenommene Inszenierung für einen kurzen Moment aufgegeben wird, in der der immer ein wenig schlafmützig wirkende Shinnosuke seinen ganzen Schmerz in die Welt hinausbrüllt, das Mobiliar zerlegt und jedwede Kontrolle über sich verliert. Es ist bezeichnend, dass gerade diese Szene mißlingt, dass sie wie ein Fremdkörper in einem ansonsten erstaunlich geschlossenen Film wirkt. Und es ist bemerkenswert, dass sie dennoch vielleicht am besten die Haltung des Films unterstreicht. Als Shinnosuke durchdreht, kommt sein Mitbewohner, Chef und Freund gerade rechtzeitig aus den Bergen zurück um ihn mit einem ungestümen Kuss zu überraschen. Das Leben geht weiter, muss weitergehen, vielmehr: es ist unverzeihlich sich zu verkrümeln, noch dazu wenn man geliebt wird. Es gibt kaum ein Bild, dass man zitieren möchte, keinen Dialogsatz, an den es sich zu erinnern gilt. Es braucht kein Gerüst an dem man sich abzuarbeiten hätte, noch nicht einmal ist eine „ganz bestimmte“ Atmosphäre spürbar, der man hilflos mit sorgfältigst abgewogenen Formulierungen beizukommen bräuchte. Es ist faszinierend mit anzusehen, wie ein Film es fertigbringt, ohne Tricks und doppelten Boden, vollkommen frei von jeglichem Pathos, ja beinahe schon beiläufig seine Geschichte zu erzählen. „Worlds End“ beweist gerade wegen seiner schwebenden Leichtigkeit wahre Größe. Ein bezauberndes Stück Kino, dass uns daran erinnert den Moment zu leben, auch wenn es für viele von uns eine unerfüllte Sehnsucht bleiben mag. Ein erstes Highlight und ich befürchte nach ausführlichem Studium des Programms: es wird derer nicht viele geben. Schnief.

Thomas Reuthebuch

Sekai no Owari

Die ersten Bilder zeigen Bäume, Laub, durch dieses hindurch scheinendes Licht. Ein kleines Funkeln entsteht, so beiläufig, dass es bewusst ins Bild gesetzt sein oder sich zufällig ergeben haben könnte. Dieses Spiel mit dem bewusstem Understatement und dem Zufälligen ist charakteristisch für diesen sanften Film, der gemächlich plätschert, aber nie selbstgefällig wird. Man kann sich aussuchen, wie man die kleinen Details und Begebenheiten auffasst, nie wird man mit Sinn, Bedeutung, Atmosphäre erschlagen. Ein Film, der sich von Moment zu Moment hangelt, mit dem man sich anfreunden mag oder auch nicht, den man vielleicht so oder ähnlich auch aus dem eigenen Leben kennt. Es sind Angebote, aber nie verbindliche, von denen gar Freundschaften abhängig wären. Eine sympathische Grundhaltung, eine filmische Gemütlichkeit, der jeglicher Muff des Behäbigen fehlt. Man kennt diese Haltung bereits, aus einem anderen, ähnlich grundsympathischen und behutsamen Film, aus Kasei no Kanon (filmz.de) nämlich, der vor drei Jahren im gleichen Rahmen zu sehen war und von der selben Regisseurin stammt: Kazama Shiori, an die man sich als quirlig-kleine, junge Filmemacherin mit ausgelatschten Lederstiefeln erinnert. Schön, dass das Forum Beziehungen pflegt und den Werdegang junger Künstler, die in seinem Rahmen vorgestellt wurden, auch weiterhin im Auge behalten werden.
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Casshern – Im Zeitalter seiner Reproduzierbarkeit

Wir schreiben eine ferne Zukunft, deren Gesicht die Züge archaischer Technisierung und gigantomanischer Fortschrittsgläubigkeit trägt. Die Technik hat ihre Entwicklung zu einer zweiten Natur vollendet und die Dystopie einer Welt voll Krankheit, Seuchen und einem Krieg um den eurasischen Kontinent, der an die beiden Weltkriege des letzten Jahrhunderts erinnert, zur Realität werden lassen. Inmitten dieser von Zerrüttung gezeichneten Welt gelingt dem Wissenschaftler Azuma die Erlösung versprechende Erfindung der Neo-Cells; Stammzellen, aus denen sich lebende Materie generieren lässt. Azuma, der von dem Gedanken an die Heilung seiner todkranken Frau besessen ist, merkt nicht, wie die amtierenden Machthaber – allesamt alte, kranke Männer – seine Erfindung für ihre eigenen Bedürfnisse missbrauchen wollen.
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Gelée Royale

Bei den Bienen entscheidet die Ernährung, ob aus einer Larve eine Arbeiterin, eine Drone oder sogar eine Königin wird. Letztere muss mit dem Gelée royale gefüttert werden, um an die Spitze des Bienenvolkes zu gelangen: Diese Substanz allein holt das Edelste aus ihren Genen hervor und lässt die künftige Königin entstehen. Bei filmischen Sequels – zugegeben: der Sprung ist etwas gewagt – funktioniert das leider nicht ganz so einfach: Hier reicht es eben nicht, dass sich der Nachfolger, der filmische Abkömmling, einfach die besten und erfolgreichsten Ingredenzien seines Prequels einverleibt, um diesem selbst in nichts nachzustehen … und erst recht nicht, wenn es sich dabei um ein zweifelhaftes Erbe handelt. „Gelée Royale“ weiterlesen

Akame 48 Waterfalls

Als Ikushima in Amagasaki ankommt, einer wenig einladenden Stadt im Industriegürtel Osakas, wird er von der Inschrift des Höllentores aus Dantes „Göttlichen Komödie“ empfangen: Wenig später schon befindet er sich in einem heruntergekommenen Wohnblock, der in mancherlei Hinsicht an die Vorhölle denken läßt, sich anfühlt wie ein Ort zwischen Leben und Tod. Tagein, Tagaus widmet er sich mit bemerkenswerter Leidenschaftslosigkeit und stoischer Disziplin seiner Arbeit: dem Anfertigen kleiner Fleischspieße. Er gewinnt durch seine Selbstlosigkeit die Zuneigung seiner Chefin, einer Gestrandeten ohne Hoffnung, die sich einmal am Tag bei ihm blicken läßt, eine Zigarette raucht, ihm Geschichten aus ihrem Leben anvertraut. Die Nachbarn, Nutten, Kreinkriminelle, ein obskurer Meitertätowierer, allesamt Menschen am äußersten Rand der Gesellschaft, bleiben Fremde, lassen ihn wissen dass er nicht hierhergehört. Und Recht haben sie. „Akame 48 Waterfalls“ weiterlesen

A Day on the Planet

Ein Tag auf dem Planeten. Das klingt nach Beliebigkeit und Willkür. Irgendein Tag, irgendwo hier, irgendwer wird beobachtet. Night on Earth, nur andersrum. Und auch wenn zu Beginn die Einheit der Zeit recht deutlich mittels Einblendung definiert wird, ist das doch eigentlich nur unerheblich, beinahe schon ein lakonischer Witz. „A Day on the Planet“ weiterlesen

Hard Luck Hero

Ein Boxkampf, 3 Paare, 6 Menschen. Alle mehr oder weniger zufällig anwesend. Die ersten zwei sind Angestellte eines Restaurants, von denen der eine noch nebenher Kickboxer ausbildet. Sein Mann kommt zu spät zum natürlich fingierten Kampf, also verpflichtet er seinen Kollegen, einen Koch. Der streubt sich, er kann doch gar nicht boxen – egal. Die anderen zwei sind Geschäftsmänner, die während des Kampfes dort doch eigentlich nur essen gehen wollten und an deren Platz sich ausgerechnet der Yakuza mit seiner Bande setzt, der auch den Kampf geschmiert hat. Und dann schließlich noch zwei jugendliche Kleinkriminelle, die während des Kampfes einen Koffer mit Geld klauen wollen. Man greift natürlich zum Falschen, wie man in Sabus Filmen immer nur das Falsche machen kann: Der Koch gewinnt, blöderweise, den Kampf, der Yakuza ist sauer, schießt um sich, trifft einen der Kleinganoven, die Polizei razzt, schießt ebenfalls um sich. Alle sechs fliehen, alle in andere Richtungen, ab ins nächste Auto, ganz egal welches. „Hard Luck Hero“ weiterlesen