World’s End

Es gibt eine Szene in diesem wunderschönen Film, in der die wohltuend zurückgenommene Inszenierung für einen kurzen Moment aufgegeben wird, in der der immer ein wenig schlafmützig wirkende Shinnosuke seinen ganzen Schmerz in die Welt hinausbrüllt, das Mobiliar zerlegt und jedwede Kontrolle über sich verliert. Es ist bezeichnend, dass gerade diese Szene mißlingt, dass sie wie ein Fremdkörper in einem ansonsten erstaunlich geschlossenen Film wirkt. Und es ist bemerkenswert, dass sie dennoch vielleicht am besten die Haltung des Films unterstreicht. Als Shinnosuke durchdreht, kommt sein Mitbewohner, Chef und Freund gerade rechtzeitig aus den Bergen zurück um ihn mit einem ungestümen Kuss zu überraschen. Das Leben geht weiter, muss weitergehen, vielmehr: es ist unverzeihlich sich zu verkrümeln, noch dazu wenn man geliebt wird. Es gibt kaum ein Bild, dass man zitieren möchte, keinen Dialogsatz, an den es sich zu erinnern gilt. Es braucht kein Gerüst an dem man sich abzuarbeiten hätte, noch nicht einmal ist eine „ganz bestimmte“ Atmosphäre spürbar, der man hilflos mit sorgfältigst abgewogenen Formulierungen beizukommen bräuchte. Es ist faszinierend mit anzusehen, wie ein Film es fertigbringt, ohne Tricks und doppelten Boden, vollkommen frei von jeglichem Pathos, ja beinahe schon beiläufig seine Geschichte zu erzählen. „Worlds End“ beweist gerade wegen seiner schwebenden Leichtigkeit wahre Größe. Ein bezauberndes Stück Kino, dass uns daran erinnert den Moment zu leben, auch wenn es für viele von uns eine unerfüllte Sehnsucht bleiben mag. Ein erstes Highlight und ich befürchte nach ausführlichem Studium des Programms: es wird derer nicht viele geben. Schnief.

Thomas Reuthebuch

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