Harte Brocken

„World Invasion: Battle Los Angeles“ weckt Erinnerungen an das US-amerikanische Invasions-Kino des Kalten Krieges. Doch anders als in „Invasion of the Body Snatchers“ oder „Red Dawn“ sind es nun keine Kommunisten-Aliens oder menschliche Kommunisten, die über die USA herfallen, sondern Cyborgs auf der Jagd nach der Ressource Wasser. So platt militaristisch Liebesman seine Geschichte erzählt, stellt sie doch ein Novum dar: Sie ist die erste Videospiel-Filmadaption ohne Videospiel-Vorlage.

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The line’s gone dead

Als Alfred Hitchcock einmal seinen Wunsch äußerte, einen Film ausschließlich in einer Telefonzelle drehen zu wollen, stand dabei natürlich zuerst der reduzierte Handlungsort im Fokus: Auf engstem Raum, ohne die Möglichkeit, weitere Protagonisten in das Setting zu bringen, eine Spielfilmhandlung zu realisieren: Das bedürfte schon eines ausgeklügelten Plots. Doch einen „Ausgang“ hatte sich Hitchcock dabei natürlich offen gelassen: Die Telefonzelle ist – so eng sie auch räumlich sein mag – gleichzeitig das Portal zu einem theoretisch endlosen virtuellen Raum, der durch das Telefongespräch geöffnet wird. Joel Schumacher hatte diesen Raum 2002 mit „Phone Booth“ ausgelotet, sich dabei jedoch noch nicht getraut, den realen Handlungsraum vollständig von der Umwelt abzugrenzen. So weit geht nun Rodrigo Cortés‘ Film „Buried“, der ausschließlich einen in einem Sarg eingeschlossenen Mann zeigt, dem nichts als ein Handy zur Verfügung steht.

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Contemplating the Complexity of Life

Mit „Universal Soldier“ von 1992 hat der schwäbische Blockbusterregisseur Roland Emmerich seinen vielleicht einzigen wirklich intelligenten Film geschaffen. Im Gegensatz zu späteren, ultrateuren Werken wie den (natürlich gleichwohl großartigen) apokalyptischen Opern „The Day after Tomorrow“ und „2012“ traf dort das schamlos Plakative seiner Inszenierung noch nicht auf eine gewaltsam nivellierte, familienfreundlich-biedere Narration, sondern kreierte im Zusammenspiel mit dem trashig-exploitativen Gestus der am teureren Rand des B-Pictures entlang navigierenden Narration eine Reibungsfläche, deren durchaus produktive Spannungen in einem grandiosen Shootout von grotesker Komik in einem Einkaufszentrum kulminierten. Das Einzige, was „Universal Soldier“ zur endgültigen Großartigkeit vielleicht noch fehlte, war ein Gespür für jene Bewegungspoesie, die den besten Filmen des Actiongenres zu eigen ist – eine Poesie, die in der ganz und gar geradlinigen Inszenierung des Regiepragmatikers Emmerich keinen Raum hat.
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Welcome to the Machine

„Ich weiß, dass ich sterben werde. Ich fühle es, wie man eine Erkältung kommen fühlt“, schreibt Tom in einem Brief an die Eltern. Aber auch: „Ich habe keine Angst.“ Tom ist Engländer, 21, ein junger Mann vom Land, der in den letzten Monaten des Zweiten Weltkriegs eingezogen wird, um mit Tausenden anderer Soldaten am D-Day den Strand der Normandie zu stürmen. Wie so viele wird er den Ausgang der Invasion nicht erleben, wird er einer von vielen namenlosen Toten sein, nicht mehr als eine Nummer, Material, Brennstoff für die Maschine, den „Overlord“, diesen rasenden, monolithischen Kriegsgott, der, einmal ins Rollen geraten, nicht mehr aufzuhalten ist. „Welcome to the Machine“ weiterlesen

Mein Leben als Kriegsgott

Das also ist es, was der Krieg vom Menschen übrig lässt. Nach seiner Rückkehr aus dem Zweiten Weltkrieg bleibt vom hochdekorierten Offizier Kurokawa nur ein arm- und beinamputiertes, sabberndes, entstelltes und zur Artikulation kaum fähiges Stück Mensch zurück, mit ein paar salbungsvollen Worten und einer Urkunde, die ihn zum „Kriegsgott“ erklärt, bei seiner entsetzten Familie abgeladen. Nachdem sie den ersten Ansatz, ihren Gatten (und vor allem: sich selbst) von seinem Leid zu erlösen, verwirft, beschließt Kurokawas Ehefrau Shigeko, sich fortan um das hilflose Wrack zu kümmern. Sie findet ihren Mann dabei zurückgeworfen auf seine nackte Körperlichkeit: Schlafen, Essen, Pissen, Ficken. Mehr bleibt nicht von Kurokawa, nachdem er vom Krieg vereinnahmt, gefressen, kastriert wurde. Letzteres freilich, darin liegt die böseste Pointe hier, nur symbolisch, an Armen, Beinen und Handlungsmacht. Der Penis bleibt, ebenso wie der bloße Trieb, und der Mensch in der Welt von Kôji Wakamatsu findet sich radikal darauf reduziert.
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Mutation und Regression

„‚Mad Max‘ trifft auf ‚Dawn of the Dead'“ heißt es auf dem Klappentext des DVD-Covers, und wenn ein Film schon über Vergleiche zu großen Vorbildern beschrieben wird, hat man meist allen Grund misstrauisch zu sein. Umso verwunderter wird man sich vielleicht zeigen, wenn man sich dann den Prolog dieses angeblichen Mad-Max-Zombie-Amalgams ansieht: „Mutant Chronicles“ zeichnet eine beeindruckende Dystopie, die sich als Mischung von Gestern, Heute und Morgen zeigt, wie man sie beinahe nur aus ost-asiatischen Genrefilmen kennt.

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Der Feind in meinem Blick

Seit ein paar Jahren gibt es einen neuen Trend im Kriegsfilm – ein Trend, der vielleicht mit Terrence Malicks „The Thin Red Line“ seinen Anfang genommen, jedoch erst von Brian de Palma mit „The Redacted“ in einen tradierbaren Stil überführt wurde. Der Krieg wird als große Erzählung von Heldentum, Feindschaft und Ideologie zu Gunsten einer Mikroperspektive aufgegeben. In dieser soll sich das Schicksal desjenigen, der zuvor nur eine Zelle im „Menschenmaterial“ gewesen ist, mitteilen. Der Soldat als Individuum und mehr noch als jemand, der in sich in einer Rolle wiederfindet, die ihm mehr oder weniger oktroyiert wurde, ist das Zentrum dieser neuen Erzählperspektive. Damit verbunden ist auch eine gänzlich neue Darstellungsweise, die zuletzt sehr eindrucksvoll von Kathryn Bigelows „The Hurt Locker“ in Anschlag gebracht wurde – in Deutschland ist der Film mit dem unsäglich dummen Titel „Tödliches Kommando“ im Kino und nun auf DVD und Blu-ray-Disc erschienen.

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Ami goes home.

Nach zwanzig Jahren bringt Sylvester Stallone mit John Rambo die emblematische Figur des Actionkinos der 80er Jahre wieder in die Lichtspielhäuser: Schauplatz der Handlung sind diesmal Thailand und das benachbarte Myanmar (Birma bzw. Burma im europäischen Sprachraum), in dem seit mehr als 30 Jahren ein Bürgerkrieg tobt, der international kaum Beachtung findet. John Rambo (Sylvester Stallone) fristet sein Dasein auf einem Boot, mit dem er gelegentlich Waren und Passagiere auf dem Fluss Salween transportiert. Ansonsten lebt er von der Jagd auf Schlangen und dem Fischfang. Seine kriegerische Vergangenheit lässt ihn aber auch in seinem neuen ‚zivilen‘ Leben nicht los: Nacht für Nacht quälen ihn Alpträume voller Erinnerungsfetzen an vergangene Konflikte und Kämpfe (die aus den ersten drei Filmen kollagiert sind). Als christliche Missionare an seine Tür klopfen, um ihn dazu zu bewegen, sie ins Kriegsgebiet zu transportieren, lehnt er ab und legt ihnen eine Rückkehr in die sichere US-Heimat nahe: „Go home!“ (Nahezu monoton, fast wie ein Mantra, wiederholt Rambo diese Worte.) Das beharrliche Werben von Sarah (Julie Benz), der einzigen Frau im Missionarsteam, bringt ihn schließlich dazu, sie wider besseres Wissen zu den Flüchtlingslagern der Karen, der christlichen Minderheit in Birma, zu bringen. Knapp zwei Wochen später erfährt Rambo dann, dass die Missionare vom Militär verschleppt worden sind; er erklärt sich bereit, von der Kirche bezahlte Söldner ins Krisengebiet zu bringen und an der Befreiung der Gefangenen mitzuwirken. Das Presseheft verspricht nicht zuviel, wenn es die erneute Reise als einen „Abstieg in die Hölle auf Erden“ bezeichnet.

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Ein kurzer Film über das Töten

Nach dem Selbstverständnis eines seriösen Filmkritikers sieht die ideale und wohl einzig mögliche Kritik zu „John Rambo“ wie folgt aus: Nachdem man noch einmal pflichtbewusst-beschämt an den Erfolg der ersten drei „Rambo“-Filme in den Achtzigerjahren erinnert und Rambo/Stallone als ehemalige Leit- und jetzige Witzfigur der Reaganomics verhöhnt hat, geht man dazu über, Stallones ersten eigenen Regiebeitrag zum wohl berühmtesten Action-Franchise der Welt von der immer willkommenen ideologiekritischen Seite her abzukanzeln. Keine Polemik ist da zu billig: Stallone als Wahnsinnigen zu bezeichnen der Gipfel journalistischer Rechtschaffenheit. Zugegeben, „John Rambo“ bietet seinen schlangestehenden Kritikern reichlich Futter: Es dürfte schwierig werden, diesen Film in punkto Brutalität und Kompromisslosigkeit noch in den Schatten zu stellen, ohne dabei in filmische Grenzbereiche vorstoßen zu müssen.

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Kollateralbilder

Der amerikanische Film Black Hawk Down (USA 2001, R: Ridley Scott) hat sehr unterschiedliche Reaktionen ausgelöst. Die einen – wie auch ich – sehen in dieser Visualisierung eines Militäreinsatzes keinen tauglichen Beitrag zur Diskussion um Kriegseinsätze, andere loben den von Kriegsfilmspezialist Jerry Bruckheimer produzierten Streifen wegen seiner »ungeschminkten«, »realistischen« Darstellung des Kriegsgeschehens. Es ist von »Reinheit« abseits aller politischen oder sonstigen Implikationen usw. die Rede. Das Motto lautet (altbekannt): Je »realistischer« und auch umfassender, technisch versierter das Kriegsgeschehen visualisiert werde, desto näher sei man am Thema und desto »realistischer« könne Krieg dargestellt und empfunden werden.

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