Die Schlinge

Mit seinem ersten Farbfilm wollte der Meister des Suspense Neuland erschließen. »Rope« war die filmische Umsetzung eines 1929 uraufgeführten Theaterstücks von Patrick Hamilton, die den Eindruck entstehen lässt, als wäre der Film in einer einzigen Einstellung gedreht worden. Tatsächlich drehte Hitchcock etwa acht einzelne zehn Minuten lange Szenen und kaschierte die Übergänge u.a. durch Wechsel der Kamera auf dunkle Gegenstände (die Anzüge der Schauspieler), so dass der Effekt eines Films ohne Schnitte entstand.
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Unperfekter perfekter Mord

Gibt es den perfekten Mord? In der »Gelegenheitsarbeit« »Dial M für Murder«, die Hitchcock 1954 ablieferte, ging er dieser Frage einmal mehr auf den Grund. In der weiblichen Hauptrolle ist Grace Kelly zu sehen, die zum damaligen Zeitpunkt noch kein Weltstar war (obwohl sie bereits neben Gary Cooper in High Noon (Fred Zinnemann, USA 1952) zu sehen war und danach in Rear Window (1954) – Das Fenster zum Hof – mit James Stewart) und To Catch A Thief (1955) – Über den Dächern von Nizza – zu Ruhm gelangte. Der Film spielt fast ausschließlich in einem Raum (wie schon Rope (1948) – Cocktail für eine Leiche -, der ebenfalls nach einem erfolgreichen Theaterstück gedreht worden war).
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Reise in die Innenwelt des Menschen

Stalker, Andrej Tarkowskij, UdSSR 1979

„Ursprung allen ist das Wasser!“
– Thales von Milet, ca. 600 v.Chr.

Die meisten Filme können ohne Weiteres in einen beliebig klassifizierbaren Kanon eingereiht werden: Sie beziehen sich auf andere, vorhergehende Filme und die darauf folgenden wiederum beziehen sich auf diesen. Sei es der ihnen zugrunde liegende Mythos, seien es die Erzählstrukturen oder auch die angewandte Technik, mit der diese umgesetzt wurden. Auf Film A folgt Film B folgt Film C – am Ende der Reihe steht schließlich das „Genre“ und, in großem Maße, die Filmgeschichte. Das allein ist noch nichts schlechtes, ganz im Gegenteil – ohne diesen Kanon würden vermutlich die meisten Filme ökonomisch gar nicht funktionieren. Dann aber wiederum gibt es – zugegeben, es sind nur sehr wenige – Filme, die einfach nur „sind“. Stoisch stehen sie in der Filmgeschichte, ohne sofort ersichtlichen Bezugspunkt, ohne größere Impulse. Dem Monolithen aus Kubricks „2001 – Odyssee im Weltraum“, der im übrigen auch ein eben solcher Film ist, nicht unähnlich, thronen sie in der (filmischen) Landschaft und warten darauf, von sichtlich faszinierten und doch schockierten Primaten ertastet und empfunden zu werden. „Stalker“, aus dem Jahre 1979 des russischen Filmpoeten Andrej Tarkowskij, ist einer dieser bemerkenswert unantastbaren Filme.
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„… der Augenblick, der sich niemals wiederholt“

Um kaum eine moderne Musikform spinnen sich derartig viele Mythen und Legenden wie um den Jazz. Kaum eine Musikform war derartig einflußreich, rührt doch kaum eine Spielart der Popmusik nicht in der einen oder anderen Form vom Jazz und seinem Ahnen, dem Blues, her. Kaum eine Musikform der Neuzeit ist so langlebig und in sich different – selbst heute noch variiert und moduliert sich der Jazz immer weiter in beliebig neue Ausdrucksformen. Sogar die Dancehalls und Lounges der internationalen Clubs elektrisiert er heutzutage wieder in Form von NuJazz, Fusion oder Downbeat. Jazz war, ist und wird wohl auch die nächsten Generationen sein. Zumindest muß man mit ihm rechnen.
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Kinder des Schattens

Dass jeder Film neben seiner Geschichte auch von der Bedingung seiner Möglichkeit erzählt – mal offensichtlich, mal zwischen den Bildern – ist hinlänglich bekannt. So ist jedes Melodram gleichzeitig Stellvertreter und Vorreiter für sein Genre, genau wie jeder Western und natürlich auch jeder Horrorfilm. Den Horrorfilm knüpfen darüber hinaus engere Bande an seinen materiellen Träger und damit an den Apparatus des Kinos als alle anderen Genres. Stellen doch Erzählung und Medium in ihm gleichzeitig ihre Substanz aus Licht und Schatten aus, die einander bedrohen und bei denen die Anwesenheit des einen die Abwesenheit des anderen bedeutet: Ein hell erleuchteter Kinosaal verunmöglicht die Projektion genau so wie ein überbelichteter Filmstreifen. Vampire, künstliche Menschen, Werwölfe – auch sie sind abhängig von der Dunkelheit und fürchten das Licht.

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Männer, die weinen; Männer, die nicht weinen

Im großen und ganzen gibt sich die hiesige Filmkritik befriedigt bis begeistert von Pedro Almodóvars neuem Film. Weniger schrill, eher leise handle er über die „unerfüllte Sehnsucht, über die destruktive Kraft der Leidenschaft und die Einsamkeit der Liebe“ („Filmdienst“). „Hable con ella“ sei ein „Plädoyer für die Bewusstlosigkeit der Liebe“, „in seiner delikaten tiefen Mitte“ ein starker Film („Tagesspiegel“). Die „Frankfurter Rundschau“, meint, Almodóvar sei inzwischen ein „gesamteuropäischer Entertainer geworden, dessen Filme alles haben, was anderen fehlt: Raffinesse, Soziologie und Wunderglaube“. Die „Zeit“ sieht in dem Film eine „hemmungslose Unterwanderung all der Geschlechter- und Liebeskonzepte, die man gemeinhin als normal empfindet“. Für die „taz“ demonstrieren sich in „Spricht mit ihr“ – wie könnte es anders sein angesichts der Selbstverortung der Zeitung – „Macht und Ohnmacht des männlichen Blicks“. Und so weiter und so fort.
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Abgesoffen!

SWIMFAN versucht mit Altbekanntem zu locken: ein gutaussehender Junge vom College hat alles, was es braucht, um glücklich zu sein: Einen lukrativen Nebenjob, eine Freundin, die ihn liebt, ein Freundeskreis, der ihn unterstützt, und dann ist er auch noch einer der Topfavoriten im Schimmteam der Schule. Und richtig wichtige Talent Scouts haben sich für die kommende Woche obendrein auch noch angemeldet! Kann es denn besser laufen? Doch dann kommt da diese neue Schülerin, etwas geheimnisvoll wirkt sie. Nicht sonderlich attraktiv, aber doch sehr interessant. Sie umgarnt ihn etwas, man verabredet sich zum Kaffee, ganz zufällig vergisst sie ihr Notizbüchlein – darinnen hier und da seine Initialen, das macht ihn neugierig – im Wagen des Sportlers, ein weiteres Treffen ist somit sichergestellt! Natürlich landet man, nein, nicht im Bett, sondern im Schwimmbecken, wo man dann doch glatt auch noch 'ne Nummer schiebt. Sie sieht darin bereits eine Liebesbeziehung epischen Ausmaßes, er hingegen hätte das ganze lieber gestern als heute vergessen. Sie lässt nicht ab, er gibt nicht locker, die Trennung schmerzt. Die Rache hingegen noch weit mehr: Den Job ist er nach einer Sabotage los, die Freundin landet im Krankenhaus, er verliert seinen Posten als Schwimmer wegen Dopingverdachts, der beste Freund landet tot unter der Erde. Das vormalige Paradies wird zur Hölle, jetzt geht's dem achtlosen Jungen selbst ans Leder.
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Ihr könnt uns nicht entkommen!

Groundhopper nennen sich Fußballfans, die rund um den Erdball reisen, um möglichst viele Spiele in fremden Arenen zu sehen. Kein Weg ist ihnen zu weit, und keine Kosten werden gescheut. Dafür ernten sie Respekt bei Gleichgesinnten und Kopfschütteln im sonstigen Bekanntenkreis. Zora, Silvia, Stefan, Katrin und Co. stehen auch immer in der ersten Reihe, wenn ihre Helden aufspielen. Notfalls geht es sogar bis nach Tokio, all das gehört zum Fan-Dasein. Doch sind sie keine Fußballfans, hier soll es um die größten Fans der selbst ernannten „besten Band der Welt“ gehen: Die Ärzte – bekanntlich aus Berlin.
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Todlangweilig

Die Neueröffnung von Alcatraz, ein Hi-Tech-Knast der neuesten Generation. Dort werden Sascha (Steven Seagal), ein verdeckter FBI-Agent, und sein Gangsterfreund Nick (Ja Rule), der von Saschas wahrer Identität nichts weiß, eingebuchtet. 8 Monate zuvor hatte sich Sascha noch Nicks Vertrauen erschlichen, um in Sonnys (Richard Bremner) Organisation einzudringen, ein Zugriff einer anderen Polizeieinheit hat’s, gewissermaßen, vereitelt. Doch hat Sascha dabei Nicks Leben, unter Einsatz des eigenen, gerettet: die Kugel traf ihn, nicht Nick, 22 Minuten lang war Sascha klinisch tot. Am Tag der Einweisung soll zudem Lester (Bruce Weitz) hingerichtet werden, der sich, spirituell geläutert, als überaus reumütig erweist, dem Tod gelassen entgegen geht. Sein letzter Wille: ein Gespräch mit jenem Sascha, der selbst schon tot gewesen ist, ihm vom Jenseits erzählen könnte. Die Vollstreckung danach findet indes nicht statt: Alcatraz, zwar ausbruchsicher, ist offenbar nicht einbruchsicher! Eine Gruppierung wilder Straßenkämpfer im Post-Matrix-Look bemächtigt sich der Verwahrungsanstalt just nach jenem Gespräch, möchte dem zum Tode Verurteilten vor dem Exitus noch das Wissen um den Verbleib der überaus fetten Beute seines reichlich außer Kontrolle geratenes Coups abringen. Als hochrangige Geisel und Druckmittel dient die anwesende Richterin, sowie der Rest des Personals. Angesichts einer machtlosen Polizei auf dem kalifornischen Festland, organisiert Sascha unter den Insassen den Widerstand, stellt die Frage, unter notwendiger Aufdeckung seiner eigentlichen Identität, auf wessen Seite man zu kämpfen habe.
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Kino, Lust und Leidenschaft

Februar in Berlin, Berlinale. Man wühlt sich durch Programmhefte, streicht an, notiert, wägt ab. Lieber um 12 Uhr den Film im Cinemaxx, dafür den um 13 Uhr im Arsenal sausen lassen? Und wann könnte ich den dann nachholen? Und auf was müsste ich nun dafür wieder verzichten? Und welche Filme kommen eh in zwei, drei Wochen, oder noch später, in die Kinos? Man erstellt Pläne, Tabellen, streicht widerwillig nur zu gerne Wahrgenommenes und disponiert um, steht Stunden lang in Schlangen an, muss dann an der Kasse doch wieder alles umschmeißen, weil das eine oder andere schon ausverkauft ist. Zwei Wochen lang läuft man nur mit einem Stapel Programmhefte unterm Arm durch die Stadt, rennt von Vorstellung zu Vorstellung, stets auf der Suche nach dem bestmöglichen Destillat aus der ungeheuren Angebotsfülle. Sozialer Kontakt zu nicht ganz so Filmbegeisterten wird zum Ding der Unmöglichkeit: die Erschaffung eines Mikrokosmos! Planet Potsdamer Platz mit den Trabanten am Zoo und am Friedrichshain, Haupstadt: Berlinale-Palast. Danach lehnt man sich erschöpft zurück, ist zwischen zehn und 50 Filmerfahrungen reicher (manche davon schon wieder am verblassen) und zwar irgendwie froh, dabei gewesen zu sein, aber eigentlich doch auch recht erleichtert, dass es das dann nun fürs Erste gewesen ist. Berlinale ist eine zweiwöchige, lustvolle Durchmilitarisierung des Alltages im Namen des Films, besser noch: der Filmleidenschaft.
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Suspicious River

Leila (Molly Parker) führt ein freudloses Leben in der Tristesse des Provinzkaffs Suspicious River. Ihr Mann langweiligt sie genauso, wie der Job an der Rezeption eines heruntergekommenen Motels. Nachdem sie sich, aus einer Laune heraus, mit einem bulligen Motelgast der uncharmanten Sorte auf einen blowjob bei Zahlung von 60 $ einigt, wird ihr Empfangsjob in der Folge zur Nebensache. Immer öfter, begünstigt durch den Umstand, dass sich ihre Dienste in gewissen halbseidenen Kreisen bereits herumgesprochen haben, verkauft sie sich an Gäste, welche meist direkt nach dem Akt das Motel wieder verlassen. Obschon sie das auf diese Weise verdiente Geld spart, sind es nicht allein finanzielle Motive die sie antreiben. Es scheint sich bei ihr vielmehr um eine Revolte gegen die Eintönigkeit des kleinbürgerlichen Lebens zu handeln, dessen Mangel an für sie positivierbare Perspektiven, sie der verordneten Ausschliesslichkeit der Gattenbeziehung zuwiderhandeln lässt. Doch je weiter sie sich in diese scheinbar neutralen Tauschdienste mit den Motelgästen treiben lässt, desto mehr trübt sich ihr Realitätssinn. Sie erreicht einen Punkt, an dem es ihr gleichgültig ist, dass die Männer sie wie Dreck behandeln, als ein Objekt, an dem sie, wie der eines Tages auftauchende Gary Jensen (Callum Keith Rennie), ihre Vergewaltigungsphantasien ausleben können. Doch just jenem Gary Jensen verfällt sie und beschliesst mit ihm aus Suspicious River zu fliehen …
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ZaZa

Zaza ist eine Pariser Cabaret-Künstlerin, der die gesamte Männerwelt zu Füssen liegt. Sie aber hat nur Augen für den angesehenen (und wie sie später erfahren muss, verheirateten) Diplomaten Bernard. Diese Leidenschaft teilt sie mit ihrer Cabaret-Kollegin Florianne. Es entbrennt ein Konkurrenzkampf, bei welchem die beiden Damen in nicht gerade zimperlicher Weise um die Gunst Bernards werben. Doch wie nicht weiter verwunderlich, führen die amourösen Irrungen und Wirrungen nach einer Reihe, mitunter handfester Auseinandersetzungen letztendlich zu einem versöhnlichen Ende.
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Rain

Rain, Christine Jeffs, Nz 2001

Neuseeland, irgendwann in den frühen 70ern.Die 13-jährige Janey (Alicia Fulford-Wierzbicki) verbringt den Sommer mit ihren Eltern und dem jüngeren Bruder in einem kleinen Haus am Strand.Das konstant heisse Klima lädt zum Schwimmen und Klönen ein. Aber was anderes sollte man in dieser überwältigenden Idylle der neuseeländischen Landschaft auch treiben?Janeys Eltern versuchen die aufkommende Langeweile durch Partys mit Bewohnern nahegelegener Behausungen zu vertreiben.Der Alkohol fliesst reichlich auf diesen Partys und Janey, welche sich allmählich ihrer Sexualität bewusst wird, spielt mit ihren Reizen die sie auf einen unwesentlich älteren Jungen ausübt, indem sie ihm erst Beachtung schenkt um ihn danach ablitzen zu lassen.Es schärft sich allerdings auch ihr Blick für die Verhaltensweisen ihrer, der Ehe überdrüssigen Mutter (Sarah Peirse).Sie nimmt, mehr noch als ihr Vater, wahr, dass die Mutter keine Gelegenheit auslässt, mit dem attraktiven Fotografen Cady (Marton Csokas) zu flirten und der Eintönigkeit des Ehelebens mittels Alkoholkonsums zu entfliehen.Janey beginnt zu sticheln und provoziert den offenen Ausbruch bisher latenter Konflikte….
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My Life Without Me

Die 23 jährige Ann (Sarah Polley) lebt mit ihrem meist arbeitslosen Ehemann (Scott Speedman) und den gemeinsamen zwei Töchtern in einem kleinen Wohnwagen auf dem Grundstück des Hauses ihrer alleinstehenden Mutter (Deborah Harry), deren Partner seit 10 Jahren im Knast sitzt.Ihren kargen Lebensunterhalt bestreitet das Paar aus Gelegenheitsjobs des Mannes, während Ann abends mit einer Puzkolonne die Flure der örtlichen Universität reinigt.Ihre Rolle als Mutter, welcher sie aufopferungsvoll nachkommt, und der ermüdende Job lassen ihr keine Möglichkeit, Grundsteine für ein Leben jenseits purer Subsistenz zu legen.Die Eintönigkeit dieser Verhältnisse wird eines Tages schockartig durchbrochen : bei einer Untersuchung im Krankenhaus stellt sich heraus, dass Anns Unwohlsein und Übelkeit der letzten Wochen nicht von einer erneuten Schwangerschaft hervorgerufen werden.Die schreckliche Diagnose lautet Gebärmutterkrebs, „die Patientin hat noch 2-3 Monate zu leben“.Ann begegnet dieser Hiobsbotschaft mit einer eigenartigen Nüchternheit, verfasst gar am selben Tage noch eine Liste, welche all die Dinge, die sie vor ihrem Tod noch erledigen möchte, um mit sich und ihrer Umwelt im Reinen zu sein, umfasst.
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… und die Hölle auf Erden.

Es gibt Menschen, die halten Filme von Douglas Sirk für seichte, schwülstige Melodramen, für Heulkino der übelsten Sorte. In seinem 1955 entstandenen Film „All That Heaven Allows“ (mit Jane Wyman und Rock Hudson in den Hauptrollen) erzählte Sirk die Geschichte der reichen Witwe Scott, die sich in einen viel jüngeren Mann verliebt, einen Gärtner. Nachbarn, Freunde, Bekannte, ihre ganze soziale Umgebung reagiert mit Aggression, Intrige, Druck. Sirk thematisierte in diesem Film, wie Verhalten, das nicht in die sozialen Normbereiche integriert ist, mit aller Gewalt bestraft wird. Vor allem aber tauchte Sirk seine Filme in Emotion. Das heißt, er ließ die Emotionen und die damit verbundenen Handlungen seiner Figuren die Szene beherrschen. Ein Melodrama der besonderen Art war geboren oder vielleicht nur weiterentwickelt.
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Ring – Das Original

Seine ungemeine Faszinationskraft bezieht RING – DAS ORIGINAL vor allem aus der gelungenen Verquickung einer gruseligen Geistergeschichte mit der schieren Undurchdringlichkeit unserer modernen medialen Lebenswelten. Die Kanäle, über die die Menschen kommunizieren, Informationen erhalten, muten dem einzelnen nicht selten wie geisterhaft an. Nicht umsonst ranken sich zahlreiche Verschwörungstheorien rund um die Medienwelt. Die Skepsis ob der medialen Verfügbarkeit und Steuerung jedweder Information, ist selbst heute, im 21. Jahrhundert, eine noch immer häufig anzutreffende, mündet nicht selten in hysterische Paranoia vor Manipulation und Machtmißbrauch. Was Wunder also, dass gerade der Horrorfilm sich immer wieder unseren Kommunkationskanälen zuwendet, darin das Grauen sucht und nicht selten wirkungsvoll zutage fördert!
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Das schwarze Reptil

Die Angst vor dem Anderen, ja das Andere überhaupt, ist die Grunderzählung des Horrorfilms, wenn sie nicht sogar dessen Bedingung der Möglichkeit (vgl. dazu Stefan Höltgen . „And Now For Something Completely Different – Alterität im Horrorfilm” in Splatting Image Nr. 52 / Dezember 2002) darstellt. So auch im vorliegenden Falle, DAS SCHWARZE REPTIL, dem 2. Teil aus der auf 20 DVDs angelegten Hammer-Collection aus dem Hause Anolis Entertainment, der ganz das Einbrechen des (exotisch) Anderen in einer eigentlich vertrauten, provinziellen Gegend schildert. Um ein humanoides Schlangenwesen geht es da, und um die unheilversprechende Exotik des fernen Ostens, aus dem eben jenes Schlangenwesen quasi importiert wurde. Ort des Geschehens ist ein kleines, englisches Dorf namens Cornwall, ebenfalls Schauplatz von PLAGUE OF THE ZOMBIES (Nächte des Grauens, angekündigt für Mai 2004), zur Zeit des 19. Jahrhunderts, in dem der mysteriöse „schwarze Tod“ die Runde macht, der seinem Namen der ungewöhnlichen Hautverfärbung seiner Opfer verdankt. Zwar wird gerne von natürlichen Ursachen gesprochen, eine Aufklärung der mysteriösen Todesreihe somit im Namen provinzieller Harmoniesucht vereitelt, doch möchte Harry Spalding, der erst vor kurzem mit seiner Ehefrau Valerie nach Cornwall gezogen ist, nicht so recht dran glauben, ist doch sein Bruder Charles, dessen Anwesen am Rande eines nahegelegenen Moores er übernommen hat, nur kurz zuvor dem „schwarzen Tod“ zum Opfer gefallen.
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Die Ritterinnen

Berlin-Kreuzberg, Ende der Achtziger. Das riecht nach brennendem Bolle, täglichen Plena, mal hier mal dort, bald zu dieser, bald zu jener Kampagne, nach IWF-Protest und verbitterten Patriarchatsdiskussionen. Aber auch nach Flucht aus der Provinz, anarchischem Freiheitsdrang, nach Befreiung von Spießermuff und dem Wunsch nach selbtbestimmten Leben. Kreuzberg, Ende der Achtziger – lang ist’s her.

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TWILIGHT SAMURAI

Seibei hat es sichtlich schwer: ein verarmter Samurai niederen Ranges ist er, seine Frau hat die Schwindsucht dahingerafft, die Mutter ist senil, erkennt ihren eigenen Sohn nicht mehr wieder, und zwei kleine Töchter, die versorgt sein wollen, gibt es auch noch. Der Samurai wird also, was bleibt ihm anderes übrig, Hausmann, das auch gar nicht schlecht, nur geht das natürlich sehr auf Kosten seines Rufes und Äußeren. Etwas Erleichterung kommt in den Haushalt, als sich Tomoe, eine Kindheitsfreundin Seibeis, die gerade aus einem brutalen Eheverhältnis geschieden wurde, um die Kinder zu kümmern beginnt. Eine Heirat steht für den unmotivierten Samurai dennoch aus, zu verbindlich ist noch immer sein Ehrverständnis, dass er einer Frau aus gutem Hause ein Leben in ärmlichen Verhältnissen zumuten möchte. Der Zufall will es, dass Tomoes Ex-Gatte Seibei zum Duell herausfordert und – mit etwas unorthodoxen Mitteln, einem Bambuspflocknämlich nämlich – von Seibei besinnungslos geschlagen wird. Dieser Erfolg, man spricht von Seibei unter der Hand, wegen der eigenen Hänseleien etwas eingeschüchtert und irritiert, respektvoll von einem großen Kämpfer, ist es dann auch, der ihm einen wichtigen Auftrag seines Clans beschert, den er – schweren Herzens, hat er sich doch längst schon an das häusliche Glück gewöhnt – auszuführen hat: Ein abtrünniger Samurai, der, Seibei nicht ganz unähnlich, am „Weg des Samurai“ ob der allgemeinen Umbruchszeiten – man befindet sich im Japan des 19. Jahrhunderts, nur am Rande angedeutet, etwa durch ferne Zuggeräusche – zu zweifeln beginnt, soll in seinem Anwesen, dort hat er sich verbarrikadiert, hingerichtet werden. Seibei sieht sich einem moralischen Dilemma existenziellen Ausmaßes gegenüber.
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