Pornfilmfestival 2010 – L.A. Zombie Hardcore

Kann man Porno mit sozialer Kritik verbinden? Der kanadische Filmemacher Bruce LaBruce ist jedenfalls seit den Neunzigern durch Produktionen bekannt, die dem schwulen Begehren und dessen lustvollem Ausleben eine politische Dimension geben. In seinem neuesten Film, „L.A. Zombie Hardcore“, der zur Zeit durch diverse Festivals  tourt(allerdings in einer Softcore-Fassung), verwendet er das Untoten-Motiv als Metapher für das Verdrängte einer Überflussgesellschaft, wobei die Bezüge zu George A. Romeros mehrteiligem Zombie-Epos unübersehbar sind. „Pornfilmfestival 2010 – L.A. Zombie Hardcore“ weiterlesen

Pornfilmfestival Berlin 2010 – Frauenzimmer

Erfreulicherweise ist beim Berliner Pornfilmfestival der Name nicht immer Programm, es werden also auch nichtpornografische Produktionen gezeigt, die interessante Aspekte der Sexualität beleuchten. Die Dokumentation „Frauenzimmer“ von Saara Aila Waasner porträtiert drei Frauen im fortgeschrittenen Alter, die als Prostituierte in Berlin tätig sind. „Pornfilmfestival Berlin 2010 – Frauenzimmer“ weiterlesen

Filmlektionen vom Theater

Monster, türkische Muskelhelden, Porno-Queens, Yoga-Akrobatinnen in Nazi-Uniform und ein Live-Hörspiel über Zombies und Kannibalen: Die bunte Mischung von Motiven und Genres, die der Berliner Allround- aber eigentlich doch immer noch Film-Künstler Jörg Buttgereit in den Sälen des „Hebbel am Ufer“-Theaters auf die Bretter brachte, war zeitweise nicht leicht verdaulich. Es dürften wohl vor allem seine Fans angesprochen gewesen sein, die Buttgereit mit Reprisen seines filmischen Werks und Aufarbeitungen seiner Radioprogramme ins Theater zog. Und dennoch war das Publikum letztlich genauso bunt gemischt wie auch das Programm. F.LM war bei allen Vorstellungen dabei, hat einiges sogar gefilmt (was hier exklusiv angeboten wird) und liefert einen Rückblick.

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Durch Schlamm und die Hölle erlöst.

F.LM: Expliziter Sex, Sodomie, Vergewaltigung, Mord, Snuff – Ihr Film „The Life and Death of a Porno Gang“ (Zivot i smrt porno bande, Serbien 2009) behandelt eine Menge kontroverser Themen. Gleichzeitig scheint er in jedem Moment von einer sehr konkreten, dunklen Realität zu erzählen.

Mladen Djordjevic: Der Film ist sozial und politisch in den Kontext des heutigen Serbiens eingebunden. Die Nachwirkungen der Kriege auf mich sind evident: Ich bin in einer Gegend aufgewachsen, in der es normal war, die Gräueltaten des Krieges unzensiert im Fernsehen zu sehen. Dies ist ein Film über den Kampf zwischen Eros und Thanatos. Dieser Kampf ist grade innerhalb des Balkans interessant, wo es oft der Tod ist, der gewinnt. Für mich ist diese Dunkelheit nicht abstoßend, sie ist attraktiv. Ich mag diese gefallenen Charaktere und Outsider, daher hat dieser Film auch kein zu starkes Lokalkolorit. Außenseiter werden in jedem System ziemlich ähnlich behandelt. Meine Charaktere sind Ausgestoßene, und das sind sie unabhängig vom jeweiligen politischen System. Der Film geht außerdem auf ein beliebtes Thema hier in Serbien ein – dem Aufeinanderprallen des urbanen und ländlichen Serbiens. Ich habe gezeigt, dass die Grenzen zwischen den beiden unscharf sind und nicht existieren. Ich wollte keinen Schwarz-Weiß-Film machen, keine Partei ergreifen.
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Serbien, postapokalyptisch

Marko ist ein junger, ambitionierter Filmschüler und will eigentlich Kunstfilme machen. Nicht als gefälliges Arthousekino, sondern in Horror- und Science-Fiction-Stoffe verpackt die nationalen Mythologien Serbiens erkundend. Natürlich findet er für seine ehrgeizigen Projekte keine Finanziers, und so nimmt er, was er bekommen kann: zunächst einmal das Geld des schmierigen Pornoproduzenten Cane. Damit inszeniert er einen surreal-prätentiösen Kunstpornofilm, der bei seinem Auftraggeber und dessen Kompagnon, einem skrupellosen Polizisten, auf wenig Begeisterung stößt. Marko wird gefeuert, bedroht und schließlich brutal zusammengeschlagen. Darauf entschließt er sich zu einem Medienwechsel und begründet das erste serbische Porno-Theater. Noch während der Premiere von der Polizei zerschlagen, entschließt sich die bunte Truppe um Marko herum schließlich, auf Tournee durch die Dörfer des ländlichen Serbiens zu gehen.

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Porno-Politik

Linda Lovelace wusste nicht, was das Wort „Anarchie“ bedeutet. Zumindest behauptete sie das in einem Fernsehinterview, das in der aktuellen Dokumentation „Inside Deep Throat“ kurz eingeblendet wird. Dennoch erschien ihre Aktionen auf der Leinwand vielen „anarchisch“ genug, um die moralischen Grundsätze einer ganzen Nation ins Wanken zu bringen. Für andere war „Deep Throat“ dagegen ein Außnahmeporno, den man sich auch in Frauenbegleitung gerne anschaute und in einer guten Gesellschaft zum Gespräch brachte. Sogar Jacky Kennedy soll in einer Vorführung gewesen sein, was die Popularität der umstrittenen Pornoproduktion noch zusätzlich steigerte.
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Kurzrezensionen Januar 2006

  • Wolfgang Beilenhof (Hg.): Poetika Kino. Frankfurt am Main: Suhrkamp 2005.
  • Nicolas Pethes: Spektakuläre Experimente. Weimar: vdg-Verlag 2004.
  • Yvonne Spielmann: Video. Das reflexive Medium. Frankfurt am Main: Suhrkamp 2005.
  • Werner Faulstich: Filmgeschichte. Paderborn: Fink 2005 (UTB).
  • Fabienne Liptay/Yvonne Wolf (Hgg.): Was stimmt denn jetzt? München: etk 2005.
  • Patrick Rössler/Friedrich Krotz (Hgg.): Mythen der Mediengesellschaft. Konstanz: UVK 2005.
  • Jörg Metelmann: Porno Pop. Würzburg: Königshausen & Neumann 2005.
  • Martin Andree: Archäologie der Medienwirkungen. München: Fink 2005.

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The Wayward Cloud

Endlich! Endlich gibt es im Wettbewerb einen Film zu sehen, der knistert und begeistert, der Wagnisse eingeht und gewinnt. Sperrig, einfallsreich, von erstaunlicher Frische. Höchst unterhaltsam, tragikomisch, oft bis zum absoluten Stillstand gehend, nahezu kein Dialog, dann wird er immer wieder zum Musical, urbane Tristesse, groteske Pornografie, cinephiles Kino. The Wayward Cloud von Tsai Ming-Liang ist all das und darin ungemein aufregend.
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Inside Deep Throat

“Deep Throat“ ist ein Mythos, tatsächlich in seiner filmhistorischen Bedeutung vergleichbar mit dem ebenfalls auf dem Festival gezeigten „Heavens Gate“. Wenn man „Inside Deep Throat“ mit der Heavens Gate-Doku „Final Cut“ vergleicht, begreift man, was dem letztgenannten fehlt. Der Film schafft es die ganz persönlichen Tragödien der Beteiligten in Bezug zu setzen, zur soziokulturellen Dimension des Films.
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Wundfabrikation.

»Rosa, in vielen Schattierungen, dunkel in der Tiefe, hellwerdend zu den Rändern, zartkörnig, mit ungleichmäßig sich aufsammelnden Blut, offen wie ein Bergwerk obertags […] Würmer, an Stärke und Länge meinem kleinen Finger gleich, rosig aus eigenem und außerdem blutbespritzt, winden sich, im Innern der Wunde festgehalten, mit weißen Köpfchen, mit vielen Beinchen ans Licht. Armer Junge, dir ist nicht zu helfen. Ich habe deine große Wunde aufgefunden; an dieser Blume in deiner Seite gehst du zugrunde.« (Franz Kafka: Ein Landarzt)

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