Als Mitte der 90er Jahre der erste Band der Mini-Serie „Marvel vs. DC“ erschien, fanden endlose Schulhofdiskussionen ein (vorläufiges) Ende: Wer ist stärker: Captain America oder Batman? Wer fliegt schneller: Iron Man oder Superman? Wer ist grüner: Hulk oder Green Latern (oder vielleicht doch das grüne Kryptonit)? Hinter diesen Fragen steckte das Bedürfnis die Mythologien der verschiedenen Comic-Universen endlich einmal kompatibel zu machen, sie auf ein gemeinsames soziales, physikalisches und geografisches Fundament zu stellen. Diese „versus“-Idee wurde schnell auf andere Sujets übertragen; eines der populärsten ist die Comicreihe „Alien vs. Predator“, zu der es bereits ein Computerspiel und demnächst einen Film geben wird. Mit „Freddy vs. Jason“ ist nun eine neue Gegenüberstellung von „Superhelden“ ins Kino gekommen. Die beiden Kontrahenten sind die zynischen Helden des Slasherfilmgenres. „Gut vs. Schlecht“ weiterlesen
Halloween
John Carpenters Halloween von 1978 ist der Initialfilm eines gesamten Subgenres, des Slasherfilms. Die Zahl an Filmen, in deren Zentrum ein maskierter, quasi unsterblicher Serienmörder steht, ist immens. Und neben dem Rip-Offs hat sich der Slasherfilm zu einem Sequel-Genre entwickelt, das wohl die meisten Fortsetzungen für sich verbuchen kann. Allein von Halloween gibt es sieben und eine achte soll demnächst folgen. „Halloween“ weiterlesen
„Irgendwann wird’s lächerlich“
Woran erkennt man einen Horrorfilm? Am großzügigen Gebrauch unstet flackernder Lichter, an dichter Schwärze, die unheilvoll hinter nur einen Spalt weit geöffneten Türen hervorlugt, an undeutlichen Bewegungen im Dunkeln, die genauso gut auch nur auf ein irritiertes Auge zurückführbar sein könnten, an einem Telefon, das stille Momente der Anspannung lautstark und überraschend durchtrennt, oder aber an einer Bewegung in eine Richtung, die man nicht hätte einschlagen sollen. Und so weiter und so fort. Dies sind zuvorderst wahrnehmbare Elemente, die, unter anderem, einen Horrorfilm zu einem solchen machen. Nicht schon zwangsläufig zu einem guten, gewiss. THEY – SIE KOMMEN, von Hitcher-Regisseur Richard Harmon bereits im letzten Jahr inszeniert, bietet im wesentlichen genau eine solche Aufzählung einzelner Gruselelemente. Allein, die Summe der einzelnen Teile ergibt kein Mehr. „„Irgendwann wird’s lächerlich““ weiterlesen
Ring – Das Original
Seine ungemeine Faszinationskraft bezieht RING – DAS ORIGINAL vor allem aus der gelungenen Verquickung einer gruseligen Geistergeschichte mit der schieren Undurchdringlichkeit unserer modernen medialen Lebenswelten. Die Kanäle, über die die Menschen kommunizieren, Informationen erhalten, muten dem einzelnen nicht selten wie geisterhaft an. Nicht umsonst ranken sich zahlreiche Verschwörungstheorien rund um die Medienwelt. Die Skepsis ob der medialen Verfügbarkeit und Steuerung jedweder Information, ist selbst heute, im 21. Jahrhundert, eine noch immer häufig anzutreffende, mündet nicht selten in hysterische Paranoia vor Manipulation und Machtmißbrauch. Was Wunder also, dass gerade der Horrorfilm sich immer wieder unseren Kommunkationskanälen zuwendet, darin das Grauen sucht und nicht selten wirkungsvoll zutage fördert!
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Das schwarze Reptil
Die Angst vor dem Anderen, ja das Andere überhaupt, ist die Grunderzählung des Horrorfilms, wenn sie nicht sogar dessen Bedingung der Möglichkeit (vgl. dazu Stefan Höltgen . „And Now For Something Completely Different – Alterität im Horrorfilm” in Splatting Image Nr. 52 / Dezember 2002) darstellt. So auch im vorliegenden Falle, DAS SCHWARZE REPTIL, dem 2. Teil aus der auf 20 DVDs angelegten Hammer-Collection aus dem Hause Anolis Entertainment, der ganz das Einbrechen des (exotisch) Anderen in einer eigentlich vertrauten, provinziellen Gegend schildert. Um ein humanoides Schlangenwesen geht es da, und um die unheilversprechende Exotik des fernen Ostens, aus dem eben jenes Schlangenwesen quasi importiert wurde. Ort des Geschehens ist ein kleines, englisches Dorf namens Cornwall, ebenfalls Schauplatz von PLAGUE OF THE ZOMBIES (Nächte des Grauens, angekündigt für Mai 2004), zur Zeit des 19. Jahrhunderts, in dem der mysteriöse „schwarze Tod“ die Runde macht, der seinem Namen der ungewöhnlichen Hautverfärbung seiner Opfer verdankt. Zwar wird gerne von natürlichen Ursachen gesprochen, eine Aufklärung der mysteriösen Todesreihe somit im Namen provinzieller Harmoniesucht vereitelt, doch möchte Harry Spalding, der erst vor kurzem mit seiner Ehefrau Valerie nach Cornwall gezogen ist, nicht so recht dran glauben, ist doch sein Bruder Charles, dessen Anwesen am Rande eines nahegelegenen Moores er übernommen hat, nur kurz zuvor dem „schwarzen Tod“ zum Opfer gefallen.
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Ab 18
Zensur neigt, als ideologisches Projekt, dazu, sich selbst überflüssig zu machen. Ihr Ziel ist nicht das eigene, gleichsam ewige Fortbestehen, sondern im ideellen Sinne an der eigenen Überkommenheit zu arbeiten. Nicht der sanktionierende Rotstrich, nicht der schwärzende Balken stehen im Focus, sondern das Buch, der Film, die Ästhetik, die aufgrund dieser besonderen Bedingungen erst gar nicht zustande kommen. Zensur ist also nicht allein Filtern, sondern vor allem auch Prävention. Deshalb gibt es auch keine institutionelle Zensur mehr – es wäre auch reichlich töricht, heutzutage zu schwärzen. Etabliert wurde vielmehr, ein paar Modernisierungen später, ein ineinandergreifendes »Patchwork« aus ökonomischen, juristischen und sozialen Sanktionen, welches einer zensurierenden Ideologie nur noch in Ausnahmefällen aktiv in die ästhetischen und kulturellen Diskurse einzugreifen abverlangt.
»The Juwes are not the men That Will be Blamed for nothing«
»Women uh… women sense my power and they seek the life essence. I, uh… I do not avoid women, Mandrake…. But I… I do deny them my essence.«
(General Jack D. Ripper, Dr. Strangelove)
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Film und Metapher
David Cronenberg erinnert sich: »Einmal rief mich ein amerikanischer Kritiker an, der mir sagte: ‚Für einen Amerikaner sind Ihre Filme wie ein seltsamer Traum. Die Straßen wirken amerikanisch, sind es aber nicht. Die Personen sehen aus wie Amerikaner, sind aber keine. Sie sprechen wie Amerikaner und sprechen doch anders.’« Wollte man Cronenbergs Kino grob situieren, so könnte man seine Filme als eine Art Synthese zwischen dem recht puren Amerikaner David Lynch und dem recht puren Europäer Peter Greenaway bezeichnen. Mit seinem Kleinstadthorror in Blue Velvet (USA 1986) und Twin Peaks (USA 1990) und seinen Verirrungen auf dem Lost Highway (USA 1996) und dem Mulholland Drive (USA 2001) bebildert Lynch die Kehrseite des amerikanischen Traums. Die barock überladenen Bild-Ornamente eines Greenaway stehen somit in einem größtmöglichen Gegensatz zu Lynchs Gewalt-Agonie. Eine Art Synthese zwischen Lynchs amerikanischer Erzählweise und Greenaways Poetik erreicht Cronenberg dadurch, dass sein filmisches Schaffen selbst dann ausdrücklich von der Literatur geprägt ist, wenn er, wie bei seinen frühen Filmen, die Drehbücher selbst verfasst hat. Nabokow, Beckett und Kafka zählen zu Cronenbergs Lieblingsautoren, aber auch William S. Burroughs. In Naked Lunch (Can 1991), Cronenbergs Burroughs-Verfilmung, sagt die Frau des Kammerjägers Bill Lee, nachdem sie sich mit einer Heroin-Nadel das Wanzenpulver ihres Mannes in die Venen (bzw. in die Brust) geschossen hat: »Es ist ein Kafka-Rausch. Du fühlst Dich wie ein Käfer«. Das ist zugleich eine treffende Bezeichnung für Cronenbergs Vorlieben für Verwandlungen, Metamorphosen und Deformationen im körperlichen und seelischen Bereich.