»I would give my love to thee«

„Wir gehörten nicht zu diesen Menschen, diesen glücklosen Menschen, denen grundlos schreckliche Dinge passieren.“ – Diese Worte aus dem Mund der 14-jährigen Susan Salmon muten seltsam an, da es die Worte eines toten, eines ermordeten Mädchens sind. Im Laufe des Filmgeschehens beginnt man jedoch zu begreifen, warum ihre Einschätzung gilt, trotz dieses schrecklichen Ereignisses, das die Familie zu zerreißen droht.
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Lolita – Macht – Schwierigkeiten

Der 1958 erschienene Roman Vladimir Nabokovs schildert mit einfühlsamer Eindringlichkeit einen Mythos, den es in seinen vielfältigen Ausformungen seit jeher zu geben scheint, dessen Beschreibung sich jedoch jetzt erstmalig in einem Wort formiert, seine bislang inhärent schemenhafte Gestalt offenbart und durch das Aussprechen eines Namens seine Existenz preisgibt – Lolita. Die Melodie, die diese drei Silben in einem jeden Humbert Humbert zum Klingen bringen, ertönt sogleich zu Beginn der (von der Kritik recht kontrovers aufgenommenen) Filmadaption durch Adrian Lyne (1997): »Lolita. Licht meines Lebens. Feuer meiner Lenden. Meine Sünde. Meine Seele. Lo-li-ta: Die Zungenspitze macht drei Sprünge den Gaumen hinab und tippt bei drei gegen die Zähne. Lo. Li. Ta.« Der insgesamt ausgefallene, wortgewandte, einladend ausschweifende Prosastil, mit dem Nabokovs Erzähler Humbert Humbert die Reise in jene schicksalhafte Zeit beginnt, spiegelt in beiden gleichnamigen filmischen Adaptionen durch Stanley Kubrick (1961) wie durch Adrian Lyne die unwirklich-märchenhafte Perspektive eines Mannes auf seinen Traum: den Traum vom Stillstand der Zeit, vom Wieder-Holen der unabänderlichen Vergangenheit, vom erneuten Durchleben der verronnenen Jugend wie auch vom Losgelöstsein des Augenblickes und der Freiheit von aller gesellschaftlichen Restriktion … Lolita wird für den ihr verfallenen Protagonisten Professor Humbert zum Inbegriff all dessen und noch viel mehr. Sie ist seine ganz persönliche, inkarnierte Verheißung einer paradiesischen Existenz auf Erden.

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Ein Körper ist ein Körper ist ein Körper

Der in der Moderne tendenziell totgesagte Körper ersteht wieder auf, einer unaufhaltsam fortschreitenden Biotechnologie und plastischen Chirurgie zum Trotz: Mit der facettenreichen Faszination des menschlichen Körpers vor allem im Medium Film beschäftigen sich gleich drei aktuelle Publikationen. Die Herangehensweise erfolgt aus kultur- und geisteswissenschaftlicher, phänomenologischer ebenso wie aus bewusst historischer Perspektive und im Fall der Untersuchungen zur Männlichkeit im Film aus der kritisch-wissenschaftlichen Blickrichtung der erst spät etablierten men’s studies. Gemeinsam untersuchen die Publikationen im Sinne der poststrukturalistischen Körpertheorie Foucaults die (im Genrekino: wunscherfüllende) Konstruktion des „natürlichen Körpers“ im Film und anderen Medien, analysieren ihn als Produkt heterogener sozialer Diskurse und gesellschaftlicher Praktiken.
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Frauenbilder in den Medien

Heidrun Baumann (Hg.): Frauenbilder in den Medien, Münster: Daedalus, 2000

Massenmedien als ›vierte Gewalt‹ zu den Eckpfeilern der Demokratie zu rechnen ist längst gängige Praxis und bedarf kaum noch einer eingehenderen Erläuterung. Das heutige komplexe Mediensystem, das in Printmedien, Hörfunk und Fernsehen wie auch in Büchern, Filmen und natürlich dem Internet verwirklicht ist, fördert dabei ein gravierendes Problem zutage: Es simuliert die Nichtexistenz unzähliger Problemkreise, indem es sie nicht thematisiert. Die Informations- und Aufklärungsarbeit der modernen Massenmedien ist dergestalt eine äußerst selektierte: Was nicht Gegenstand der Medien ist, findet in der gesellschaftlichen Öffentlichkeit kaum oder keine Beachtung (es ›existiert‹ daher quasi gar nicht).
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Witch Book Project

In seiner Dissertation Auf der Jagd nach Hexen und Zuschauern widmet sich Wolfgang Arend einer mediensoziologischen Theorie des Remakes, deren theoretisches Fundament er im ersten Teil des Bandes etabliert, um dieses in den folgenden zwei Dritteln des Textes am Sujet des Hexenfilmes zu spiegeln.

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Hannibal

Zehn Jahre sind vergangen, seit Clarice Starling (nun gespielt von Jodie Foster-Nachfolgerin Julianne Moore) ihren kometenhaften Ein- und Aufstieg beim FBI hat feiern können. Ihre Karriere, die dereinst so unaufhaltsam erfolgreich und vielversprechend begann, befindet sich nun in einer schweren Krise. Konnte sie einst als Neuling auf FBI-Gebiet den psychopathischen Serienmörder „Buffalo Bill“ als Ein-Mann- Kommando überführen, stagniert ihr öffentliches Ansehen gegenwärtig in der ihr angebotenen rekordverdächtigen Auszeichnung, die Frau zu sein, die bis dato die meisten Menschen getötet hat. Clarice wird – ungerechtfertigterweise – für eine Operation zur Verantwortung gezogen, deren Fäden ihr während des Einsatzes von ihrem missgünstigen, chauvinistischen Kollegen Paul Krendler aus der Hand genommen waren. Vom Dienst suspendiert hat sie mehr Zeit, als ihr lieb ist, um über ihre missliche Lage und die unglücklichen Vorfälle ihrer Diensteinsätze nachzudenken. In dieser Situation tritt Dr. Hannibal Lecter erneut in ihr Leben, der Mann, der zehn Jahre zuvor wesentlichen Anteil an ihrer beruflichen Glanzleistung hatte. Suggestiv stellt Dr. Lecter die Frage in den Raum, ob es für ihn an der Zeit sei, Clarice ein weiteres Mal Garant für ihre berufliche Qualifikation zu bedeuten. Hannibal seinerseits steigt in den Reihen des FBI auf in die Riege der zehn meistgesuchtesten Personen.

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Cast Away

Tom Hanks verkörpert in dem Charakter Chuck Nolands einen Mann, dessen Leben minutiös durchorganisiert ist, er verschenkt keinen einzigen Moment, sein einmal gesteckter Zeitplan ist auf die Sekunde unerbittlich straff gehalten. Seine Arbeit als Manager bei dem Kurier-/Versand-Express- Unternehmen „FedEx“ fordert von ihm wie allen ihm unterstellten Mitarbeitern die effektivste Nutzung des kostbarsten Guts, das der Mensch besitzt: Zeit.
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