You’ve got moves, I’ve got shoes, let’s go dancing!

Die Jonas Brothers, für diejenigen unter den Lesern, die diesen Namen, so wie der Rezensent, unlängst zum ersten Mal gehört haben, sind eine jedenfalls in den USA ungemein populäre Teenie-Boyband, die es im Fahrwasser der Popularität des Jungmädchenidols „Hannah Montana“ auf eine eigene Semireality-Dokusoap im Disney Channel gebracht haben. Nach einem jüngst mit der Goldenen Himbeere prämierten 3D-Konzertfilm und einigen Gastauftritten in mittelgroßen Hollywoodproduktionen arbeiten sie gerade an ihrem ersten eigenen Kinospielfilm mit dem vielversprechenden Titel „Walter the Farting Dog“. Ihre lyrisch wie melodisch schlichten Stücke oszillieren im Boygroupkosmos irgendwo zwischen den New Kids on the Block und Boyzone – nothing changes, ever – und sind im Grunde mit musikkritischen Maßstäben gar nicht mehr zu erfassen. Sie sind da, um ihren Zweck zu erfüllen, und das ist es dann auch schon gewesen. „You’ve got moves, I’ve got shoes, let’s go dancing“, so heißt es in einem ihrer Lieder, und natürlich wohnt der herzergreifenden Simplizität dieses Verses schon wieder eine gewisse Poesie inne.

Freilich lässt er auch bereits anklingen, worum es immer auch und wohl im Wesentlichen geht: um Teenieträume und ihren Warenwert nämlich. Trägst du die richtigen Schuhe, dann darfst auch du mit den Popstars tanzen. Das schlägt sich auch im neuen Merchandisingprodukt der Band nieder, dem Videospiel „Disney Jonas“, das nun für Nintendos DS-Handheld erschienen ist. Da gibt es nämlich eine Art „Stylometer“ in der Bildschirmanzeige, das dem/r Spieler/in den modischen Wert der gerade getragenen Kleidung bedeutet, sowie die sich während der Spieldauer durch Abnutzung ergebenden Statusverluste. Viele Spielelemente, die davon ablenken könnten, gibt es im Drumherum jedenfalls nicht; gilt es doch eigentlich nur, eine Folge der bandeigenen Soap Opera mehr oder weniger interaktiv nachzuspielen. Mehr oder weniger, da es immer wieder ausgedehnte, in Sprechblasen präsentierte Dialogsequenzen gibt, die das eigentliche Gerüst des Spiels bilden. Daran aufgehängt sind eine Reihe von Minispielen, bei denen es um so lustige Aufgaben geht wie „Brüder mit Gitarrenriffs wecken“ und bei denen Doktor Kawashima vor Scham im Boden versinken würde.

Dankbarerweise (jedenfalls für den sich argumentativ für einen Verriss aufmunitionierenden Rezensenten) macht „Disney Jonas“ auch gar keinen großen Hehl daraus, wie gleichgültig ihm diese Spielchen im Grunde sind: Es geht dabei nämlich auch nicht um Geschicklichkeit à la „Guitar Hero“ oder vergleichbarer Partyspielklassiker, sondern bloß darum, immer wieder die gleichen Tasten zu drücken und dabei auf dem Touchpad herumzustreichen. Das ändert sich auch in den erst im Storymodus freizuspielenden Konzertauftritten nicht wesentlich und dürfte auch die Zielgruppe der Band merklich unterfordern. Zwischendurch gibt es noch ein wenig weit unterdurchschnittliche Plattformlauferei mit wenig motivierenden Aufgabenstellungen, mittelmäßiger Grafik und mieser Steuerung, und sehr bald stellt sich die Erkenntnis ein, dass „Disney Jonas“ wohl als kostenloser Download mit Werbeeffekt auf der Homepage der Band besser aufgehoben wäre. Dass Eltern für das Modul nun € 40,00 auf den Tisch legen sollen, nur um die Einordnung ihrer Kinder in die gesellschaftliche Verwertungskette zu festigen, das ist schon ein wenig viel verlangt.

Disney Jonas
(Disney Interactive Studios 2010)
Verfügbar für Nintendo DS (getestet)
Freigegeben ab 0 Jahren

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