Enough to base a movie on?

Es gehe ihm nicht darum, am Mythos der Doors weiterzuarbeiten, so Tom DiCillo, vielmehr versuche er mit seiner Dokumentation so nahe wie möglich an die Menschen heran zu kommen, die hinter der Musik und den zahllosen kleinen und großen Skandalen stehen. Mit diesem Anspruch kommt „When You’re Strange“ am ersten Juli hierzulande in die Kinos. Ob ihm dies gelingt, darüber lässt sich bei genauerer Betrachtung diskutieren. Filmisch setzt Jim Morrison 1969 den Mythos des abtrünnigen, ewig auf die Suche gerichteten Randgängers  ins Bild. In seinem Roadmoviefragment „HWY – An American Pastoral“, spielt er einen Anhalter, der möglicherweise seinen Fahrer umgebracht hat und nun mit dessen Mustang einen Highway irgendwo in der Wüste hinauf fährt. DiCillo stimmt den Zuschauer gleich zu Beginn durch einige montierte Szenen aus dem Stück ein und lässt eine Männerstimme im Radio die Nachricht vom Tode des Rockstars Jim Morrison verkünden. Die Szene hat zugegebenermaßen etwas Gespenstisches, und genau hierin wird der Ansatz, den DiCillo verfolgt, selbst fiktional, arbeitet sozusagen an einer Übertragung des Mythos weiter. „Enough to base a movie on?“ weiterlesen

You’ve got moves, I’ve got shoes, let’s go dancing!

Die Jonas Brothers, für diejenigen unter den Lesern, die diesen Namen, so wie der Rezensent, unlängst zum ersten Mal gehört haben, sind eine jedenfalls in den USA ungemein populäre Teenie-Boyband, die es im Fahrwasser der Popularität des Jungmädchenidols „Hannah Montana“ auf eine eigene Semireality-Dokusoap im Disney Channel gebracht haben. Nach einem jüngst mit der Goldenen Himbeere prämierten 3D-Konzertfilm und einigen Gastauftritten in mittelgroßen Hollywoodproduktionen arbeiten sie gerade an ihrem ersten eigenen Kinospielfilm mit dem vielversprechenden Titel „Walter the Farting Dog“. Ihre lyrisch wie melodisch schlichten Stücke oszillieren im Boygroupkosmos irgendwo zwischen den New Kids on the Block und Boyzone – nothing changes, ever – und sind im Grunde mit musikkritischen Maßstäben gar nicht mehr zu erfassen. Sie sind da, um ihren Zweck zu erfüllen, und das ist es dann auch schon gewesen. „You’ve got moves, I’ve got shoes, let’s go dancing“, so heißt es in einem ihrer Lieder, und natürlich wohnt der herzergreifenden Simplizität dieses Verses schon wieder eine gewisse Poesie inne.

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George Michael – A Different Story

Eigentlich wollte ich in diesem Saal die für diese Uhrzeit terminierte Pressevorführung von Violent Days aus dem Forum anschauen. Normalerweise haben die einzelnen Sektionen auch ihre eigenen Pressesäle, so dass man da eigentlich blind zum Termin reinlaufen kann. Blöderweise – und angeblich war es ausgeschildert – hatte man nun aber gerade diesen Programmslot an diesem Tag mit dem Panorama getauscht. Und ich staunte nicht schlecht, als ich zum Beginn eines semi-dokumentarischen Spielfilms über französische Rockabillies einen sehr zeitgenössischen Elton John erblicke, der mich mit rethorischem Geschick von den Qualitäten dieses „Guy“ überzeugen will. Wenige Sekunden später besteht kein Zweifel mehr: Ich sitze in George Michael – A Different Story, wo ich eigentlich nie hin wollte. Geschichten, die die Festivalübermüdung schrieb.
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