George Michael – A Different Story

Eigentlich wollte ich in diesem Saal die für diese Uhrzeit terminierte Pressevorführung von Violent Days aus dem Forum anschauen. Normalerweise haben die einzelnen Sektionen auch ihre eigenen Pressesäle, so dass man da eigentlich blind zum Termin reinlaufen kann. Blöderweise – und angeblich war es ausgeschildert – hatte man nun aber gerade diesen Programmslot an diesem Tag mit dem Panorama getauscht. Und ich staunte nicht schlecht, als ich zum Beginn eines semi-dokumentarischen Spielfilms über französische Rockabillies einen sehr zeitgenössischen Elton John erblicke, der mich mit rethorischem Geschick von den Qualitäten dieses „Guy“ überzeugen will. Wenige Sekunden später besteht kein Zweifel mehr: Ich sitze in George Michael – A Different Story, wo ich eigentlich nie hin wollte. Geschichten, die die Festivalübermüdung schrieb.

Zu meinem Glück sitze ich auch noch auf so einem „Cineastenplatz“, der schnelle Flucht nahezu verunmöglicht. Vielleicht hatte ich mich aber auch nicht im Saal, sondern im Tag geirrt? Verzweifelt ging ich mein vom vielen Filmekucken schon leicht angematsches Hirn durch – kein Ergebnis, Verwirrung komplett. Ich fügte mich schließlich meinem Schicksal und sah es als Überraschungsei. Vielleicht ist die Doku ja doch super?

Ist sie natürlich nicht. Verkürzt gesagt könnte man sagen: George Michael bekam ein mediales Präsent auf den Bauch gepinselt. Immer ist er der Checker. Das Genie. Der Saloppe, Schlagkräftige, der selbst noch Peinlichkeiten mit leichtem Wisch vom Tisch streicht. Und wenn er mal, wie in der ersten Hälfte der 90er geschehen, ein schicksalschlägebedingtes Tief durchmacht, dann steht zumindest am Ende ein den aufrechten Gang wieder erlernt habender George Michael auf dem Parkett, der dem Schicksal noch mal ein Schnippchen geschlagen hat.

Zu Beginn macht das Spaß. Denn da geht es um Wham! und um die 80er. Und die (beide) waren ein Archiv von Geschmacklosigkeiten und peinlichen Frisuren, die hier, immerhin mit süffisant selbstironischem Gestus, der Reihe nach präsentiert werden. Und es macht ja auch Spaß, Erfolgsstories zuzuhören. Aber das reibt sich schnell ab, dann geht’s nur noch beinhart nach selbstbeweihräuchernder Manier zu. Das mag gerade bei Michael, der im letzten Jahrzehnt auch immer eine Reibefläche für die yellow press war, vielleicht sogar Not tun, um bestimmte Bilder zurechtzurücken. Für denjenigen aber, der, wie man so schön sagt, couldn’t care less, wird’s bald zur Qual, zumal, wenn sie unfreiwillig aufgebürdet wird.

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