Zwei mal Mars und zurück

In den frühen 1960er-Jahren eroberte der Science-Fiction-Film das Fernsehen und ermöglichte so der populärsten SF-Gattung, der Kurzgeschichte, in Serien zu einem Bild zu kommen. Mit Serien und Reihen wie „Star Trek“, „Doctor Who“ oder – hierzulande – „Raumpatrouille“ konnte das Genre seine fan base erweitern und vor allem zu einer eigenen episodischen Erzählweise finden, die es dann auch möglich machte, längere Plots in Einzelfolgen aufgeteilt ins Fernsehen zu bringen. Zwei Jahrzehnte später waren solche Formate dann schon nicht mehr unüblich, wie „The Tripods“ (der in Deutschland als „Die dreibeinigen Herrscher“ lief) und „The Martian Chronicles“ („Die Mars-Chroniken“) deutlich zeigen.

„Zwei mal Mars und zurück“ weiterlesen

Nummer 6 gibt nicht auf

Als der TV-Sender ARTE im Herbst vergangenen Jahres die Serie „The Prisoner“ ausstrahlte und dabei auch die im deutschen Fernsehen bislang noch nicht gezeigten Folgen integrierte, kochte ein Kulturphänomen hoch, das, bis auf bei wenigen, wohl schon etwa 40 Jahre lang vergessen gewesen ist. Das Initial-Ereignis des TV-Mystery-Thrillers aus den späten 1960er-Jahren, „Nummer 6“ (wie die Serie hierzulande betitelt wurde) war lange Zeit von den Bildflächen verschwunden. Eine überteuerte DVD-Edition, längst vergriffen, gab es zwar, aber erst die jetzige Aufbereitung der Serie im Rahmen des „The 60s“-Themenmonats bei ARTE verschaffte wieder Zugang zur ihr und eine Würdigung, die erst jetzt im Rückblick möglich war. KOCH Media hat die Serie vor kurzem auf DVD und Blu-ray-Disc veröffentlicht und sorgt so für fortgesetzte Rezeption.

„Nummer 6 gibt nicht auf“ weiterlesen

»Schneller, stärker und besser als jeder andere Mensch«

Das Cyborg-Konzept wies in den frühen 1970er-Jahren bereits eine vielfältige Tradition nicht nur in der Science Fiction, sondern auch der Technik-Debatte auf. Schon bevor der Begriff 1960 durch einen US-amerikanischen Arzt und einen Computerwissenschaftler definiert wurde, fand sich das Konzept  in Literatur und Film: ein Mensch, dessen Körper durch technische Ergänzungen bzw. den Austausch von biologischen durch technische Organe Fähigkeiten erhält, die über die biologischen hinausgehen. Die Tatsache, dass der Cyborg mit „Der 6-Millionen-Dollar-Mann“ 1974 ins Fernsehen kam und dort sogar noch ein Spin-Off nach sich zog, zeigte, wie populär und gleichzeitig angstbesetzt die Vorstellung ist. Universum-Film hat nun die ersten beiden Staffeln der Serie als DVD-Boxen veröffentlicht.

„»Schneller, stärker und besser als jeder andere Mensch«“ weiterlesen

Jackass 4D

„This seems to be dangerous.“ – Einer der Sätze, die das Phänomen „Jackass“ seit seinem Start auf dem Sender MTV im Jahre 2000 begleiten und die gleichzeitig zum Programm für verschiedene Formate im Fernsehen und seltener im Kino geworden sind. „Jackass“, seine Spinoffs und Epigonen (die von „Kenny vs. Spenny“ im Prinzip bis „Ich bin ein Star, holt mich hier raus!“ reichen) stellen dabei eine seit Beginn des 21. Jahrhunderts zu beobachtende neue, forcierte Strategie der Somatisierung und Deprivatisierung von Fernsehästhetik dar. Dass „Jackass“ darüber hinaus auch im Kino erfolgreich ist, wird weniger auf seine formale Ästhetik denn auf seine Körperpolitik zurückzuführen sein. Deutlich sichtbar wird die vor allem am jetzt in die Kinos kommenden dritten Sequel „Jackass 3D“.

„Jackass 4D“ weiterlesen

Nehmen wir an, die Kuh ist eine Kugel

… unter diesem zugegebenen zunächst absurd klingenden Titel erschien 1996 ein deutsches Taschenbuch, in dem Leser, die allenfalls über physikalische Schulkenntnisse verfügen, über die Welt der Physik aufgeklärt werden sollten. Im Titel – mag der Versuch nun geglückt sein oder nicht – offenbart sich jedoch bereits zweierlei: Die Physik, mit der wir es zu tun haben, muss auf ein denkbares Maß reduziert werden, damit wir sie handhaben können. Dazu bedarf es verschiedener „Vernachlässigungen“ (etwa oftmals der Reibung bei der Erforschung einfacher Bewegungsgesetze). Zum Anderen steht die Kuh-Kugel-Identifikation aber auch für einen Bildlichkeitszwang, dem die modernen Naturwissenschaften unterliegen und der sie zwar vermittelbar(er) macht, sie jedoch auch oft arg beschränkt. Nimmt man etwa die so genannten „neue Physik“ des ganz Großen oder des ganz Kleinen hinzu, sieht man schnell, wohin solche Ku(h)geln rollen.

„Nehmen wir an, die Kuh ist eine Kugel“ weiterlesen

PlayPlay

Gleich nach Lassie und Jean Harlow

Die Kamera wandert den Hollywood Walk of Fame hinab, überfliegt den Stern von Lassie, den von Jean Harlow und danach ist dann noch eine Stelle frei, auf die jemand mit Kreide einen Stern gemalt und den Namen „Cybill“ hinein geschrieben hat. Manchmal fährt ein Skateboard-Fahrer unachtsam darüber, einmal tritt sogar jemand seine Zigarette darauf aus. Hollywood lacht über sich selbst, könnte man angesichts dieses Vorspanns zur Fernsehserie „Cybill“ sagen – aber eigentlich ist es die Schauspielerin Cybill Shepherd, welche die Hauptrolle darin spielt, die hier über das System Hollywood lacht.

„Gleich nach Lassie und Jean Harlow“ weiterlesen

Fesselspiele der feinen englischen Art

Die britische Serie „The Avengers“ (dt. „Mit Schirm, Charme und Melone“) aus den 1960er-Jahren hat auch in Deutschland sehr viele Fans, die sich dieses Jahr mächtig freuen dürfen: Nicht nur Arte sendet den Mix aus Krimi-, Agentenfilm-, teils absurden Science Fiction- und Komödienelementen rauf und runter, seit dem Frühjahr 2009 legt Kinowelt in rasantem Tempo die erhalten gebliebenen Staffeln der Serie nach und nach als DVD-Boxen vor.

„Fesselspiele der feinen englischen Art“ weiterlesen

Nerdig by Nature

Ohne Experten wäre unser Leben anders, beschwerlicher, weniger komfortabel. Wir verbrächten mehr Zeit damit, unsere Grundbedürfnisse zu stillen und hätten weniger Freizeit, die wir ohne die Errungenschaften von Experten aber sowieso nicht totzuschlagen wüssten. Kurzum: Experten sind gut, Experten sind wichtig. Aber der Experte bezahlt sein Expertentum mit einem hohen Preis. Denn um ein Experte auf seinem Gebiet zu werden, musste er unzählige andere ausblenden. Er läuft daher immer Gefahr, zum Fachidioten zu werden. Das ist zu verkraften, wenn sein Feld der Expertise beispielsweise die Gehirnchirurgie ist. Aber wenn sein Fachgebiet von den meisten nicht nur für unwichtig, sondern gar für vollends idiotisch gehalten wird, spricht man nicht von einem Experten, sondern sagt schlicht und einfach: Nerd. Um genau diese Nerds geht es in Kyle Newmans „Fanboys“ und der britischen Sitcom „The IT Crowd“, die nun auf DVD erhältlich sind. „Nerdig by Nature“ weiterlesen

David gegen Goliath

Die italienische Serie Allein gegen die Mafia (im italienischen Original: La Piovra, ‚Der Krake‘) zeigt in insgesamt zehn Staffeln den Kampf gegen die organisierte Kriminalität Siziliens; dieser Kampf wird konsequent als eine nahezu aussichtslose Unternehmung inszeniert. Trotz (oder gerade wegen?) der pessimistischen Grundhaltung wurde die Serie in Italien und im europäischen Ausland ein großer Erfolg. Michele Placido, den Hauptdarsteller der ersten vier Staffeln, machte sie zum Star. Nach vier Staffeln aber hatte die Rolle des aufrechten Commissario Cattani für Placido offenbar ihren Reiz verloren, und er verließ die Serie. Sein Ausstieg passte aber auch gut in die Logik der Serie: Der Mafiajäger Cattani hatte im Laufe der vier Staffeln seine Familie und nahezu alle seine Mitstreiter verloren. Als er dann im Laufe der vierten Staffel eine lukrative Unternehmung, die Mafiagrößen und hohe Politiker gemeinsam planen, scheitern lässt, wird der zunehmend kampfesmüde Commissario, der zuletzt dem übermächtigen Gegner allein getrotzt hat, von einem bewaffneten Kommando ermordet.

„David gegen Goliath“ weiterlesen