David gegen Goliath

Die italienische Serie Allein gegen die Mafia (im italienischen Original: La Piovra, ‚Der Krake‘) zeigt in insgesamt zehn Staffeln den Kampf gegen die organisierte Kriminalität Siziliens; dieser Kampf wird konsequent als eine nahezu aussichtslose Unternehmung inszeniert. Trotz (oder gerade wegen?) der pessimistischen Grundhaltung wurde die Serie in Italien und im europäischen Ausland ein großer Erfolg. Michele Placido, den Hauptdarsteller der ersten vier Staffeln, machte sie zum Star. Nach vier Staffeln aber hatte die Rolle des aufrechten Commissario Cattani für Placido offenbar ihren Reiz verloren, und er verließ die Serie. Sein Ausstieg passte aber auch gut in die Logik der Serie: Der Mafiajäger Cattani hatte im Laufe der vier Staffeln seine Familie und nahezu alle seine Mitstreiter verloren. Als er dann im Laufe der vierten Staffel eine lukrative Unternehmung, die Mafiagrößen und hohe Politiker gemeinsam planen, scheitern lässt, wird der zunehmend kampfesmüde Commissario, der zuletzt dem übermächtigen Gegner allein getrotzt hat, von einem bewaffneten Kommando ermordet.

In den gerade von Kinowelt veröffentlichten Staffeln 5 und 6 der Serie übernimmt Vittorio Mezzogiorno die Hauptrolle neben Patricia Millardet, die bereits in der vierten Staffel an der Seite von Michele Placido zu sehen war (und in der siebten Staffel schließlich ganz in den Vordergrund tritt). Er spielt den vor der Mafia in die USA geflüchteten Ex-Undercoverpolizisten Davide Licata, der zu Beginn der fünften Staffel nach Sizilien zurückkehrt und sich in die Familie eines zwielichtigen Geschäftsmannes mit Kontakten zum organisierten Verbrechen einschleicht. Licata unterscheidet sich von seinem Vorgänger Cattani deutlich: Zwar ist auch er – wie sein ermordeter Vorgänger – im Kern ein Überzeugungstäter, doch ist seine Motivation eine andere. Sein Wunsch nach Rache, nach Vergeltung führt ihn in der fünften Staffel zurück nach Sizilien. Er sucht die Hintermänner, die vor 20 Jahren seine Kollegen ermorden liessen, um es ihnen in gleicher Münze heimzuzahlen. In der Wahl seiner Mittel ist Licata dabei nicht immer zimperlich. Mezzogiorno legt seinen Davide Licata als ein zorniges Sprachrohr der Unterdrückten und Entrechteten an. Licata ist sich, stärker vielleicht noch als die moralische Institution Cattani, des Umstandes bewusst, dass dieser Kampf letztlich ein hoffnungsloser ist: Ein David tritt gegen den Goliath des organisierten Verbrechens an. Getrieben wird er nicht von der Aussicht auf Erfolg, sondern von dem Wunsch nach Rache und dem Wunsch, den vor der Gewalt Sprachlosen ein Idiom zu verleihen. (In der sechsten Staffel schließlich wird er sogar Opfern des Zweiten Weltkriegs eine Stimme geben, wenn er einen davongekommenen Kriegsverbrecher aufspürt und mit seinen Taten konfrontiert.)

Wie schon in den vorherigen Staffeln bebildert die Serie auch im fünften und sechsten Durchlauf, wie die Mafia das Leben derer beherrscht, die in ihre Fänge geraten: In der fünften Staffel wird die Familie des Industriellen Baron Linori nach und nach ermordet, weil dieser den Ausstieg aus der Illegalität wagen will. In der sechsten Staffel wird eine junge Frau dadurch zur Kooperation mit der Mafia gezwungen, dass man ihre jüngste Tochter entführt. Die Familie und ihre Bedrohung ist das durchgehende Motiv von Allein gegen die Mafia, dem die Autoren aber in der fünften und sechsten Staffel neue, Hoffnung gebende Nuancen abgewinnen können: So kann sich in der fünften Staffel die Tochter eines Mafiapaten von ihrem Vater, durchaus mit seinem Willen, emanzipieren und ein neues Leben beginnen. Die Sünden der Väter gehen nicht mehr zwangsläufig auf die Nachgeborenen über. Und in der sechsten Staffel wird das brutale und düstere Hauptgeschehen mit einer anrührenden Nebenhandlung kontrastiert: Der skrupellose Mafiakiller Santino „adoptiert“ das von ihm auf Geheiß entführte Kind und wird ihm zu einem Ersatzvater, der sich schließlich mit seinem Leben für es einsetzt.

Wie gewohnt sorgt der Soundtrack von Ennio Morricone für eine atmosphärische Untermalung der Bilder. Die Produktionsqualität ist immer noch hoch, die Besetzung wie zuvor illuster. Gaststars aus dem europäischen Ausland und auch aus den USA ergänzen den italienischen Cast: Bruno Cremer, Martin Balsam und Siegfried Lowitz, um nur einige zu nennen.

Wie schon bei der vierten Staffel verzichtet Kinowelt für die Staffeln 5 und 6 leider auf den italienischen Originalton. Dies hängt damit zusammen, dass die deutsche Fassung für die Fernsehausstrahlung leicht gekürzt wurde. Als einziges Extra spendiert man jeweils eine immerhin mit der Musik Ennio Morricones unterlegte Bildergalerie. Das Design der Verpackung ist grob an dem der Koch-Boxen orientiert: Statt des Konterfeis von Michele Placido ziert nun das von Vittorio Mezzogiorno das Cover, die DVDs stecken jeweils in einem schmalen Digipak.

Allein gegen die Mafia – Staffel 5 (La piovra 5 – Il cuore del problema, Italien 1990)
Zur Ausstattung der DVD-Box:
Bild: 1:1,33 (4:3)
Ton: Deutsch (Mono 1.0)
Untertitel: deutsch
Extras: Fotogalerie
Freigabe: Freigegeben ab 12 Jahren
Preis: ca. 25,- Euro

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Allein gegen die Mafia – Staffel 6 (La piovra 6 – L’ultimo segreto, Italien 1992)
Zur Ausstattung der DVD-Box:
Bild: 1:1,33 (4:3)
Ton: Deutsch (Mono 1.0)
Untertitel: deutsch
Extras: Fotogalerie
Freigabe: Freigegeben ab 12 Jahren
Preis: ca. 25,- Euro

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