Zombies in Berlin

Die Apokalypse beginnt in Moabit. Dabei sollte es doch so schön werden: der 35jährige Wiener Michi (Michael Fuith) kommt nach Berlin, um seine große Liebe Gabi (Anka Graczyk) zurückzugewinnen, trifft jedoch in ihrer Wohnung im Bezirk mit dem spröden Westberliner Charme lediglich zwei Handwerker an. Und dann kommen die Zombies. Bald findet sich Michi mit dem 15jährigen Harper (Theo Trebs) hinter verbarrikadierter Wohnungstür wieder, während draußen die Infizierten toben. Um eine Viruserkrankung handelt es sich, per Biss übertragbar – das entschuldigt dann auch die enorme Agilität der Zombies, die in Marvin Krens „Rammbock“ mal wieder, dem Zeitgeist entsprechend, rennen dürfen. Zum Ausbruch kommt die Krankheit jedoch nicht sofort, sondern erst durch die Ausschüttung von Adrenalin im Körper des Infizierten. Folglich heißt es vor allem: Ruhe bewahren, auch im Angesicht der aggressiven Horden im Innenhof. Wie gut, dass Michi ohnehin über ein eher lakonisches, ausgeglichenes Naturell verfügt…
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Enter the Umbrella!

In gewisser Weise haben die Bilder der Filme Paul W.S . Andersons schon immer versucht, den Zuschauer anzuspringen. Anderson ist, was ihm häufig zum Vorwurf gemacht wird, kein Geschichtenerzähler im herkömmlichen Sinne – er lässt seine Bilder für sich sprechen und findet er das passende Bild für einen Effekt, dann kann das ruhig auch einmal zu Lasten der Plotlogik oder sogar der mathematischen und physikalischen Gesetze gehen. In „Resident Evil – Afterlife“ wird dieses Erzählen zur grundsätzlichen Methode, bei der Anderson die 3D-Inszenierung entgegenkommt. Die Story wird zusehends nebensächlich und rekrutiert sich aus Versatzstücken bekannter Genrefilme.

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Contemplating the Complexity of Life

Mit „Universal Soldier“ von 1992 hat der schwäbische Blockbusterregisseur Roland Emmerich seinen vielleicht einzigen wirklich intelligenten Film geschaffen. Im Gegensatz zu späteren, ultrateuren Werken wie den (natürlich gleichwohl großartigen) apokalyptischen Opern „The Day after Tomorrow“ und „2012“ traf dort das schamlos Plakative seiner Inszenierung noch nicht auf eine gewaltsam nivellierte, familienfreundlich-biedere Narration, sondern kreierte im Zusammenspiel mit dem trashig-exploitativen Gestus der am teureren Rand des B-Pictures entlang navigierenden Narration eine Reibungsfläche, deren durchaus produktive Spannungen in einem grandiosen Shootout von grotesker Komik in einem Einkaufszentrum kulminierten. Das Einzige, was „Universal Soldier“ zur endgültigen Großartigkeit vielleicht noch fehlte, war ein Gespür für jene Bewegungspoesie, die den besten Filmen des Actiongenres zu eigen ist – eine Poesie, die in der ganz und gar geradlinigen Inszenierung des Regiepragmatikers Emmerich keinen Raum hat.
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Ein kurzer Film über die Toten

Ein Zombiefilm aus Deutschland – das ruft ungute Erinnerungen an jüngere („Die Nacht der lebenden Loser“) und ältere (Andreas Schnaas‘ „Zombie 90“ und Ähnliches) Versuche auf dem Gebiet wach. Entweder wurden Zombiefilme hierzulande zum Experimentierfeld von Splatter-Newbies, die ihren großen „Vorbildern“ nacheifern wollten, oder das Motiv wurde, wie fast jedes andere Motiv auch, der Sexual-Verzotung anheim gestellt. Wer mit derlei Erwartungen in „Rammbock“ geht, wird allerdings im positivsten Sinne enttäuscht, denn Regisseur Marvin Kren und sein Drehbuchautor Benjamin Hessler versuchen weder etwas neu zu erfinden, noch etwas zu transzendieren, was schon Dutzende mal zuvor schief gegangen ist: Sie übertragen das Motiv einfach auf einen Berliner Hinterhof und machen das, was im Grunde jeder Zombiefilm macht: Sie bebildern mit den Untoten einen sozialen Konflikt.

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Der Tag danach

Podcast mit Jörg Buttgereit, Jochen Werner und Stefan Höltgen über:

  • Summer Wars (Sama Wozu, Jp 2009, Mamuro Hosoda)
  • Heartless (GB 2009, Philip Ridley)
  • Survival of the Dead (USA 2009, George A. Romero)
  • Daybreakers (USA/Australien 2009, Michael & Peter Spierig)
  • The Shock Labyrinth: Extrem – 3D (Jp 2009, Takashi Shimizu)

Die Zombies vor der Leinwand

Seitdem der Zombiefilm mit Danny Boyles „28 Days Later“, Zack Snyders „Dawn of the Dead“-Remake und Edgar Wrights „Shaun of the Dead“ Mitte des Jahrzehnts sein Revival erlebte, vergeht kaum ein Jahr, ohne dass ein neuer, vermeintlich origineller Beitrag zum Subgenre erscheint. Auf dem diesjährigen Fantasy Filmfest hieß dieser „Wasting Away“ und wurde von der Festivalleitung entsprechend vollmundig angekündigt. „Die Zombies vor der Leinwand“ weiterlesen

Mama, Papa, Zombie

Die heile Welt der Fünfzigerjahre: Der strahlende Ehemann kommt vom Karrieremachen ins fesche Eigenheim und wird an der Tür von seiner wunderschönen Ehe- und Hausfrau, die schon den ganzen Tag über am Herd gestanden hat, mit einem auf die Wange gehauchten Kuss empfangen. Der Sohn berichtet am Tisch von seinen hervorragenden Schulnoten und dann tritt der Hauszombie ein, um die Getränke zu servieren: In Andrew Curries „Fido – Gute Tote sind schwer zu finden“ ist das Grauen scheinbar perfekt in die Normalität integriert. „Mama, Papa, Zombie“ weiterlesen

Vom »Wir« zum »Ich«

2001 erschien vom britischen Regisseur Andrew Parkinson der Zombiefilm “Dead Creatures”. Er griff ein Thema auf, dass Parkinson bereits zwei Jahre zuvor – man könnte sagen: in einer Art “Vorstudie” – behandelt hat. Es geht darum, die filmische Zombie-Metapher als moralphilosophisches Gedankenexperiment zu lesen. “Dead Creatures” widmete sich dabei dem Konflikt zwischen Gesellschaft und infizierter Gruppe – in “I, Zombie” geht es, wie der Titel bereits andeutet, um die Isolation des kranken Einzelnen in der Masse.
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Shaun of the Dead

Der Zombiefilm, ein Phänomen des unterschlagenen Films der siebziger und achtziger Jahre, feiert seine Renaissance. Und zwar nicht nur auf der Ebene der postmodernen Referenz, wie es beispielsweise „Scream“ mit dem Slasher-Subgenre gemacht hat, sondern tatsächlich auch in ernsteren Projekten: So startete im vergangenen April mit „Dawn of the Dead“ ein mit beachtlichem Aufwand produziertes Remake des gleichnamigen Klassikers von George A. Romero (der inzwischen mit den Arbeiten an seinem vierten Zombie-Film „Land of the Dead“ begonnen hat). Und selbst Bernd Eichingers Verleihfirma Constantin steht mit der deutschen Zombie-Komödie „Die Nacht der lebenden Loser“ in den Startlöchern.
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Bodies that Splatter.

Der Splatterfilm konfrontiert die ZuschauerInnen mit gewaltsam geöffneten, aufgebrochenen und aufgeschlitzten Körpern. Augen werden ausgestochen, Arme und Beine abgetrennt und Köpfe durchbohrt. Die film- und kameratechnische Fragmentierung des Körpers in Schnitt und Ausschnitt wird in die Fragmentierung des Körpers durch das Aufschneiden und Zerteilen mit scharfen oder spitzen Gegenständen übersetzt. Die Kamera wird zum Endoskop und verfolgt das Mord- und Schlachtinstrument, wie es in das Körperinnere eindringt und Blut, Hirn und Eingeweide hervorholt.

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