Made in England

Seit Woody Allen sich mit Anything Else leise aus dem Filmprojekt namens Woody Allen zurückgezogen hat, wird jeder neue Film von ihm kritisch beäugt: Sein Alterswerk wird noch auf die schwächsten Signale der Tradition abgehört, jede neue Geste zum Bruch mit dem Hergebrachten. Das ist vermutlich die verspätete Rache jener Reklameintellektuellen, die Allen in seinen Filmen so meisterlich bloßzustellen weiß. Match Point, Allens neuestes Werk, hat nicht nur darin Tradition.
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Changing Times

Was waren das noch Zeiten, als Téchiné hintereinander „J’embrasse pas“, „Ma saison preferée“ und „Les roseaux sauvages“ inszenierte, seine Bilder vor Leidenschaft vibrierten, für seine Figuren, zumeist Außenseiter aus der Provinz oder Heranwachsende in Identitätskrisen. Nichts von alledem ist spürbar in seinem neuesten Film, „Les temps qui changent“.
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Adam & Paul

Adam und Paul kennen sich von Kindesbeinen an. Sie leben in Dublin, im unteren Milieu, wo man sich schon morgens zum Dosenbier im Park verabredet. Sie selbst hat es dabei am härtesten getroffen: Beide Junkies, ziehen sie verwahrlost durch die Stadt, immer auf der Suche nach etwas Geld, um sich den nächsten Kick zu besorgen. Man trifft sich auf der Straße mit Schicksalsgenossen, klaut im Supermarkt, trifft alte Bekannte, die nichts mehr mit einem zu tun wollen und lässt sich generell durch die Rand- und Abfallbezirke einer bürgerlichen Welt treiben. Adam & Paul schildert dabei die Ereignisse eines einzelnen Tages.
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Sein Bruder

Patrice Chéreau interessiert sich auch weiterhin für die Momente der gegenseitigen Auslieferung, den Rissen in der Wahrung der Form des Miteinanders, in denen – so hieß bekanntlich auch sein letzter Film und der gewann vor zwei Jahren den Goldenen Bären in Berlin – Intimität entsteht. Und er interessiert sich für die unmittelbaren Konsequenzen für die Beteiligten, für die Bedingungen unter denen solche Grenzerfahrungen stattfinden, wie sie stattfinden.
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THE HOURS

Über die Jahrzehnte und Kontinente hinweg erzählt THE HOURS seine Geschichte: Die Schriftstellerin Virginia Woolf (Nicole Kidman, überzeugend wie selten zuvor!) schreibt im England der 1920er Jahre in steter Auseinandersetzung mit ihren Neurosen, ihren Suizidgedanken und ihrer latenten Schizophrenie die Geschichte von Mrs. Dalloway. 30 Jahre später liest Linda Brown (Julianne Moore), an ihren Lebensverhältnissen als Hausfrau und unter einem so harmoniesüchtigen wie unsensiblen Gatten leidend, in Los Angeles diesen Roman, erkennt sich selbst in diesem romantischen, todessehnsüchtigen Werk wieder und fasst einen folgenschweren Entschluss. Weitere 50 Jahre später lebt Clarissa Vaughan (Merryl Streep) im New York der Jahrtausendwende und plant eine Party für einen AIDS-kranken Freund, einen Schriftsteller, der für sein Lebenswerk ausgezeichnet werden soll. Seit Studententagen nennt er sie liebevoll immer nur Mrs. Dalloway …
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LAST SCENE

Japan in den späten Sechzigern: Die letzte Klappe ist gefallen, die letzte Szene gedreht – Superstar Keiko zieht sich aus dem Schauspielbusiness zurück. Sehr zum Ärger ihres Counterparts, dem etwas jüngeren, hoffnungsvollen Ken Mihara, der sich der bitteren Tatsache, dass seine Karriere in vollkommener Abhängigkeit von Keiko ermöglicht wurde und auch nur in dieser fortzusetzen ist, natürlich voll bewusst ist. Desillusioniert hinsichtlich seiner weiteren Laufbahn wird er nicht nur bockig, sondern auch anmaßend, tyrannisiert die Crew am Set, flüchtet sich in den Alkohol, fällt über junge Schauspielerinnen her, zerstreitet sich mit seiner Gattin – ein gerade erst aufgegangener Stern und doch ist er schon wieder am Sinken.
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