SommerHundeSöhne

Zunächst, im Vorspann, Lichtpunkte, die sich verdichten zu einem Tableau, dann einem Negativprint, nachkoloriert und schließlich das wahre Leben. So beginnt „Sommer Hunde Söhne“ und man ist gespannt.

Stipe Erceg, der sich, wies scheint, nicht über mangelnde Engagements zu grämen braucht, spielt einen windigen Typen mit Schnurrbärtchen und unausgeglichenem Naturell. Er blafft ins Telefon, glaubt jemanden getötet zu haben, schwingt sich aufs Motorrad und rast durch die Stadt, erstmal weg. Fabian Busch sitzt in Papas Wohnmobil, während Mama und Onkel in der Ikea einkaufen. Er ist Hypochonder, Süßigkeitsfetischist und Mausgrau. Typecasting in Reinkultur, das ist gar nicht böse gemeint. Ich seh die beiden eh ganz gerne. Kurz darauf rumpelts und das Motorrad des Windbeutels ist im Arsch, unsere beiden Helden haben sich getroffen.

Jetzt gehts los. Mit dem Hymermobil über die Autobahn nach Frankreich in eine Kneipe, zum Saufen – Identitätsstiftend. Windbeutel fickt im Wohnmobil während Maus im Regen fern der Heimat besoffen pennt. Derangierte Luxuxmietze gabelt Maus auf, später trifft Maus wieder auf Windbeutel. Dann gehts weiter, jetzt zu dritt.

Über die Autobahn nach Spanien, Benidorm. Man stolpert herum, irgendwann landet man neben der Abfalldeponie. Anklänge an Kusturica, eine Kapelle ohne Instrumente läuft durchs Bild, passende Mukke gibts dafür im Off. Der kuriose Pauli taucht auf, ein Abfallsammler. Jetzt ist man schon zu viert. Man erfährt: Papa von Maus ist tot, hatte Faible für Wüste. Windbeutel versteht das, findet Oasen aber geiler. Ein Traum ist geboren. 50 Minuten von 96 sind bislang verstrichen.

Regisseur/Autor Cyril Tuschi hat in seinem Spielfilmdebüt ein märchenhaftes, urkomisches, bisweilen groteskes Road Movie geschaffen, über eine seltsame Freundschaft und über kleine Veränderungen – der Temperatur und des Geistes, lese ich beim Rausgehen im Pressewaschzettel.

Thomas Reuthebuch

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