Als die Frauen noch Flügel hatten

Ralph Bakshi gehört zu den ungewöhnlichsten Zeichentrickfilm-Regisseuren; insbesondere seine Filme für Erwachsene, „Fritz the Cat“ oder „Heavy Traffic“ haben ihm einen festen Platz im Pantheon der US-amerikanischen Popkultur gesichert. Mit seinen Fantasy-Stoffen „Lord of the Rings“ und „Fire and Ice“ setzte er tricktechnisch neue Maßstäbe und profilierte sich insbesondere gegen den Zeichentrick-Einheitsbrei aus den Disney-Studios. Sein postapokalyptischer Zeichentrickfilm „Wizards“ ist diesbezüglich ein „typischer Bakshi“, in dem sich viele Motive und Techniken der frühen und der späteren Arbeiten des Regisseurs finden. Jetzt ist der Film aus seiner relativen Vergessenheit herausgeholt und auf DVD und Blu-ray-Disc veröffentlicht worden.

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Reise ins Vergessen

Wenn in französischen Filmen kleine Mädchen allein eine Reise unternehmen, bekommt der Ernst des Lebens unter Umständen schon einmal einen anderen Rhythmus. Als Louis Malle 1960 die kleine Zazie durch Paris schickt, wird die Stadt dem Willen des Mädchens unterworfen und zu ihrem Kinderzimmer. In Safy Nebbous „Le Cou de la Giraffe“ ist es die neunjährige Mathilde (Louisa Pill), die eines Nachts heimlich das Haus verlässt, indem sie allein mit ihrer Mutter Hélène (Sandrine Bonnaire) wohnt, um ihren Großvater Paul (Claude Rich) aus dem Altersheim abzuholen. Mit ihm will sie die verschollene Großmutter aufsuchen, die vor 30 Jahren Paul und Hélène verlassen hat. Wo sich diese aufhält, weiß Mathilde aus einem Stapel ungeöffneter Briefe, in denen ihre Großmutter versucht hat, mit Paul und seiner Tochter in Kontakt zu bleiben. So brechen die beiden schließlich zum Küstenstädtchen Biarriz auf. Die besorgte Hélène findet schließlich heraus, was ihre Tochter und ihr Vater vorhaben – weiß jedoch etwas mehr als die beiden und reist ihnen nach.
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»I love Mallory«

Das Urteil über Oliver Stones „Natural Born Killers“1 war schon gefällt, bevor der Film überhaupt in Deutschland zu sehen war. Sowohl von der Politik als auch von den Medien wurde der Vorwurf der Gewaltverherrlichung erhoben und ein Verbot des Films gefordert. Diese Diskussion spiegelte die Reaktionen auf NBK in den USA wider: Oliver Stone musste insgesamt ca. 150 Schnitte an seinem Film vornehmen, um ein NC17-Rating2 zu vermeiden.3 Gern vermutet man bei solchen Kontroversen eine inszenierte Werbekampagne, doch im Falle von NBK blieb den Vertretern der Medien eigentlich keine Wahl als zum großen Proteststurm zu blasen, denn Stones Kritik am Medium „Fernsehen“ ist fundamental. Das Motiv „Jugendschutz“ erfüllte eine Alibifunktion, um diesen – für die Medien gefährlichen – Film anzugreifen. Absurd, wenn man bedenkt, welche Rolle Stone gerade dem Fernsehen bei der Brutalisierung der Gesellschaft zuweist. „»I love Mallory«“ weiterlesen

Alles über meinen Vater

Bree (Felicity Huffman) lässt nichts unversucht, um im Alltag weiblicher zu wirken. Für sie ist es bei weitem keine Selbstverständlichkeit, denn sie wurde als Mann geboren und ist immer noch – biologisch gesehen – ein Mann. Doch nicht mehr lange, denn der Termin für die operative Geschlechtsumwandlung steht schon fest, wird aber auf das dringende Anraten von Brees Therapeutin verschoben: Bree muss zunächst ihre Beziehung mit dem plötzlich aufgetauchten Sohn aus einer längst vergessenen Affäre klären.
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The Last Detail

Am Anfang von „The Last Detail“ steht der Auftrag. Die beiden Navy Soldaten „Badass“ Buddusky (Jack Nicholson) und „Mule“ Mulhall (Otis Young) haben eine Woche Zeit um den 18-jährigen Seemann Larry Meadows (Randy Quaid) vom Stützpunkt in Virginia nach Portsmouth, New Hampshire zu überführen. Dort erwartet das Riesenbaby eine 8-jährige Gefängnisstrafe. Sein Vergehen: der Versuch, lächerliche 40$ aus einem Wohltätigkeitsfond zu veruntreuen. Badass und Mule sind alles andere als begeistert. Ihr Plan: schnelle Überführung des Delinquenten, der Rest der Woche freie Bahn. „The Last Detail“ weiterlesen

Badlands

Badlands ist vor allem verwirrend, gleichzeitig hypnotisch und von rauher, unwirtlicher, karger Schönheit. Der Tod ist hier überall zugegen: Im einführenden Offkommentar von Holly wird vom Tod der Mutter erzählt, ein Hund liegt achtlos verwesend am Wegesrand, die Toten Kühe auf dem Feld der Schlachterei aufgedunsen in der Sonne. Wenig später ist dann auch Hollys Vater tot. Erschossen von ihrem Lover Kit, denn der Vater war gegen die Beziehung der beiden. Danach leben die beiden, gewissermaßen selbst wie die tiere, in der Wildnis, auch hier wieder dann das Töten, beiläufig, selbstverständlich. die 15jährige Holly betrachtet das ganze – den gewaltsamen Tod des Vaters, das Leben in der Wildnis, die anschließende Flucht über das Land – fast anteilnahmslos, scheint zu Gefühlsregungen kaum in der Lage. Sie stand vor der wahl: Outlaw oder nicht. Dann eben Outlaw. Alles, nur nicht durchschnittlich sein. Ein romantisches Motiv, zugegeben, doch denkbar unromantisch seine Umsetzung. „Badlands“ weiterlesen