Wirtschaftskrise Light?

Robert Axle ist kein einfacher Erfinder, sondern ein „Fabricator“, darauf besteht er. Dass eine der Definitionen dieses Wortes „Lügner“ ist, stört ihn recht wenig. Mit seinen Erfindungen, in denen er mehrere vermeintlich nützliche Gegenstände kombiniert und via TV-Werbung verkauft, verdient er sich eine goldene Nase, seine Familie bekommt ihn kaum noch zu Gesicht. Ein fataler Fehler unterläuft ihm bei der Konstruktion einer Verbindung aus Bauchtrainer, Sessel und Fernbedienung, wodurch knapp 3000 Verbraucher einen Finger verlieren. Für diese grobe Fahrlässigkeit muss Robert für zehn Jahre hinter Gitter, und als er wegen guter Führung entlassen wird, steht er vor seiner gescheiterten Existenz. Seine Frau hat die andere Hälfte des Geldes verprasst und neu geheiratet, und seine Tochter hat ihm die jahrelange Abwesenheit nicht verziehen. Nun soll Robert sein Leben neu gestalten, er scheitert jedoch schon bei seinem ersten Arbeitstag in einem größeren Warenhaus. Sein alter Einfallsreichtum hat ihn allerdings noch nicht verlassen, und so muss Robert versuchen, seinen alten Ruhm wiederherzustellen und gleichzeitig das Herz seiner Tochter zurück zu gewinnen.

Trent Coopers „Father Of Invention“ meint es als Film wirklich gut. Er erzählt in sehr heiterem Ton die Geschichte dieses gescheiterten Familienvaters, dessen Arbeit und Erfolgswahn ihn völlig von seiner Familie entfremdeten. Es gibt reichlich Stellen, die für herzliche Lacher sorgen, und man kann die Botschaft, dass der Mensch sich lieber um seine Kinder kümmern sollte, anstatt sie vor dem Fernseher, der Playstation oder anderen Ablenkmanövern zu parken, definitiv nachvollziehen. Doch irgendwie ist der Film zu schmalspurig, zu gefallsüchtig. Dass es zu einem glimpflichen Ausgang kommen würde, war von vorneherein abzusehen, da sowohl Ästhetik als auch Story darauf abzielen.

Das Set ist in bunten Tönen gehalten, es dominiert hier ein sonniges Gelb und da ein Hoffnung versprechendes Grün, negative Gedanken können fast gar nicht aufkommen. Selbstredend ist gegen eine positive Stimmung und eine gute Ausleuchtung im Stile der alten Slapsticks nichts einzuwenden. Die Themen der Mittellosigkeit und Arbeitslosigkeit werden aber höchst leichtfertig genommen, Robert Axle kommt ohne Arbeit und Gehalt über die Runden. Man bekommt das Gefühl, der Film solle die Krisenstimmung, die durch die prekäre wirtschaftliche Lage der letzten Jahre aufgekommen ist, etwas schlichten. Der Traum des eigenständig erfolgreichen Mannes wird hier bestätigt: eine Stereotypisierung des ohnehin schon klischierten „American Dream“ gepaart mit Sorglosigkeit  und einer Prise „alles wird gut“. Wenn die Familie zusammenhält, dann klappt es auch mit dem Geld. Das dies nicht der Fall ist, muss sicherlich an dieser Stelle nicht expliziert werden.

Neben den konservativen Familienwerten versteckt der Film unter seiner heiter aufgelegten, farbenfrohen Fassade zudem einige bitter schmeckende Elemente. Man kann dem Film seine Genderpolitik beispielsweise durchaus übel nehmen. So hat Roberts Tochter eine Mitbewohnerin, die sich als „aggressive Lesbe“ zu erkennen gibt. Sie betreibt „tough guy talk“, der ihr nicht stehe und sie herabwürdige, wie Robert ihr in einem epiphanen Moment verdeutlicht, und scheint letzten Endes nur deshalb lesbisch, weil ihre letzte Beziehung zu einem Mann so enttäuschend war.

Nachdem Robert einen heftigen Streit mit dem Ex-Freund miterlebt, kommt es zum Kuss zwischen den beiden, woraufhin sie fast schon als ‚geheilt‘ erscheint; das Klischee der lesbischen Frau, die nur den richtigen Mann kennenlernen muss, ist furchterregend und peinlich, ganz gleich, wie unterschwellig man versucht, es in komödiantischem Stoff zu verpacken. Da der Film eben nichts mit einem Augenzwinkern verkauft, sieht man sich gezwungen, diese Elemente ernst zu nehmen, weshalb die paar lustigen Szenen am Anfang davon schnell übertüncht werden.

Demnach ist „Father Of Invention“ oberflächlich leichte Kost, nett, wenn man berieselt werden möchte; da wir aber darauf verzichten, ist der Film träge und ärgerlich zugleich. Der Versuch, beschwingte Nonchalance aufzubauen ist fehlgeschlagen, da er in Ausdruckslosigkeit und Konservatismus übergeht.

Father Of Invention
(USA 2010)
Regie
: Trent Cooper;  Drehbuch: Trent Cooper, Jonathan D. Krane;  Musik: Nick Urata; Kamera: Steve Yedlin
Darsteller: Kevin Spacey, Heather Graham, Virginia Madsen, Camilla Belle, John Stamos, et al.

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