Casshern – Im Zeitalter seiner Reproduzierbarkeit

Wir schreiben eine ferne Zukunft, deren Gesicht die Züge archaischer Technisierung und gigantomanischer Fortschrittsgläubigkeit trägt. Die Technik hat ihre Entwicklung zu einer zweiten Natur vollendet und die Dystopie einer Welt voll Krankheit, Seuchen und einem Krieg um den eurasischen Kontinent, der an die beiden Weltkriege des letzten Jahrhunderts erinnert, zur Realität werden lassen. Inmitten dieser von Zerrüttung gezeichneten Welt gelingt dem Wissenschaftler Azuma die Erlösung versprechende Erfindung der Neo-Cells; Stammzellen, aus denen sich lebende Materie generieren lässt. Azuma, der von dem Gedanken an die Heilung seiner todkranken Frau besessen ist, merkt nicht, wie die amtierenden Machthaber – allesamt alte, kranke Männer – seine Erfindung für ihre eigenen Bedürfnisse missbrauchen wollen.
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Redundanz

Nicht erst, aber vor allem seit Matrix ist der Genrefilm wieder interessant geworden für die Philosophie. Die Konzepte, die sich vor allem im fantastischen und besonders im Science Fiction-Film finden, eröffnen dem geneigten Betrachter Anknüpfungspunkte zu philosophischen Debatten. Die hängt natürlich zum einen damit zusammen, das die „Science“ im Science Fiction nicht von ungefährt kommt; zum Anderen reagiert die Produktion auf ein intelligenteres, medien- und selbstbewusstes Publikum mit höheren Ansprüchen, die nicht zuletzt im Verarbeiten philosophischer Gedanken Eingang in den Film finden.

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Full Metal Yakuza

Die Tagline „Takashi Miike meets Robocop“ zu Takashi Miikes Full Metal Yakuza aus dem Jahr 1997 ist erstaunlich treffsicher. Der Film spielt souverän mit den Formeln des Cyborggenres nebst einiger anderer, die wegen ihres Exploitationwertes heranzitiert werden. In bewusstem Verzicht auf Sinn und Verstand wird in Full Metal Yakuza versucht, mit offensichtlich eher bescheidenen Mitteln in jeder Szene das Sensationelle herauszukitzeln. Keisuke Hagane, eine unbedeutende Putzkraft, ist ein großer Bewunderer von Tosa, einem Yakuza-Boss. Der mit farbigen Drachentätowierungen übersäte Rücken und sein Schwert werden zu Symbolen für Macht und Potenz, an der sich Haganes eigenes Versagertum umso deutlicher abzeichnet. Sieben Jahre nachdem Tosa eine Gruppe rivalisierender Yakuza eigenhändig mit dem Schwert erledigt hat und dafür im Gefängnis gelandet ist, ist Hagane der unfähigste Yakuza in der gesamten Organisation. Er kann nicht nur seine Aufgaben als Geldeintreiber und Killer erfüllen, sondern hat auch ständig Schulden bei seiner Freundin Naomi, die er überdies sexuell nicht befriedigen kann. Als Höhepunkt seiner Demütigung wird er von vier Jugendlichen beraubt und zusammengeschlagen. Mit Tosa, den er nach sieben Jahren aus dem Gefängnis abholt, gerät er in einen Hinterhalt des konkurrierenden Yomo und wird erschossen. Danach wechselt das Genre. Ein Mad Scientist bastelt ihm einen neuen Körper, der zum größten Teil aus Metall, aber auch aus dem Yakuza-Rücken von Tosa besteht, und trainiert ihn zu einem Superhelden-Cyborg-Kämpfer, einem Power Ranger nicht ganz unähnlich. Der Racheplot kann anlaufen. Endlich ermächtigt, aber mit einem monströsen Körper ausgestattet, zieht Hagane seine blutigen Kreise durch die rivalisierenden Yakuza-Banden. Er zieht an den Strand und wohnt dort in einer provisorischen Zelthütte, wo ihn Tosas ehemalige Freundin Yokoi um Liebe anbettelt, bis sie seinen Full Metal Yakuza-Körper erblickt. Ihr Racheversuch gegen Yomo endet kläglich. Der Ton des Films, der nach der Gefangennahme Yokois die idyllischen Strandszenen in Parallelmontage mit einem Ketten-Bondage-S/M-Set-Piece konterkariert, ändert sich merklich. Yokoi wird gefoltert und vergewaltigt, bis sie sich auf blutige Weise selbst umbringt. Hagane, der mit ihrer Gefangennahme erpresst werden soll, muss dies alles über ein Cyberauge miterblicken und startet seinen finalen und äußerst blutigen Rachefeldzug gegen Yomo und seine Yakuza.
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Kurzrezensionen

Mit „Wie in einem Spiegel“ veröffentlicht Thomas Koebner zum dritten Mal eine Zusammenstellung seiner jüngsten »Schriften zum Film«. Wie bereits in den vorhergegangenen Bänden steht vor allem die Lust am Text zum Film im Vordergrund, die Lust am Flanieren durch den Film in all seinen Facetten: Koebners scharfsinnige Beobachtungen, Kommentare und Analysen reichen, in elegantes sprachliches Gewand gekleidet, von Genres, Regisseuren, Schauspielern und einzelnen Filmen über gängige Motive und Ästhetik hin zur Historie des Films. Der Autor lässt sich Zeit und Raum für ein genaueres, ein zweites Hinblicken. Dabei wird die eine oder andere »universelle Wahrheit« einer kritischen Bestandsaufnahme unterzogen und selbst längst schon als abgeschlossen empfundene Themenfelder werden um neue Facetten bereichert. Ein in jeder Hinsicht schönes Buch ist es also geworden, das mit seiner Fülle an Material zu langem, versunkenem Schmökern einlädt.

Thomas Koebner. Wie in einem Spiegel – Schriften zum Film, Dritte Folge. St. Augustin: Gardez!, 2003, 560 Seiten Hardcover, 29,95 Euro
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Ein gutes Jahr für die Murnau-Forschung: Neben einer kompletten Berlinale-Retrospektive der überlieferten Filmografie mit teils neugezogenen Kopien und einer vielbeachteten Ausstellung im Filmmuseum Berlin erfreut sich auch ein großformatiger, umfangreicher Sammelband zu Leben und Werk Friedrich Wilhelm Murnaus der Veröffentlichung. Die Publikation ist für den Connaisseur wie den Filmhistoriker im gleichen Maße interessant: In einer umfangreichen Auseinandersetzung beschäftigt sich Thomas Koebner differenziert mit Murnaus Werk. Dem folgt, zweigeteilt, ein Kapitel zur Biografie des Regisseurs. Kernstück stellt eine umfangreiche Dokumentation der Filmografie dar, die zeitgenössische Quellen der Rezeption – diese sind besonders im Fall der verschollenen Filme sehr interessant – mit heutigen Neubetrachtungen des überlieferten Werks namhafter Regisseure und Filmpublizisten in Bezug setzt. Eine hinsichtlich der Auswahl so gelungene wie qualitativ gut aufbereitete Zusammenstellung zahlreicher Quellmaterialien aus den Produktionen und Murnaus Biografie ermöglichen einen Blick auf den Produktionshintergrund der Filme und ihre Entstehungsgeschichte.

Hans Helmut Prinzler (Hg.) Friedrich Wilhelm Murnau. Ein Melancholiker des Films. Berlin: Bertz, 2003, 304 Seiten Hardcover, 25,00 Euro
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»Dein Sexfilm – Das unbekannte Wesen«, könnte man Annette Mierschs akademische Auseinandersetzung mit dem deutschen Sexreport-Film paraphrasieren. Gerne wurden damals seitens der Produktionen, leicht durchschaubar natürlich, Aufklärungsabsichten in den Vordergrund gespielt, um die Darstellung nackter Haut und expliziter Situationen zu rechtfertigen. Heute dienen Schulmädchen-Report und andere Filme des Genres nun wirklich dazu, über das damals vorherrschende Dispositiv der Sexualität etwas in Erfahrung zu bringen: Miersch liest das Phänomen mit Foucault und untersucht die Inszenierung sozio-sexueller Realität. Das Ergebnis überrascht denjenigen natürlich kaum, der die Filme beispielsweise in ihrer zweiten großen Welle, als Profilierungsoption privater Fernsehsender, in den frühen Neunzigerjahren miterleben konnte: Doch das Verdienst der Monografie liegt woanders, nämlich in der Mühe, den Korpus genau zu erfassen, mit wissenschaftlicher Akribie statistisch auszuwerten und ihn wieder ins Gedächtnis zurückzuholen. Eine, gemessen am wellenförmigen Erfolg der Filme, aber auch angesichts deren Strategien zur Authentifizierung ihrer Erzählung, bemerkenswerte Vernachlässigung der Filmwissenschaft bislang. Eine für Bertz obligatorisch reiche wie gelungene Illustration rundet den überaus positiven Eindruck ab.

Annette Miersch. Schulmädchen-Report. Der deutsche Sexfilm der 70er Jahre. Berlin: Bertz, 2003, 254 Seiten, 25,00 Euro
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Die Auseinandersetzung um »Identität und Film« gehörte in den letzten Jahren, vor allem mit dem Geschlechterdiskurs im Fokus, mit zu den populärsten. Auch die Aufsatzsammlung »wo/man – Kino und Identität« kapriziert sich entsprechend, es mag am Zeitgeist liegen, auf die Frage nach dem Geschlecht. Erfreulicherweise versammelt sich in dieser Herausgeberschaft eine ganze Reihe teils namhafter Autoren von unterschiedlichsten Hintergründen von Filmpublizistik und akademischen Betrieb. Dies garantiert eine Vielfalt von Herangehensweisen und Schwerpunkten. Der Erkenntnisgewinn gestaltet sich als von Text zu Text höchst unterschiedlich: Auseinandersetzungen mit Filmen, die selbst schon, narrativ bedingt, die Beschäftigung mit Geschlechtsidentitäten zum eigenen Primat erheben, gerieten gegenstandsbedingt recht vorhersehbar und können den an sich schon sehr aussagekräftigen Bildern der Filme nicht viel Spannendes zur Seite stellen. Auch psychoanalytische Ansätze wirken gelegentlich bemüht und wenig aussagekräftig. Stärker an den Filmen selbst orientierte Aufsätze – Koebners und Seeßlens Beiträge sind hier zu nennen, wenn auch letzter etwas kryptisch geraten ist – eröffnen eher schon Perspektiven. Um Impulse zu setzen bleibt der Band dann aber doch vielleicht eine Spur zu kalkuliert auf der sicheren Seite. Eine, trotz gewisser Übersättigungserscheinungen, noch immer spannende Debatte zu protokollieren, ihren aktuellen Stand der Dinge, auch für den Filmfreund außerhalb dieser Debatten, zusammenzufassen, gelingt ihm indes durchaus.

Bremer Symposium für den Film (Hg.) wo/man – Kino und Identität. Berlin: Bertz, 2003, 188 Seiten, 14,90 Euro
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Lange – seit der Kinopremiere von Mullholand Drive (USA 2001) – angekündigt war die nun endlich erschienene überarbeitete und erweiterte vierte Auflage von Georg Seeßlens Lynch-Monografie. Angesichts dieser recht langen Wartezeit enttäuscht das Ergebnis etwas: Es wurde lediglich ein Kapitel zu Lynchs letztem Spielfilm angefügt, das an mancher Stelle zwar, analog zum Gegenstand, etwas chiffriert daherkommt, sich aber im Wesentlichen flüssig an den bereits bestehenden Korpus anschmiegt. Ansonsten wurde der Band in altbekannter Form belassen, wie der Blick ins Literaturverzeichnis schnell beweist: Jüngere Publikationen, darunter einige durchaus interessante, ironischerweise sogar aus dem Hause Schüren, finden keine Erwähnung. Ganz bodenständig stellt sich somit die Frage nach der Dringlichkeit des Erwerbs: Steht die vierte Auflage noch im Bücherschrank erübrigt sich diese eigentlich. Wer sich erst noch an Lynch herantastet, ist indes gut beraten, Seeßlens überarbeitete Auflage griffbereit zu halten.

Georg Seeßlen. David Lynch und seine Filme. Marburg: Schüren, 2003, 256 Seiten Paperback, 19,80 Euro
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Genau genommen geht es in Burkhard Röwekamps reich bebilderter Dissertation zum Film noir nicht an sich um einen Filmkorpus, viel eher schon um das »noir« und dessen Differenzqualitäten im Sprachgebrauch der Rede über den Film. Gerne und oft verwendet, erweist sich diese Zuschreibung doch als unscharf und ungenügend definiert. Nicht zuletzt ein Blick in die internationalen Debatten und Diskurse um den Film noir, die Röwekamp versiert zusammenfasst und zueinander in Bezug setzt, verdeutlicht das. Seine eindrucksvolle, scharfsinnige Auseinandersetzung fügt dieser jahrzehntelangen Debatte nun ein höchst bedeutsames Mosaiksteinchen hinzu: Das Wort »noir«, so seine These, ist im filmrelevanten Sprachgebrauch notwendig eher als Bezug auf eine méthode noire zu verstehen. Diese stellt ein in Genese und Wirkung komplexes Bündel an ästhetischen, narrativen und strukturellen Strategien zur Subjektivierung klassischer Erzählverfahren dar, die sich bis in die heutigen Tage ausformulieren. Vor diesem Hintergrund wird etwa Lynchs Film Lost Highway (USA 1997) als möglicher, konsequenter Endpunkt dieser Evolution transparent und lesbar. Eine spannende und inspirierende Lektüre von höchster Relevanz für die Auseinandersetzung mit dem Gegenstand, deren sprachliche Souveränität lediglich durch ein paar so vermeidbare wie deshalb ärgerliche Versäumnisse des Lektorats getrübt werden.

Burkhard Röwekamp. Vom film noir zur méthode noire. Die Evolution filmischer Schwarzmalerei. Marburg: Schüren, 238 Seiten Paperback, 19,80 Euro
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Die Konnotation des Films als Äquivalent zum Traum blickt auf eine lange Tradition zurück. Dieser nähert man sich im vierten Band der Reihe »Film und Theologie« in einer langen Kamerafahrt aus der Totale ins Detail: Ausgehend von einer überblicksartigen Position der Kulturgeschichte des Traums gelangt man, über Freuds Theorien der Traumdeutung und einer Verhältnisbestimmung Psychoanalyse/Filmtheorie, zu den Positionen der klassischen Filmtheorie zum Gegenstand. Dieses Wissensfundament kommt im folgenden einer dezidierten Betrachtung des Traums im Film und dieses wechselseitigen Verhältnisses in den Filmen von Buñuel, Lynch, Bergman und einiger anderer zugute. Im Gesamten macht die Publikation einen soliden Eindruck, wenngleich die Lektüre einiger weniger Beiträge nur wenig Interessantes zutage fördert. Das im kirchlichen Sinne pädagogische Ansinnen spielt sich nur selten in den Vordergrund; der Band ist somit auch jenseits dessen von Interesse. Und mag man zur psychoanalytischen Filmtheorie, die hier häufig bemüht wird, auch stehen, wie man will, so fasst die Herausgeberschaft den Stand interner Diskussionen dieser Schule für den Außenstehenden doch gelungen zusammen.

Charles Martig/Leo Karrer (Hgg.) Traumwelten – Der filmische Blick nach Innen. Marburg: Schüren, 236 Seiten Paperback, 14,80 Euro
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Im Wilhelm Fink Verlag ist eine längst fällige Auseinandersetzung mit den Filmen Michael Hanekes erschienen. Die Dissertation Jörg Metelmanns stellt sich der für Haneke spezifischen Fragestellung nach der moralischen Diskursivität der Medien. Dem Thema des Bandes, der »Kino-Gewalt« nähert sich Metelmann aus vier analytischen Blickrichtungen: der Brecht’schen Theorie der Verfremdung, alteritätsphilosophisch, als ästhetischem Schnittpunkt zwischen Moderne und Postmoderne sowie mit Deleuze in der Gegenüberstellung Haneke/Antonioni. Die Untersuchung zeichnet sich durch ihre analytische Schärfe aus und vermittelt Ansätze zur Interpretation des Werksganzen des Österreichischen Regisseurs. Im Anhang findet sich ein Interview mit Haneke über dessen Film Die Klavierspielerin.

Jörg Metelmann. Zur Kritik der Kinogewalt. Die Filme von Michael Haneke. München: Fink, 2003. 298 Seiten Paperback, 38,90 Euro
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Rolf Giesen, unermüdlicher Lexikograf des Films, hat in seiner Eigenschaft als Fachmann für Zeichentrick und Animation jetzt ein Lexikon des Trick- und Animationsfilms veröffentlicht. Auf fast 480 Seiten führt er einzelne Filme und Serien, deren Produzenten und Zeichner sowie Techniken der Animation alphabetisch auf. Das in seinem Umfang bislang einzigartige Buch versteht sich in erster Linie als Nachschlagwerk und konzentriert sich daher vor allem auf die Vermittlung von Produktionsdaten und Inhaltsangaben. Einzelne Filme werden mit kurzen zitierten oder eigenen Kritiken ergänzt. Positiv fallen die Illustration, die grafische Gliederung und der Apparat auf, die den Zweck des Lexikons sehr unterstützen.

Rolf Giesen. Lexikon des Trick- und Animationsfilms. Berlin: Schwarzkopf & Schwarzkopf, 2003. 478 Seiten Paperback, 22,90 Euro
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Der Stuttgarter Reclam-Verlag eröffnet mit einem Band über Western und einem Band über Science Fiction seine Reihe »Filmgenres« unter wechselnder Herausgeberschaft. Nach kurzen, einleitenden Essays zu den Genres versammeln beide Bände Filmkritiken unterschiedlichster Autoren und fügen diese nach der Chronologie der Filme zusammen. Das Verfahren, das Reclam bereits bei seiner vierbändigen »Filmklassiker«-Ausgabe zur Anwendung brachte, leistet zweierlei: ein zeitgenössischer Blick auf die »Klassiker« des Genres und Einzelbetrachtungen, die das reine Instrumentalisieren des Einzelfilms für die Geschichte oder Theorie des Genres vermeiden. Durch diese Vorgehensweise wird jedoch leider auch kanonischem Denken Vorschub geleistet und übergreifende Aspekte der Genregeschichte können nicht verfolgt werden. Beide Bände verfügen über Literaturhinweise, ein Glossar und ein Autorenverzeichnis.

Thomas Koebner (Hg.) Filmgenres: Science Fiction. Stuttgart: Reclam, 2003, 544 Seiten Taschenbuch, 10,80 Euro.
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Bernd Kiefer, Norbert Grob, Marcus Stiglegger (Hgg.) Filmgenres: Western. Stuttgart: Reclam, 2003. 375 Seiten Taschenbuch, 8,80 Euro
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»Space-Lab«

»Es gibt keinen Ausweg. Die Stadt gehört uns. Wir haben sie erschaffen. Wir haben diese Stadt gestaltet auf dem Fundament gestohlener Erinnerungen; aus den verschiedenen Epochen formten wir sie zu einer einzigen Symphonie. Wir verbessern sie jede Nacht, wir kultivieren sie, um zu lernen.«
(Geständnis eines Außerirdischen in Dark City)

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Ein Alien kommt selten allein

Sie kommen von weit her, und sie führen zumeist nichts Gutes im Schilde. Man nennt sie »Aliens« – was laut Wörterbuch »Ausländer« bedeutet. In der deutschen Synchronfassung von Nicolas Roegs The Man who fell to Earth (Der Mann, der vom Himmel fiel, USA 1976) wird David Bowie noch explizit als »Ausländer« bezeichnet. Die Aliens hören auch auf den Namen »Extra Terrestrians« (E. T.), oder man bezeichnet sie einfach als Marsmenschen. Mit fliegenden Untertassen oder Raketen kommen sie zur Erde, und manchmal fallen sie, wie David Bowie, einfach vom Himmel.

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Nicht alle E.T.s sind freundlich!

Einen Film zu verbieten ist nur eine Möglichkeit, ihn verschwinden zu lassen. Eine andere und viel effektivere ist, ihn einfach in das unterste Regal des letzten Raumes in der Videothek zu stellen und ihn dann irgendwann auszumustern. Solch ein Schicksal erlitten unzählige Filme; vor allem jene aus der Riege, die niemals in irgendeinem deutschen Kino liefen: Die B-Pictures aller Genres. Solcher Werke haben sich seit Siegeszug der DVD zahlreiche Distributoren verschrieben, um dem eigenen Programm charmantes Profil zu geben und leisten dabei en passent einen großen Dienst als Filmarchivare. Denn beim Versuch, den Film in der möglichst integralen Fassung auf DVD zu pressen, werden umfangreiche Recherchen unternommen, um die bestmögliche Kopie, verschiedene Synchronisationen und Zusatzmaterial zusammenzutragen. Bei Marketing ist in diesem Sinne jetzt der kanadische Science Fiction/Horrorfilm X-Tro erschienen. „Nicht alle E.T.s sind freundlich!“ weiterlesen

Matrix Revolutions

Matrix Revolutions, USA 2003, Andy & Larry Wachowski

„Alles was einen Anfang hat, hat auch ein Ende.“ So verspricht es die tagline von The Matrix: Revolutions, dem letzten Teil der Matrix-Trilogie, und weckt die Erwartung, der Abschlussfilm liefere Antworten auf die Fragen, die in den ersten beiden Teilen The Matrix (USA 1999) und The Matrix: Reloaded (USA 2003) aufgeworfen wurden. Gelingt es dem dritten Film, die Trilogie in ein stimmiges Ganzes zu verwandeln, oder folgt er – immerhin eine Joel-Silver-Produktion – nur dem Imperativ bigger, louder, more? „Matrix Revolutions“ weiterlesen

RESURRECTION OF THE LITTLE MATCH GIRL

Ju ist ein durschnittlicher Jugendlicher in Korea – etwas orientierungs- wie perspektivenlos verbringt er den Tag mit eher lausigen Jobs und vergeblichem Mädchen-Anbaggern, ansonsten flüchtet er sich, in den bunten, knalligen Spielhallen seiner Stadt, in virtuelle Cyberwelten, wenngleich auch hier mit ebenfalls nur mäßigem Erfolg. Die Risse im eingangs etablierten Realitätsgefüge werden jedoch – zumindest aus unserer Perspektive im Kinosaal – größer. Ju betritt wortwörtlich ein neues Spiel, in dem er, in Anlehnung an das Märchen von Hans Christian Andersen, den Tod des Streichholzmädchens – postmodern versetzt in eine bunte, knallige, urbane Bonbonwelt – gegen mutmaßliche Retter – Freier, Gegner, wer-auch-immer – sicherstellen muss, damit die Geschichte ihren gewohnten, romantisch-melancholischen Gang gehen kann. In späteren Levels dann, wenn nichts mehr an die alte Realität erinnern mag, Ju vollkommen im Cyberkosmos sein Dasein als Player fristet, verschieben sich die Aufgaben zusehends, bis dann im Finale, mit Hilfe anderer Spieler, der Kampf gegen das Spielsystem selbst im Mittelpunkt steht.
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Afternoons in Utopia

Utopische Stoffe der Kunst beinhalten immer schon eine zweifache soziale Dimension: Erstens spiegeln sie gesellschaftliche Zustände der Gegenwart und überspitzen deren Missstände parabolisch zu Fiktion (Kracauers »Spiegelhypothese«). Zweitens projizieren utopische Stoffe Bilder möglicher zukünftiger Gesellschaften (bzw. ein mögliches zukünftiges Bild der gegenwärtigen Gesellschaft) und zeichnen auf diese Weise futuristische Zustände der Erlösung, häufiger jedoch des Niedergangs. Beide Aspekte offenbaren sich überdeutlich am Stadtbild utopischer Filme in den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts.

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