Film und Reflexion

Ein Essay von Thomas Damberger

Der Einsatz von Filmen ist äußerst vielseitig. Der Film kann als Propagandamittel eingesetzt, als Unterhaltungsmittel verwandt, als Lehrmittel genutzt werden. Die verschiedenen Weisen, in denen uns der Film begegnet, sind eng verwoben mit seiner technischen Gestaltung, mit der Idee, welche im Film währt, mit der Bedeutung, die in den Film hineingelegt wird und durch seine Ausgestaltung zum Ausdruck kommen soll. Zugleich spielt das Verhältnis des Zuschauers zum Film für dessen Ankommen, dessen Wirken, eine wesentliche Rolle, was unweigerlich zu der Frage führt, wie wir einen Film wahrnehmen, was im Zuge der Wahrnehmung eines Films in uns und in unserem Verhältnis zum Film wirkt.

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Kurzrezensionen Dezember 2010

  • Bernd Stiegler (Hg.): Texte zur Theorie der Fotografie. Stuttgart: Reclam 2010.
  • Siegfried Jäger: Kritische Diskursanalyse: Münster: Unrast 2009.
  • Siegfried Jäger u. a. (Hgg.): Lexikon zur Kritischen Diskursanalyse. Münster: Unrast 2009.
  • Alexander Florin: Computer in Kino. Norderstedt: Books on Demand 2009.
  • Sönke Roterberg: Philosophische Filmtheorie. Würzburg: Königshausen & Neumann 2008.
  • Thomas Myrach u. a. (Hgg.): Science & Fiction. Bern u.a.: Haupt 2009.
  • Roland Borgards u. a. (Hgg.): Monster. Würzburg: Königshausen & Neumann 2009.
  • Daniel Grinsted: Die Reise zum Mond. Berlin: Logos 2009.

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Traumabilder

Die Zeit der Weimarer Republik ist als Zeit des Umbruchs und des produktiven Chaos im kollektiven Gedächtnis verankert. Kultur und Kunst befanden sich in permanenter Bewegung. Der Film schickte sich an als Kunstwerk akzeptiert zu werden. Filme wie „Das Cabinet des Dr. Caligari“ erregten großes Aufsehen und Regisseure wie Fritz Lang und F.W. Murnau sorgten für internationales Renommee. Später, unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg, sah der Filmsoziologe Siegfried Kracauer im Stil dieser Regisseure und anderer Exempel des Weimarer Kinos eine deutsche Mentalität gespiegelt. In seinem berühmten, im amerikanischen Exil verfassten und 1947 erschienenen Buch „Von Caligari zu Hitler. Eine psychologische Geschichte des deutschen Films“ erkannte er in „Das Cabinet des Dr. Caligari“, „M“ und in vielen weiteren Filmen eine Tendenz zu Motiven, die Aufschlüsse darüber zuließen, wie es zur Machtergreifung Hitlers gekommen sein könne. Kracauers spektakuläre These ist mitterweile vielfach relativiert und revidiert worden, zu heterogen war letztendlich die Filmproduktion jener Zeit. Außerdem lassen sich selbst die Filme, die bei Kracauer im Zentrum stehen, auch anders lesen. Anton Kaes, Professor an der University of California, Berkeley beschäftigt sich schon seit vielen Jahren mit einer entsprechenden alternativen Lesart. Nun ist der Ertrag seiner Arbeit erschienen.

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Kurzrezensionen Februar 2008

  • Siegfried J. Schmidt (Hg.): Medien und Emotionen. Münster: Lit 2005.
  • Jacques Derrida/Bernard Stiegler: Echographien – Fernsehgespräche. Wien: Passagen 2006.
  • Jörg Buttgereit (Hg): NEKROmantik. Berlin: Martin Schmitz Verlag 2007.
  • Thomas Elsaesser/Malte Hagener: Filmtheorie zur Einführung. Hamburg: Junius 2007.
  • Sybille Krämer/Werner Kogge/Gernot Grube (Hgg.): Spur – Spurenlesen als Orientierungstechnik und Wissenskunst. Frankfurt am Main: Suhrkamp 2007.
  • Martin Zenck/Tim Becker/Raphael Woebs (Hgg.): Gewaltdarstellung und Darstellungsgewalt in den Künsten und Medien. Berlin: Reimer 2007
  • Michael Ruoff: Foucault-Lexikon. Paderborn: Fink 2007.
  • F. T. Meyer: Filme über sich selbst. Strategien der Selbstreflexion im dokumentarischen Film. Bielefeld: transcript 2005.
  • Friedrich Kittler: Musik und Mathematik. Band I: Hellas. Teil 1: Aphrodite. München: Wilhelm Fink 2006.
  • Peter Berz/Annette Bitsch/Bernhard Siegert (Hg.): FAKtisch. Festschrift zum 60. Geburtstag von Friedrich Kittler. München: Wilhelm Fink 2003.
  • Jürgen Fohrmann (Hg.): Gelehrte Kommunikation. Wissenschaft und Medium zwischen dem 16. und 20. Jahrhundert. Wien/Köln/Weimar: Böhlau 2005.

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Im Zertrümmern vereint

„Was bedeutet ‚Rosebud'“? Diese anscheinend harmlose Frage ist eine Parole des postmodernen Kinos und „Rosebud“, das geheimnisvolle Wallungswort, der Inbegriff des neuen Erzählens. Jenes letzte Wort des sterbenden Citizen Kane, mit dem Orson Welles epochaler Spielfilm beginnt, verweist auf das Rätsel der Erzählung selbst. Es ist eine Art narrativer Trojaner, den es braucht, um die Geschichte in Gang zu setzen und gleichsam ein früher Abgesang auf den Typus der klassischen, väterlichen Erzählinstanz. Der Erzähler ist tot, es lebe die Erzählung.

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Die Befindlichkeit der Montage

Wenn Schnitt und Montage im Film nicht nur als technische Mittel der Herstellung von Linearität gesehen werden, sondern auch als ästhetische Konstitutiva (post)moderner Kunstproduktion, so stellt sich früher oder später die Frage, welche Rolle diese Mittel für den kreativen Schaffensprozess spielen. Jene Schriften, die sich als reine Werkanleitungen verstehen und in einer technischen Beschreibung des Filmschnitts münden – für das Hollywoodkino der 40er und 50er Jahre wurde dieser Ansatz besonders intensiv durchdekliniert –, lassen demnach das Feld unbeachtet, das man, mit Eisenstein gesprochen, eine psychologische Wirklichkeit nennen könnte. Wie lässt sich aber über das Schneiden und Montieren schreiben, ohne sich auf technische Aspekte des Arrangements zu reduzieren? Schnitt und Montage funktionieren immerhin auf Basis notwendiger Regeln der Wahrnehmung, der Technik u.s.w. Wo endet das Handwerk und wo beginnt das intuitive Spiel mit den Möglichkeiten? Nimmt der schöpferische Prozess seinen Anfang am Schneidetisch, oder sind ihm bereits Bedingungen vorläufig, die nicht aus der Sache selbst ableitbar sind? „Die Befindlichkeit der Montage“ weiterlesen

»I love Mallory«

Das Urteil über Oliver Stones „Natural Born Killers“1 war schon gefällt, bevor der Film überhaupt in Deutschland zu sehen war. Sowohl von der Politik als auch von den Medien wurde der Vorwurf der Gewaltverherrlichung erhoben und ein Verbot des Films gefordert. Diese Diskussion spiegelte die Reaktionen auf NBK in den USA wider: Oliver Stone musste insgesamt ca. 150 Schnitte an seinem Film vornehmen, um ein NC17-Rating2 zu vermeiden.3 Gern vermutet man bei solchen Kontroversen eine inszenierte Werbekampagne, doch im Falle von NBK blieb den Vertretern der Medien eigentlich keine Wahl als zum großen Proteststurm zu blasen, denn Stones Kritik am Medium „Fernsehen“ ist fundamental. Das Motiv „Jugendschutz“ erfüllte eine Alibifunktion, um diesen – für die Medien gefährlichen – Film anzugreifen. Absurd, wenn man bedenkt, welche Rolle Stone gerade dem Fernsehen bei der Brutalisierung der Gesellschaft zuweist. „»I love Mallory«“ weiterlesen