Unheimliche Begegnung der humanoiden Art

Leben auf fremden Planeten gibt es nicht, glauben die Bürger des 50er-Jahre-Nests, in dem Jorge Blancos Animationsabenteuer beginnt. Ein Raumschiff belehrt die Kleinstädter eines Besseren. Science-Fiction-Filme haben es prophezeit: Humanoide greifen an! Auf „Planet 51“ sind die Menschen die Außerirdischen. Der computergenerierte Kinderfilm stellt das klassische Science-Fiction-Szenario auf den Kopf. Für die Bewohner von „Planet 51“ kommt der Schrecken aus dem All von der Erde.

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Alles da und trotzdem alles falsch

Eine Kinoadaption von „Astro Boy“ ist nicht einfach nur eine weitere Mangaverfilmung, schon gar nicht, wenn sie aus Hollywood kommt. Osamu Tezukas 1952 erschaffener Roboterjunge ist kein austauschbarer Comicheld von der Stange, sondern kommt in seiner Bedeutung für die japanische Populärkultur der vergangenen sechs Dekaden der Popularität einer Mickey Mouse im Einflussbereich der US-amerikanischen Kulturhegemonie gleich. Ein Hauptwerk der Mangakultur und ihres bedeutenden Autoren Tezuka, dessen verschiedene Animeadaptionen – eine Serie in den 1960er-Jahren, ein Remake in den 1980er-Jahren sowie ein weiteres in den 2000ern – auch außerhalb Japans erfolgreich waren und die japanische Animationsfilmkultur weltweit populär zu machen halfen. Eine Kinoadaption als Hollywoodproduktion, also in einen völlig unterschiedlichen kulturellen Rahmen gerückt, ist im Grunde bereits ein kontroverses Vorhaben; man erinnere sich nur um die Debatten um Roland Emmerichs amerikanisierten „Godzilla“, für den die Japaner, jüngere Seitenhiebe aus den kaiju eiga von Shusuke Kaneko oder Ryuhei Kitamura zeigen es überdeutlich, bis heute nur Spott und Geringschätzung übrig haben. Entschärft wird dieser unweigerliche Konflikt um Deutungshoheit und kulturelles Nationalerbe auch sicher nicht durch den Umstand, dass sich die seit Jahren hypererfolgreiche Animationsfilmkultur der USA grundlegend und unversöhnlich von der japanischen unterscheidet.
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Spielzeug altert nicht

Kinder werden älter, und einst geliebtes Spielzeug wird überflüssig. Diese Erkenntnis ist den Filmen der „Toy Story“-Filmreihe, Erfolgsfranchise und Gründungsmythos des bedeutendsten amerikanischen Trickfilmstudios der Gegenwart, Pixar Animations, nichts Neues, sondern im Gegenteil jenes Thema, das sie vom ersten Moment an immer wieder aufs Neue umgetrieben hat. Schon in John Lasseters „Toy Story“ (1995) stand die Angst des unangefochtenen Lieblingsspielzeugs, der seinerzeit bereits einigermaßen anachronistischen Cowboypuppe Woody, gegen den batteriebetriebenen Space Ranger Buzz Lightyear ausgetauscht zu werden, im Mittelpunkt – die Versöhnung zwischen Klassizismus und Modernismus am Ende der inhaltlichen wie ästhetischen Synthese aus Disney’schen Erzählstrategien und Pixars CGI-Animationstechniken. Das in Zusammenarbeit mit den Coregisseuren Ash Bannon und Lee Unkrich inszenierte Sequel „Toy Story 2“ (1999) stellte dann bereits die unsichere Zukunft der Spielzeuge in den Mittelpunkt, als Woody sich für das endliche Glück mit dem langsam aufwachsenden Andy gegen die dauerhafte, aber auch sterile Existenz als Ausstellungsstück im Spielzeugmuseum entscheiden musste. In Lee Unkrichs „Toy Story 3“ tritt nun das Unausweichliche ein: Andy ist erwachsen und beginnt ein College-Studium. Die Spielzeuge müssen sich einer gnadenlosen Auslese stellen: Müllsack, Dachboden – oder Spende für einen Kindergarten und somit eine Zukunft ohne ihr geliebtes Kind.
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Enter Metalopolis

Die nahe Zukunft: das Internet und seine virtuelle Community OZ sind zur veritablen Parallelgesellschaft geworden. Unternehmen betreiben Zweigstellen im Digitaluniversum, Geschäfte werden dort getätigt, Behörden verwaltet – der Cyberspace ist untrennbar mit der Außenwelt verzahnt. Ein klassisches Szenario des jüngeren Science-Fiction-Kinos, das man jedoch so, wie es Mamoru Hosoda in seinem Anime „Summer Wars“ umsetzt, noch nie gesehen hat.

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Der Tag danach

Podcast mit Jörg Buttgereit, Jochen Werner und Stefan Höltgen über:

  • Summer Wars (Sama Wozu, Jp 2009, Mamuro Hosoda)
  • Heartless (GB 2009, Philip Ridley)
  • Survival of the Dead (USA 2009, George A. Romero)
  • Daybreakers (USA/Australien 2009, Michael & Peter Spierig)
  • The Shock Labyrinth: Extrem – 3D (Jp 2009, Takashi Shimizu)

Der Geist aus der Maschine

Fans mögen vor „Avatar“, dem neuen, mit nie dagewesenem technischem Aufwand realisierten Film des Technokraten James Cameron, auf die Knie, Kinos angesichts der an sie gestellten technischen Anforderungen hingegen eher in die Knie gehen: Doch aller Hysterie zum Trotz sind Motion Capturing und 3-D-Technologie auf dem besten Weg vom Gimmick zum Status quo des modernen Kinos zu werden. Eine frühe Ausprägung des Motion Capturing, bei dem die Bewegungen von Schauspielern auf computeranimierte Figuren übertragen werden, ist in den im Rotoskopie-Verfahren angefertigten Zeichentrickfilmen von Ralph Bakshi zu bewundern: Er drehte seinen  ganzen Film erst mit echten Schauspielern, die er dann im Anschluss im akribischer Feinarbeit Bild für Bild von seinen Zeichnern „übermalen“ ließ. Einer der so entstandenen Filme ist „Feuer und Eis“ der soeben auf DVD erschienen ist. „Der Geist aus der Maschine“ weiterlesen

Vom Kinosessel auf die Couch

Leider hat man bei der ungeheuren Fülle von Animationsfilmen auf einschlägigen Festivals schnell den einen oder anderen kurzen Happen vergessen. Dass es auch anders geht, beweist die nun als 3-DVD-Box erschienene, mit „Best of Animation“ aus dem Hause absolut Medien betitelte Sammlung mit den besten Filmen des Internationalen Trickfilm-Festivals in Stuttgart der letzten drei Jahre (2006-2008). Denn hier kann man sich einige der sehr schönen und vor allem mit viel Liebe hergestellten Animationsfilme ins visuelle Gedächtnis zurückrufen. Eine längst überfällige Entscheidung, einige Highlights des Festivals auf diese Weise zugänglich zu machen, denn selbst bei den vielen Informationsquellen zum Thema im Netz bleibt doch eine derartige äußerst seriös und professionell gestaltete Aufbereitung der Filme dieses Festivals ein Glanzlicht im überquellenden DVD-Markt und gibt den künstlerischen Resultaten eine würdige Plattform, die sie ohne jeden Zweifel verdient haben. Dass dieses 1982 gegründete Festival zu Recht zu den größten und wichtigsten Veranstaltungen zum Animationsfilm in Deutschland gehört, beweist allein die Tatsache, dass jedes Jahr weit über 1.500 Filme eingereicht werden. Getreu dem Motto, dass im Zentrum des Festivals der künstlerische animierte Kurzfilm steht, haben die Herausgeber Dittmar Lumpp und Ulrich Wegenast einige der reizvollsten Animationsfilme der letzten Jahre herausgesucht, gewissermaßen eine „handverlesene Rolle mit den besten Animationsfilmen weltweit“ zusammengestellt, wie es treffend im Einführungstext der DVDs heißt.

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Kurzrezensionen

Mit „Wie in einem Spiegel“ veröffentlicht Thomas Koebner zum dritten Mal eine Zusammenstellung seiner jüngsten »Schriften zum Film«. Wie bereits in den vorhergegangenen Bänden steht vor allem die Lust am Text zum Film im Vordergrund, die Lust am Flanieren durch den Film in all seinen Facetten: Koebners scharfsinnige Beobachtungen, Kommentare und Analysen reichen, in elegantes sprachliches Gewand gekleidet, von Genres, Regisseuren, Schauspielern und einzelnen Filmen über gängige Motive und Ästhetik hin zur Historie des Films. Der Autor lässt sich Zeit und Raum für ein genaueres, ein zweites Hinblicken. Dabei wird die eine oder andere »universelle Wahrheit« einer kritischen Bestandsaufnahme unterzogen und selbst längst schon als abgeschlossen empfundene Themenfelder werden um neue Facetten bereichert. Ein in jeder Hinsicht schönes Buch ist es also geworden, das mit seiner Fülle an Material zu langem, versunkenem Schmökern einlädt.

Thomas Koebner. Wie in einem Spiegel – Schriften zum Film, Dritte Folge. St. Augustin: Gardez!, 2003, 560 Seiten Hardcover, 29,95 Euro
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Ein gutes Jahr für die Murnau-Forschung: Neben einer kompletten Berlinale-Retrospektive der überlieferten Filmografie mit teils neugezogenen Kopien und einer vielbeachteten Ausstellung im Filmmuseum Berlin erfreut sich auch ein großformatiger, umfangreicher Sammelband zu Leben und Werk Friedrich Wilhelm Murnaus der Veröffentlichung. Die Publikation ist für den Connaisseur wie den Filmhistoriker im gleichen Maße interessant: In einer umfangreichen Auseinandersetzung beschäftigt sich Thomas Koebner differenziert mit Murnaus Werk. Dem folgt, zweigeteilt, ein Kapitel zur Biografie des Regisseurs. Kernstück stellt eine umfangreiche Dokumentation der Filmografie dar, die zeitgenössische Quellen der Rezeption – diese sind besonders im Fall der verschollenen Filme sehr interessant – mit heutigen Neubetrachtungen des überlieferten Werks namhafter Regisseure und Filmpublizisten in Bezug setzt. Eine hinsichtlich der Auswahl so gelungene wie qualitativ gut aufbereitete Zusammenstellung zahlreicher Quellmaterialien aus den Produktionen und Murnaus Biografie ermöglichen einen Blick auf den Produktionshintergrund der Filme und ihre Entstehungsgeschichte.

Hans Helmut Prinzler (Hg.) Friedrich Wilhelm Murnau. Ein Melancholiker des Films. Berlin: Bertz, 2003, 304 Seiten Hardcover, 25,00 Euro
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»Dein Sexfilm – Das unbekannte Wesen«, könnte man Annette Mierschs akademische Auseinandersetzung mit dem deutschen Sexreport-Film paraphrasieren. Gerne wurden damals seitens der Produktionen, leicht durchschaubar natürlich, Aufklärungsabsichten in den Vordergrund gespielt, um die Darstellung nackter Haut und expliziter Situationen zu rechtfertigen. Heute dienen Schulmädchen-Report und andere Filme des Genres nun wirklich dazu, über das damals vorherrschende Dispositiv der Sexualität etwas in Erfahrung zu bringen: Miersch liest das Phänomen mit Foucault und untersucht die Inszenierung sozio-sexueller Realität. Das Ergebnis überrascht denjenigen natürlich kaum, der die Filme beispielsweise in ihrer zweiten großen Welle, als Profilierungsoption privater Fernsehsender, in den frühen Neunzigerjahren miterleben konnte: Doch das Verdienst der Monografie liegt woanders, nämlich in der Mühe, den Korpus genau zu erfassen, mit wissenschaftlicher Akribie statistisch auszuwerten und ihn wieder ins Gedächtnis zurückzuholen. Eine, gemessen am wellenförmigen Erfolg der Filme, aber auch angesichts deren Strategien zur Authentifizierung ihrer Erzählung, bemerkenswerte Vernachlässigung der Filmwissenschaft bislang. Eine für Bertz obligatorisch reiche wie gelungene Illustration rundet den überaus positiven Eindruck ab.

Annette Miersch. Schulmädchen-Report. Der deutsche Sexfilm der 70er Jahre. Berlin: Bertz, 2003, 254 Seiten, 25,00 Euro
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Die Auseinandersetzung um »Identität und Film« gehörte in den letzten Jahren, vor allem mit dem Geschlechterdiskurs im Fokus, mit zu den populärsten. Auch die Aufsatzsammlung »wo/man – Kino und Identität« kapriziert sich entsprechend, es mag am Zeitgeist liegen, auf die Frage nach dem Geschlecht. Erfreulicherweise versammelt sich in dieser Herausgeberschaft eine ganze Reihe teils namhafter Autoren von unterschiedlichsten Hintergründen von Filmpublizistik und akademischen Betrieb. Dies garantiert eine Vielfalt von Herangehensweisen und Schwerpunkten. Der Erkenntnisgewinn gestaltet sich als von Text zu Text höchst unterschiedlich: Auseinandersetzungen mit Filmen, die selbst schon, narrativ bedingt, die Beschäftigung mit Geschlechtsidentitäten zum eigenen Primat erheben, gerieten gegenstandsbedingt recht vorhersehbar und können den an sich schon sehr aussagekräftigen Bildern der Filme nicht viel Spannendes zur Seite stellen. Auch psychoanalytische Ansätze wirken gelegentlich bemüht und wenig aussagekräftig. Stärker an den Filmen selbst orientierte Aufsätze – Koebners und Seeßlens Beiträge sind hier zu nennen, wenn auch letzter etwas kryptisch geraten ist – eröffnen eher schon Perspektiven. Um Impulse zu setzen bleibt der Band dann aber doch vielleicht eine Spur zu kalkuliert auf der sicheren Seite. Eine, trotz gewisser Übersättigungserscheinungen, noch immer spannende Debatte zu protokollieren, ihren aktuellen Stand der Dinge, auch für den Filmfreund außerhalb dieser Debatten, zusammenzufassen, gelingt ihm indes durchaus.

Bremer Symposium für den Film (Hg.) wo/man – Kino und Identität. Berlin: Bertz, 2003, 188 Seiten, 14,90 Euro
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Lange – seit der Kinopremiere von Mullholand Drive (USA 2001) – angekündigt war die nun endlich erschienene überarbeitete und erweiterte vierte Auflage von Georg Seeßlens Lynch-Monografie. Angesichts dieser recht langen Wartezeit enttäuscht das Ergebnis etwas: Es wurde lediglich ein Kapitel zu Lynchs letztem Spielfilm angefügt, das an mancher Stelle zwar, analog zum Gegenstand, etwas chiffriert daherkommt, sich aber im Wesentlichen flüssig an den bereits bestehenden Korpus anschmiegt. Ansonsten wurde der Band in altbekannter Form belassen, wie der Blick ins Literaturverzeichnis schnell beweist: Jüngere Publikationen, darunter einige durchaus interessante, ironischerweise sogar aus dem Hause Schüren, finden keine Erwähnung. Ganz bodenständig stellt sich somit die Frage nach der Dringlichkeit des Erwerbs: Steht die vierte Auflage noch im Bücherschrank erübrigt sich diese eigentlich. Wer sich erst noch an Lynch herantastet, ist indes gut beraten, Seeßlens überarbeitete Auflage griffbereit zu halten.

Georg Seeßlen. David Lynch und seine Filme. Marburg: Schüren, 2003, 256 Seiten Paperback, 19,80 Euro
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Genau genommen geht es in Burkhard Röwekamps reich bebilderter Dissertation zum Film noir nicht an sich um einen Filmkorpus, viel eher schon um das »noir« und dessen Differenzqualitäten im Sprachgebrauch der Rede über den Film. Gerne und oft verwendet, erweist sich diese Zuschreibung doch als unscharf und ungenügend definiert. Nicht zuletzt ein Blick in die internationalen Debatten und Diskurse um den Film noir, die Röwekamp versiert zusammenfasst und zueinander in Bezug setzt, verdeutlicht das. Seine eindrucksvolle, scharfsinnige Auseinandersetzung fügt dieser jahrzehntelangen Debatte nun ein höchst bedeutsames Mosaiksteinchen hinzu: Das Wort »noir«, so seine These, ist im filmrelevanten Sprachgebrauch notwendig eher als Bezug auf eine méthode noire zu verstehen. Diese stellt ein in Genese und Wirkung komplexes Bündel an ästhetischen, narrativen und strukturellen Strategien zur Subjektivierung klassischer Erzählverfahren dar, die sich bis in die heutigen Tage ausformulieren. Vor diesem Hintergrund wird etwa Lynchs Film Lost Highway (USA 1997) als möglicher, konsequenter Endpunkt dieser Evolution transparent und lesbar. Eine spannende und inspirierende Lektüre von höchster Relevanz für die Auseinandersetzung mit dem Gegenstand, deren sprachliche Souveränität lediglich durch ein paar so vermeidbare wie deshalb ärgerliche Versäumnisse des Lektorats getrübt werden.

Burkhard Röwekamp. Vom film noir zur méthode noire. Die Evolution filmischer Schwarzmalerei. Marburg: Schüren, 238 Seiten Paperback, 19,80 Euro
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Die Konnotation des Films als Äquivalent zum Traum blickt auf eine lange Tradition zurück. Dieser nähert man sich im vierten Band der Reihe »Film und Theologie« in einer langen Kamerafahrt aus der Totale ins Detail: Ausgehend von einer überblicksartigen Position der Kulturgeschichte des Traums gelangt man, über Freuds Theorien der Traumdeutung und einer Verhältnisbestimmung Psychoanalyse/Filmtheorie, zu den Positionen der klassischen Filmtheorie zum Gegenstand. Dieses Wissensfundament kommt im folgenden einer dezidierten Betrachtung des Traums im Film und dieses wechselseitigen Verhältnisses in den Filmen von Buñuel, Lynch, Bergman und einiger anderer zugute. Im Gesamten macht die Publikation einen soliden Eindruck, wenngleich die Lektüre einiger weniger Beiträge nur wenig Interessantes zutage fördert. Das im kirchlichen Sinne pädagogische Ansinnen spielt sich nur selten in den Vordergrund; der Band ist somit auch jenseits dessen von Interesse. Und mag man zur psychoanalytischen Filmtheorie, die hier häufig bemüht wird, auch stehen, wie man will, so fasst die Herausgeberschaft den Stand interner Diskussionen dieser Schule für den Außenstehenden doch gelungen zusammen.

Charles Martig/Leo Karrer (Hgg.) Traumwelten – Der filmische Blick nach Innen. Marburg: Schüren, 236 Seiten Paperback, 14,80 Euro
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Im Wilhelm Fink Verlag ist eine längst fällige Auseinandersetzung mit den Filmen Michael Hanekes erschienen. Die Dissertation Jörg Metelmanns stellt sich der für Haneke spezifischen Fragestellung nach der moralischen Diskursivität der Medien. Dem Thema des Bandes, der »Kino-Gewalt« nähert sich Metelmann aus vier analytischen Blickrichtungen: der Brecht’schen Theorie der Verfremdung, alteritätsphilosophisch, als ästhetischem Schnittpunkt zwischen Moderne und Postmoderne sowie mit Deleuze in der Gegenüberstellung Haneke/Antonioni. Die Untersuchung zeichnet sich durch ihre analytische Schärfe aus und vermittelt Ansätze zur Interpretation des Werksganzen des Österreichischen Regisseurs. Im Anhang findet sich ein Interview mit Haneke über dessen Film Die Klavierspielerin.

Jörg Metelmann. Zur Kritik der Kinogewalt. Die Filme von Michael Haneke. München: Fink, 2003. 298 Seiten Paperback, 38,90 Euro
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Rolf Giesen, unermüdlicher Lexikograf des Films, hat in seiner Eigenschaft als Fachmann für Zeichentrick und Animation jetzt ein Lexikon des Trick- und Animationsfilms veröffentlicht. Auf fast 480 Seiten führt er einzelne Filme und Serien, deren Produzenten und Zeichner sowie Techniken der Animation alphabetisch auf. Das in seinem Umfang bislang einzigartige Buch versteht sich in erster Linie als Nachschlagwerk und konzentriert sich daher vor allem auf die Vermittlung von Produktionsdaten und Inhaltsangaben. Einzelne Filme werden mit kurzen zitierten oder eigenen Kritiken ergänzt. Positiv fallen die Illustration, die grafische Gliederung und der Apparat auf, die den Zweck des Lexikons sehr unterstützen.

Rolf Giesen. Lexikon des Trick- und Animationsfilms. Berlin: Schwarzkopf & Schwarzkopf, 2003. 478 Seiten Paperback, 22,90 Euro
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Der Stuttgarter Reclam-Verlag eröffnet mit einem Band über Western und einem Band über Science Fiction seine Reihe »Filmgenres« unter wechselnder Herausgeberschaft. Nach kurzen, einleitenden Essays zu den Genres versammeln beide Bände Filmkritiken unterschiedlichster Autoren und fügen diese nach der Chronologie der Filme zusammen. Das Verfahren, das Reclam bereits bei seiner vierbändigen »Filmklassiker«-Ausgabe zur Anwendung brachte, leistet zweierlei: ein zeitgenössischer Blick auf die »Klassiker« des Genres und Einzelbetrachtungen, die das reine Instrumentalisieren des Einzelfilms für die Geschichte oder Theorie des Genres vermeiden. Durch diese Vorgehensweise wird jedoch leider auch kanonischem Denken Vorschub geleistet und übergreifende Aspekte der Genregeschichte können nicht verfolgt werden. Beide Bände verfügen über Literaturhinweise, ein Glossar und ein Autorenverzeichnis.

Thomas Koebner (Hg.) Filmgenres: Science Fiction. Stuttgart: Reclam, 2003, 544 Seiten Taschenbuch, 10,80 Euro.
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Bernd Kiefer, Norbert Grob, Marcus Stiglegger (Hgg.) Filmgenres: Western. Stuttgart: Reclam, 2003. 375 Seiten Taschenbuch, 8,80 Euro
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