Schießbudenspielfiguren

Casual Games bieten sich für die Wii-Konsole an und sind dementsprechend häufig auf dem Markt zu finden. Selbst in Spielen, die einen Story-Mode haben, finden sich Casual-Elemente als so genannte „Mini Games“. Hier hat man dann mit dem Spielfiguren des „Hauptspiels“ kleine Spiele zu absolvieren, die zumeist mehr auf das Bewegungskonzept der Controller ausgerichtet sind. Die „Mini-Spiele“, könnte man sagen, sind ein „in-package Franchise“ fürs große Spiel. Bei Disneys „Toy Story Mania“ verhält es sich aber genau anders herum: Hier finden sich eine Reihe Mini-Games und noch mehr Mini-Games getarnt als Story-Mode. Das sieht nach Bauernfängerei aus und ist es auch.

Disney wirbt für das vollpreisige „Toy Story Mania“ damit, dass man die „beliebten Figuren“ aus der Film-Serie, deren dritter Teil in Kürze im Kino startet, im Spiel durch einen eigens um die Filme herum konzipierten Disney-Land- und Disney-World-Parcours schicken kann. Dort hat man dann mit ihnen verschiedene Wurf- und Geschicklichkeitsspiele zu bewältigen. Die lassen sich alle einzeln auswählen – oder aber im „Story Modus“ hintereinander weg spielen. Was daran die „Story“ sein soll, bleibt das Geheimnis der Entwickler.

„Toy Story Mania“ kann von bis zu vier Spieler gespielt werden, die entweder in Zweiergruppen oder allein durch die einzelnen „Mini-Spiele“ gehen. Gerade mit mehreren Spielern fällt das reichlich redundante und mit wenig Liebe zum Detail programmierte Spielkonzept aber besonders auf: Die Figuren kommentieren die Aktionen mit immer denselben Sprüchen, die beim ersten Mal noch witzig zu hören sind, jedoch spätestens wenn der vierte Spieler an der Reihe ist, nerven. Zudem sind sie teilweise nicht einmal situationsgerecht ins Spiel eingebaut: Man wird von der eigenen Spielfigur für die hervorragenden ballistischen Fähigkeiten selbst dann gelobt, wenn man das Wurfspiel boykottiert.

Spielverweigerung ist von den Machern von „Toy Story Mania“ vielleicht nicht vorgesehen, stellt sich aber unweigerlich ein. Die angekündigte 3D-Funktion (der Film „Toy Story 3“ wird ebenfalls in 3D in die Kinos kommen) setzt dem Ganzen noch die Krone auf: Man muss diese Funktion erst frei spielen, bekommt dann dieselben Mini-Spiele, wie man sie schon 2D kennt, noch einmal vorgesetzt; allerdings ist das 3D teilweise so schlecht grafisch umgesetzt, dass selbst mit dem Tragen der Brille die Blau-Rot-Verschiebung noch deutlich sichtbar ist und sich nicht – wie es sein sollte – in Dreidimensionalität umsetzt.

„Toy Story Mania“ ist ein Spiel, das den Casual-Wii-Gamer glücklich machen könnte, wäre es nicht ein Vollpreis-Artikel, der mit fast 40 Euro zu Buche schlägt. Der Eindruck reiner Geldschneiderei im Angesicht des nahen Kinostarts von „Toy Story 3“ drängt sich angesichts der völlig beliebigen Integration der Filmfiguren im Spiel und der lustlosen Programmierung der Mini-Spiele regelrecht auf. Leider ist das ja eine lange bekannte und plattformübergreifende Tradition in der Paratextualisierung von Film-Themen ins Videospiel.

Toy Story Mania
(USA 2009)
Studio: Disney Interactive
USK: ohne Altersbeschränkung
Plattformen: Wii (getestet)
Preis: 39,90 Euro

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