Filmwissenschaftliche Ehrenrettung eines spaßkulturellen Phänomens

Christian Heger, der Autor der Monografie „Die rechte und die linke Hand der Parodie – Bud Spencer, Terence Hill und ihre Filme“, macht bereits im Prolog keinen Hehl daraus, woher die biografische Motivation für seine ursprünglich als Magisterarbeit angefertigte Studie stammt: Aus frühesten Kindheitstagen nämlich, die das große, infantile Staunen über zwei prügelnde, Sprüche klopfende Widerparts, die immer wieder zur Teamarbeit gezwungen sind, erst möglich machten.

Hegers Hauptinteresse liegt, davon zeugen diverse entsprechende Hinweise in eigener Sache, darin, sich dem Phänomen „Spencer/Hill“, das um die Mitte der Siebziger seinen größten kommerziellen Nährboden bei uns in der Bundesrepublik fand, mit wissenschaftlicher Disziplin zu nähern – bei näherer Betrachtung und angesichts einer Handvoll substanziell bestenfalls leichtgewichtiger Bildbände eine tatsächlich längst überfällige Perspektivierung.

Von den recht bescheidenen Anfängen der beiden späteren Erfolgsdarsteller über ihre ersten gezielten Kollaborationen für den Regisseur Giuseppe Colizzi bis hin zum Durchbruch mit den zwei „Trinità“-Filmen von Enzo Barboni reichen die zugleich den Titel von Hegers Buch bedingenden, filmhistorischen Ursprünge des Duos. Waren ihre ersten drei gemeinsamen Filme (sieht man über eine frühe Zufallsbegegnung im Monumentalfilm „Annibale“ von 1959 hinweg) noch im Genre des Italowesterns anzusiedeln, entdeckte Barboni finalmente das komische Potenzial der beiden bereits optisch höchst ungleichen Kollegen und setzte sie mit „Lo Chiamavano Trinità“ (dt. „Vier Fäuste für ein Halleluja“) in eine Art cartooneske „Pat & Patachon“ – Ahnenlinie. Dieses in jeder Hinsicht sehr gelungene Werk wird vielerorts als Grabstein des harten italienischen Western erachtet, da es dessen Mechanismen ad absurdum führte und die komischen Seiten des Genres beleuchtete.

Für die beiden italienischen Akteure Carlo Pedersoli und Mario Girotti bedeutete es jedoch die endgültige Etablierung ihrer zwei Kunstfiguren Bud Spencer und Terence Hill, die bald ganz gezielt dem Westernkontext entfremdet und in andere narrative Konstrukte integriert wurden, um eine zaghafte Wandlung ihrer Abenteuer zumindest vorzutäuschen. Tatsächlich aber blieb die Konzeption ihrer gemeinsamen (und auch ihrer solistischen) Versuche stets unschwer identifizierbar.

Heger widmet sich all diesen Aspekten und auch dem Phänomen ihrer rund fünfzehnjährigen Erfolgssträhne, deren Echo sich durch permanente TV-Wiederholungen bis in die Gegenwart zu hören ist, mit einiger Recherchierfreude und adäquat fachkundigem Vokabular. Selbst scheinbar periphere Aspekte wie die unweigerlich mit dem Erfolg der Filme verknüpfte Synchronarbeit durch den Berliner Vertonungsmeister Rainer Brandt wird von Heger ausführlich beleuchtet und mit nicht eben alltäglichem Fotomaterial dokumentiert. Ausführliche filmografische und bibliografische Anhänge beschließen den sehr schön edierten Band, der jedem nach einer etwas weniger oberflächlichen Analyse als gewohnt fahndenden Leser und Freund der schlagkräftigen Kinohelden zuzuraten ist.

Christian Heger
Die rechte und die linke Hand der Parodie. Bud Spencer, Terence Hill und ihre Filme. Marburg: Schüren 2009.
218 Seiten (gebunden), 24,90 Euro

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Frank Stegemann

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