In frostigen Höhen

Ein definitorisches Element des Films ist die Bewegung: sowohl die auf dem Bild, als auch die Bewegung der Maschine. Ohne dass die Bilder an der Linse vorbeirollen würden, wäre Film eine Ansammlung von Dias. Überträgt man die Bewegung und insbesondere das Vorbeirollen vom Projektor auf das Sujet, findet sich in allen rotierenden Filmmotiven ein subtiler Hinweis auf die Bewegungskunst Film. Und dann wird das Stehenbleiben des Rades nicht nur zur Bedrohung der Fortbewegung im Film, sondern auch zur angedeuteten Katastrophe des Films. In „Frozen“, um die gedankliche Einleitung zum Ziel zu führen, verschmelzen genau diese beiden Elemente miteinander. Denn dort ist es eine Skilift-Bahn, die plötzlich stillsteht, obwohl sich noch drei Studenten (eine Frau, zwei Männer) in einem der Liftsessel befinden.

Ihre Aussicht ist, in ca. 20 Metern Höhe fünf Tage bei Eis und Schnee darauf zu warten, dass der Skilift wieder in Bewegung gesetzt wird. Das würde den sicheren Tod bedeuten, also müssen die Drei der Maschinerie irgendwie zu entkommen versuchen. Vielleicht ist „Frozen“ deshalb so spannend, weil sich die Bewegung des technischen Dispositivs und des Sessellifts so sehr ähneln, wie in etlichen Nahaufnahmen des sich drehenden und dann stehenden Windenrades vor Augen geführt wird. Mit Hitchcock kommen wir in genau dem Moment im Thriller an, wo diese Drehbewegung endet und eine Ausweglosigkeit etabliert wird. Dass der Handlungsraum dabei auf die Fläche eines Liftsessels begrenzt wird und keinerlei erzählerische Türen für den Zuschauer geöffnet werden (ein Prolog fehlt ebenso wie Seitenhandlungen oder Flashbacks), erfüllt Hitchcocks Traum eines Films in einer Telefonzelle. Frozen ist Thrillerkino in paradigmatischer Reduktion.

Zum Gelingen des Thrillers tragen neben dem minimalistischen Setting und den nicht allzu stark in den Vordergrund gedrängten Figurenkonflikten vor allem die Kameraarbeit und die Musik bei. Wo Erstere immer wieder ein Gefühl der Verlorenheit und Weite durch scheinbar sinnlose establishing shots vermitteln und vorführen, wie sich die drei immer kleiner werdenden Figuren in der Winterwelt verlieren, wirkt die akustische Ebene durch den Einsatz von kammermusikartigen Streichquartetten mit dezenten Klaviereinschüben geradezu kontrapunktisch. Komponist Andy Garfield hat bereits mehrfach mit Regisseur Adam Green zusammengearbeitet und deutlich hörbar ein Gespür dafür entwickelt, wie die doch manchmal etwas kruden Erzählungen (vgl. „Hatchet“ und „Hatchet II“, der zeitgleich zu „Frozen“ startet) zu untermalen sind. So wirkt Frozen vielleicht auch deshalb wesentlich „erwachsener“ im Oeuvre Greens, weil sich der Regisseur durch die Wahl des Settings einerseits selbst den Gestaltungsspielraum eingegrenzt hat und andererseits seinen Mitarbeitern dadurch größere künstlerische Freiheit einräumen konnte.

Frozen
(USA 2010)
Regie & Buch: Adam Green; Musik: Andy Garfield; Kamera: Will Barratt; Schnitt: Ed Marx
Darsteller: Emma Bell, Shawn Ashmore, Kevin Zegers, Ed Ackerman, Rileah Vanderbilt, Kane Hodder u. a.
Länge: 93 Minuten
Verleih: Universum

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Die Preise für das junge Medium haben sich mittlerweile in einem vernünftigen Sektor von rund 15 Euro eingependelt und Aufmachung wie Qualität der Editionen genügen daher den normalen Ansprüchen. „Frozen“ bildet da keine Ausnahme.

Die Ausstattung der Blu-ray-Disc:

Bild: 2,35:1 (1080p/24p)
Ton: DTS-HD 5.1 Master Audio
Sprachen: Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch für Hörgeschädigte
Extras: Beating The Mountain – Surviving Frozen, Deleted Scenes, Trailer, Wendecover

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