Green Chair

Eine Frau und ein junger Mann lieben sich. Sie haben Sex, immer wieder. Der Mann ist minderjährig, stellt sich heraus, nicht nur in Korea ein Fall für den Richter. Die Medien stürzen sich auf die Geschichte, ein besonders aufdringlicher Journalist hängt sich an ihre Versen und schießt Fotos. Die Frau wird zu 100 Tagen Sozialdienst verdonnert, den sie in der Psychiatrie ableistet. Dennoch können die zwei nicht voneinander lassen. Man taucht in der Folge bei der Schwester der Frau unter, sucht Bumshotels auf, bei denen die Kennzeichen der geparkten Autos dezent verdeckt werden und hat vor allen Dingen ausgedehnten Sex – warum auch nicht.

Der Film beruht auf einer wahren Begebenheit. In Korea, muss man dazu wissen und weiss ich von einem koreanischen Freund, hat das noch erheblich mehr Zündstoff als im „Liberté toujours“-Europa. Die Rollenverteilung wird nach wie vor strikter gehandhabt auch wenns da natürlich große Unterschiede gibt, je nach Herkunft, kulturellem Background usw. Dennoch gibt die Geschichte nicht allzuviel her. Park Chul-soo konzentriert sich auf den privaten Bereich, interessiert sich für die Anziehungskraft zwischen den Liebenden und tut dabei ganz locker. Soll heißen, es gibt jede Menge Bettszenen, oftmals erfasst die Kamera in der Totalen das Geschehen, bewegungslos, einmal sogar mehrere Minuten lang.

Der grippegeschwächte Park Chul-soo beschwört das Publikum vor der Aufführung, den Film so zu sehen als hätte man Sex mit seiner Freundin, ganz normal, zu Hause. Vielleicht meinte er damit, es sei ihm beim Drehen um eine Form von Authentizität gegangen, ich weiß es nicht. Der Übersetzer war bei den völlig unverfänglichen, für koreanische Ohren jedoch möglicherweise schlüpfrigen Bemerkungen des Erkrankten irritiert und fiel eher durch nervöses Gekicher als verständliche Übersetzung auf.

Mal abgesehen davon wie spannend es sein kann zwei engagierten Schauspielern beim schweißtreibenden Liebesspiel zuzusehen, es wäre ja nun durchaus denkbar, dass der Film auf dem eingeschlagenen Weg poetische Bilder erfindet, zu überraschenden Erkenntnissen kommt oder sonstwas von Belang passiert. Das Gegenteil ist der Fall. Höhepunkt eine „Party“, bei der alle bislang aufgetretenen Figuren noch einmal zusammenfinden und dann wie im Boulevardtheater die unterschiedlichen Aspekte der Thematik durchkauen, mit vorhersehbarem Ausgang. Hab ich eigentlich schon erwähnt, dass die beiden Haupt

Thomas Reuthebuch

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