Colour Blossoms

Die Begegnung mit der verschrobenen japanischen Diva Madam Umeki (Matsuzaka Keiko) eröffnet der jungen Immobilienverkäuferin Meili (Teresa Cheung) eine seltsame erotische Schattenwelt. Deren nostalgisch-luxuriös eingerichtetes Apartement steht zum Verkauf und Meili obliegt es, es nach bestem Wissen und Gewissen an den wohl Geeignetsten zu verkaufen. Bei einer Besichtigung begegnet sie dem jungen attraktiven Kim (Sho), der sie in seinen Bann zieht und sie verführt. Doch auch die stattliche Erscheinung des Polizeioffiziers #4708 fällt ihr bei ihren täglichen Wegen durch die Gassen der Stadt auf. Der ist ganz sinnlich und streift alles im Vorbeigehen mit seinen Fingerkuppen. Eine junge Frau (Harisu) stößt zu dem Geflecht, die sich als die junge Madam Umeki ausgibt, kurz nach ihrer Geschlechtsumwandlung, die sie durchgeführt hat, um Kim zu gefallen. Der wiederum findet bald Gefallen an #4708. Und vor dem feinen Ambiente ihres Apartements führt die ältere Madam Umeki Meili in die wunderbare Welt des Fetischs und des Masochismus ein …

Der Hongkonger Regisseur Yonfan hat für dieses panasiatische Projekt eine illustre internationale Truppe um sich geschart: Die Darsteller stammen aus Korea, Hongkong und Japan, den Soundtrack voller dunkler Exotik hat Bollywood-Dauerkomponist Surender Sodhi erstellt und Kameramann Wang Yu, der schon den bezaubernden Souzhou River (2000) geschossen hat, stammt aus China. Ziel war die Schaffung einer „new cinematic force“. Herausgekommen ist allenfalls eine kinematische Farce, deren Blödheit bald schon physisches Unbehagen auf Zuschauerseite nach sich zieht.

Irgendwo zwischen elikater Erotikliteratur des 19. Jahrhunderts – Sacher-Masoch kommt einem gelegentlich in den Sinn – und 80er Jahre Lack-und-Leder-Hochglanz angesiedelt, ist Colour Blossoms ein bemerkenswert unerotischer Erotikfilm, der in seinem verkrampften Bemühen, noch jede Nuance des Genderbendings durchzudeklinieren, dieses an sich ehrenwerte Projekt eigentlich nur einer seltsam peinlichen Lächerlichkeit preisgibt, ohne dass eine derart ironische Haltung irgendwie intendiert wäre. Die Geschichte mit dem Polizeioffizier und dem Spiel mit fremden Wohnungen erinnert ein wenig an Chungking Express, mit dem Unterschied, dass jeglicher Esprit vermieden wurde, wenn #4708 wiederholt mit vergeistigter Visage an Treppengeländern herumfummelt. Auch die Einrichtung der alten Wohnung verrät deutlich, dass man es auf Wong Kar-Weis Studien in Nostalgie abgesehen hatte. Dieser Hang zur offenkundigen Anlehnung vermischt sich mit einer stilisierten Obsessionserotik wie man sie motivisch von Jess Franco kennen kann. Von beiden auf ihre Weise reizvollen Regisseuren übernimmt man aber qualitativ rein gar nichts, sondern gefällt sich vielmehr im Abspulen einer zum Ende hin immer penetranteren, aber stets öde bleibenden Ledermodeschau ohne Sinn und Verstand, die von Fetischismus oder Masochismus nichts verstanden hat und seine Darsteller mit einer Würdelosigkeit nach der anderen bestraft, die diese mit ernster Miene durchzuexerzieren vom jedweder Souveränität verlustig gegangenen Regisseur verdammt sind. Diese Verdammung überträgt sich 1:1 auf den Zuschauer, der ob dieses Machwerks mehr als nur einmal den Blick kopfschüttelnd zu Boden senkt. Nurmehr ratlos ist man da, wenn man erfährt, dass die Vereinigung der Filmkritiker Hongkongs in ihrem Jahresrückblick dem Film, mit neun anderen, eine lobende Erwähnung zusprachen.

Oder kurz: Wir raten ab.

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