L.A., offene Stadt

„Just wrap your legs round these velvet rims / And strap your hands across my engines.” (Bruce Springsteen)

Das Automobil zählt zweifelsohne zu den bedeutendsten Fetischobjekten des Kinos. Seine Faszinationskraft lässt sich nicht bloß thematisch begründen: viel eher ist von einer strukturellen Anziehung zwischen ihm und dem kinematographischen Apparat auszugehen. Die Bewegung: der Filmstreifen, die Fahrbahnmarkierung. Der glattglänzende Lack der Oberfläche, das Grob-Motorische, Zerklüftete unter dem Lack, und schließlich: der destruktive Akt, die Verformung der Oberfläche, die Offenlegung letztlich des versteckten Maschinellen – alles erotische Momente, nachzuschlagen etwa bei Ballard/Cronenberg. Die Bewegung: das Grundfaszinosum des Kinos. Allein im Dunkel sitzen und gebannt werden – nicht von Erzählung, sondern von Bewegung. Der Traum vom Kino: von einem Leben ohne Stillstand, immer on the road und on the run. Die Objekte des Bildes, von der Photographie noch in Ewigkeit eingefroren, werden vom Filmprojektor  stetig vorangepeitscht. Wo sie selbst stillstehen mögen, wird die Welt um sie herum in Bewegung gesetzt. „Aber nicht mehr die Figuren reagieren auf die optisch-akustischen Situationen, sondern die Bewegung der Welt tritt an die Stelle der zurücktretenden Bewegung der Figur.“ (Gilles Deleuze) Weil es auf eine grundlegende Sehnsucht des modernen Menschen zu antworten weiß – die Sehnsucht, es möge immer irgendeine Richtung geben, in die es weiterzugehen gilt –, muss die Beziehung des Menschen zum Kino als eine amour fou betrachtet werden.

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SOMETHING MORE THAN NIGHT

„Eine Nacht in Chicago“ – auf diesen Satz ließe sich Eisenbergs Filmexperiment reduzieren. Doch was ist das, dieses vage Etwas, eine Nacht in einer Metropole, liegen doch in dieser äußerst vagen Umschreibung eine Vielzahl konkreter Konnotationen, die auch in ihrer noch so detaillierten Umreißung nicht für sich beanspruchen können, dieses Etwas universell zu definieren. Die immer weiter grassierende Flexibilisierung und Atomisierung von sozialem und ökonomischem Leben erschweren dies zusätzlich.
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Afternoons in Utopia

Utopische Stoffe der Kunst beinhalten immer schon eine zweifache soziale Dimension: Erstens spiegeln sie gesellschaftliche Zustände der Gegenwart und überspitzen deren Missstände parabolisch zu Fiktion (Kracauers »Spiegelhypothese«). Zweitens projizieren utopische Stoffe Bilder möglicher zukünftiger Gesellschaften (bzw. ein mögliches zukünftiges Bild der gegenwärtigen Gesellschaft) und zeichnen auf diese Weise futuristische Zustände der Erlösung, häufiger jedoch des Niedergangs. Beide Aspekte offenbaren sich überdeutlich am Stadtbild utopischer Filme in den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts.

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Editorial

Liebe Leser,

mit dieser ersten Ausgabe des Filmmagazins »F.LM – Texte zum Film« liegt Ihnen in mehrfacher Hinsicht ein neues Format in der Landschaft deutschsprachiger Filmzeitschriften vor. Unsere Zeitschrift wird Ihnen in Zukunft im vierteljährlichen Rhythmus einen Zugang zum Film der Gegenwart vermitteln – die Betonung liegt dabei vor allem auf Gegenwart.

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