Berlinale 2011 – Konventionellerweise unkonventionell

Oliver Tate (Craig Roberts) ist ziemlich gut in der Schule, was sich folgerichtig in einem nicht besonders guten Ruf niederschlägt. Abends liest er in Wörterbüchern oder stellt sich vor, wie die Welt reagieren würde, wenn er stürbe. Geht es auf dem Schulhof einmal ruppig zu, ist der intellektuell überentwickelte 15-Jährige meist der Unterlegene. Auch in sozialen Situationen wirkt der etwas verklemmte Junge nicht immer souverän. Diese Mischung aus geistigem Überflieger und emotionalem Analphabeten nutzt „Submarine“ als Basis für viel Situationskomik und Wortwitz. „Berlinale 2011 – Konventionellerweise unkonventionell“ weiterlesen

Meine liebe Rabenmutter

Die meisten Morde sind Beziehungstaten. Hubert Minels Tat ist ein klassischer Fall. „I killed my Mother“, gesteht er im gleichnamigen Mutter-Kind-Drama; kein kriminalistisches, sondern ein emotionales Bekenntnis. In seinem in Cannes in der Reihe „Quinzaine des realisateurs“ aufgeführten halb-biografischen Beziehungsproträt inszeniert der Regisseur, Drehbuchautor und Hauptdarsteller Xavier Dorval seinen persönlichen Familienkonflikt als zermürbendes Pubertätsdrama.

„Meine liebe Rabenmutter“ weiterlesen

Durchgänge ins Fantastische

Fast könnte man es für das ästhetische Abschreiten von Amplituden halten, was Terry Gilliam in seinen letzten drei Filmen vollführt: Nach seinem missratenen, einer vermeintlich düsteren deutschen Romantik nachhechelndem „The Brothers Grimm“ (2005) folgte im selben Jahr mit „Tideland“ (2005) eine verstörende Reise in die Fantasiewelt eines Mädchens, das den Tod des Vaters an einer Überdosis Rauschgift miterleben und verarbeiten muss. In der Diktion der Kurvendiskussion gesprochen, befindet sich Gilliam mit seinem aktuellen Film „Das Kabinett des Dr. Parnassus“ an einem Wendepunkt. Märchenhaft, aber nicht so märchenhaft wie „The Brothers Grimm“; psychonautisch, aber nicht so psychonautisch wie „Tideland“, bereitet er vielleicht alles für sein Lebenswerk „The Man who Killed Don Quichotte“ vor.

„Durchgänge ins Fantastische“ weiterlesen

In Between Days

In Between Days ist eine Entdeckung, wie man sie auf der Berlinale nur im Forum machen kann; ein kleiner, langsamer Film, eine Momentaufnahme aus dem Leben eines heranwachsenden Mädchens, unspektakulär in der Wahl seiner Mittel, die dann aber doch mit Bedacht eingesetzt, behutsam im Tonfall, aber nie beschaulich, und doch jede Sekunde spannend.
„In Between Days“ weiterlesen