Ipcress

Ipcress – Streng Geheim, Großbritannien 1965, Sidney J. Furie

Im England der 1960er Jahre stellen die Top-Wissenschaftler des Landes eine heiß umkämpfte Ressource dar. Nicht nur, dass sie abgeworben werden, sie werden auch entführt und einer perfiden Gehirnwäsche unterzogen, die dem wissenschaftlichen Standort zunehmend zusetzt. Der lakonische und höchst zwielichtige Agent Harry Palmer (Michael Caine) wird auf den Fall angesetzt und sieht sich binnen kürzester Zeit in einem kaum mehr durchschaubaren Knoten aus Intrigen und Fallen verstrickt, der ihm zur existenziellen Erfahrung wird. „Ipcress“ weiterlesen

Matrix Revolutions

Matrix Revolutions, USA 2003, Andy & Larry Wachowski

„Alles was einen Anfang hat, hat auch ein Ende.“ So verspricht es die tagline von The Matrix: Revolutions, dem letzten Teil der Matrix-Trilogie, und weckt die Erwartung, der Abschlussfilm liefere Antworten auf die Fragen, die in den ersten beiden Teilen The Matrix (USA 1999) und The Matrix: Reloaded (USA 2003) aufgeworfen wurden. Gelingt es dem dritten Film, die Trilogie in ein stimmiges Ganzes zu verwandeln, oder folgt er – immerhin eine Joel-Silver-Produktion – nur dem Imperativ bigger, louder, more? „Matrix Revolutions“ weiterlesen

Blues Harp

Der Output des japanischen Regisseurs Takashi Miike ist beeindruckend. Seit 1991 hat er es auf mittlerweile 59 Filme gebracht. Das macht rund fünf Filme pro Jahr (an der Spitze liegt 2002 mit sieben). Und zu diesen zählen international gefeierte Werke, wie Visitor Q (2001), Dead or Alive (2001), Audition (2000) oder Ichi the Killer (2001). Bei einer derartig hohen Anzahl von Filmen macht es schon fast Sinn von „Jahrgängen“ zu sprechen. Diesbezüglich war 1998 ein ruhiger Jahrgang für Miike: „Nur“ vier Filme hat er gedreht und einer davon ist der für seine Verhältnisse außergewöhnliche ruhige Blues Harp. „Blues Harp“ weiterlesen

Déjà Vu

Kill Bill Pt. 1, USA 2003, Quentin Tarantino

Manchmal geschieht es, dass das Gehirn in einem Moment, wo es Informationen aufnimmt, diese im „falschen Gedächtnis“ ablegt: Anstatt sie zuerst im Ultra-Kurzzeitgedächtnis zu speichern, um sie danach selektieren zu können, packt es sie direkt ins Kurzzeitgedächtnis. Dies führt dazu, dass man sich auf eigenartige Weise an das, was man gerade wahrnimmt, erinnert, so, als hätte man es vorher schon einmal wahrgenommen. Diesen Effekt nennt man Déjà Vu. Von einer Art Déjà Vu zehrt auch das postmoderne Kino des Quentin Tarantino, indem es dessen „Verfahren“ invertiert. Tarantino inszeniert Bilder, die in ihrer Gestaltung so archetypisch wirken, dass man meint, man habe sie schon einmal gesehen. Das Charakteristikum seiner Filme – vor allem Pulp Fiction (1992) ist dadurch bekannt geworden – ist ihre Referenz an die Filmgeschichte und zugleich deren konstruktives Aufgreifen und Weiterdenken. War Pulp Fiction hierin noch einem Genre allein verpflichtet (dem Gangsterfilm), so nimmt sich Tarantinos Kill Bill gleich mehrere Genres vor, die sich über die Jahrzehnte im Zuschauergehirn abgelegt haben. „Déjà Vu“ weiterlesen

INFERNAL AFFAIRS

Lange Zeit ist’s eher still gewesen im Genrekino aus Hong Kong. Wirklich viel Sehenswertes gab es in den letzten Jahren im einstigen Lieblingsland der Asia-Aficionados nicht zu verbuchen – sicher, Johnny Tos Filmschmiede „Milky Way Images“ brachte den einen oder anderen Knaller heraus, aber selbst dieser Garant für Hochkarätiges lieferte zuletzt eher Mittelmäßiges (Running Out Of Time 2) bis sicherlich Grundsolides, aber nicht unbedingt Berauschendes (Fulltime Killer) ab. Auch alteingesessene Koryphäen wie Tsui Hark oder Ringo Lam konnten in der Regel den gewohnten Standard zwar aufrecht erhalten, aber kaum noch das Versprechen vom aufregenden, wilden Kino, für das das Gütesiegel „Hong Kong“ einst stand, einlösen. Viele Freunde des asiatischen Kinos der westlichen Hemisphäre tauchen längst schon in anderen Gefilden – Indien und Korea wären zu nennen, auch der Blick auf die japanische Insel wurde in den letzten Jahren wieder lohnenswerter – nach neuen Perlen. Die Unsicherheit kurz vor und nach der Übergabe der einstigen Kronkolonie an die Volksrepublik China und die zum Zwecke der Stabilisierung weiter voranschreitende Orientierung am westlichen Genre-Kino – wo es doch gerade immer die besonderen Eigenarten des Kinos aus Hong Kong waren, die das internationale Publikum in seinen Bann zog – hinterließen deutliche Spuren.
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Der Boom des Ghettofilms im New Black Cinema der 80er und 90er Jahre

Das amerikanische Großstadt-Ghetto wurde für ein Massenpublikum erstmalig zu Beginn der 70er Jahre in dem afroamerikanischen Autorenfilm SWEET SWEETBACK’S BADAAAASSS SONG (1970) filmisch sichtbar. Dieser Film von Melvin van Peebles’ löste die Blaxploitation-Produktionswelle in Hollywood aus, die bis Ende der 70er Jahre ca. 200 Low-Budget-Filme hervorbrachte. War van Peebles Film noch ein sozial-kritisches Porträt des Ghettolebens aus afroamerikanischer Perspektive, wurde das Ghetto in den Blaxploitation-Filmen wie SHAFT (1971), COFFY (1972) oder BLACULA (1972) zum Handlungsort von Actionstories, die oft Adaptionen erfolgreicher Blockbusterfilme in einem All-Black-Cast waren. Hollywood hatte die afroamerikanische Bevölkerung als zahlungskräftiges Publikumssegment ausgemacht, das separat zu bedienen war. Minimierung der Produktionskosten bei gleichzeitiger Spezialisierung auf ein bestimmtes Zielpublikum war die kommerzielle Erfolgsformel der Blaxploitation-Produktionen. Die Darstellung des Lebens innerhalb der Ghettos erfolgte in diesen Filmen jedoch völlig unreflektiert: Das Ghetto wurde als Ort der Black Community romantisiert und kritische Auseinandersetzungen mit der weißen Welt, die diese Lebensumstände aufzwang, wurden ausgespart.

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