Hollywood lacht über sich selbst

Die Serie „Cybill“ gehört zu den herausragenden SitComs aus der US-amerikanischen Produktion der 1990er Jahre. Konzipiert vom  vielbeschäftigten und insbesondere auf starke Frauenfiguren spezialisierten Chuck Lorre („Roseanne“, „Grace under Fire“, „Dharma & Greg“) und mit Cybill Shepherd  in der Titelrolle (als ihr Alter Ego Cybill Sheridan) liefert die Serie einen augenzwinkernden Seitenhieb auf die Filmmetropole Los Angeles, insbesondere aber auf den Snobismus der dortigen High Society, die sich in den Charakteren der Serie archetypisch spiegelt.

Nachdem die erste Staffel die erzählerischen Eckpfeiler eingeschlagen und die Figuren und ihre Beziehungen zueinander statuiert hatte, steht die zweite Staffel der Serie, die zwischen 1995 und 1996 auf dem Sender CBS ausgestrahlt wurde, ganz im Zeichen von Variation und Veränderung. So versucht Maryann (Christine Baranski) sich an Cybills Exmann Ira heranzumachen, nachdem die beiden in der ersten Staffel bereits Gemeinsamkeiten entdeckt hatten. Zoe, Cybills jüngste Tochter, vertieft ihre Beziehung zu Sean, und Rachel entdeckt Liebe und Erotik wieder, die sie nach der Entbindung verloren geglaubt hatte – dass sie sie allerdings im virtuellen Seitensprung ihres Mannes findet, erfreut sie dabei weniger.

Cybill erwischt Rachel beim Fremdgehen ("Diese Töchter!")

Nur Cybill ist dieselbe, sozusagen „ganz die Alte“ geblieben. Ihr Alter, die Menopause und ihre Großmutterschaft stehen im Zentrum der Erzählungen. Nach wie vor versucht sie sich in der Film- und TV-Branche zu behaupten, verliert die besten Rollen jedoch an jüngere Konkurrentinnen und verkauft sich Folge für Folge für ominöse Werbeclips, in der sie mal ihre körperlichen Vorzüge hervorkehren muss, mal eine knallharte Polizistin gibt – wofür sie in Russland bekannt und beliebt ist und was ihr eine Einladung in die russische Exklave in LA verschafft. Mit ihren Problemen und kleinen Freuden des Alltags steht sie jedoch nie allein da; zum einen ist ihre Freundin Maryann immer an ihrer Seite, zum anderen erfährt sie, dass es andere noch härter als sie trifft – etwa eine „alternde Künstlerin“ (so der Titel einer Folge), die wochenlang in Cybills Wohnung lebt und ihr auf die Nerven geht.

Natürlich ist die Serie nicht als „Abrechnung“ mit dem System Hollywood zu verstehen; vielmehr kehrt sie hervor, inwiefern sich über die Jahrzehnte dort eine ganz eigene Soziosphäre entwickelt hat, die ganz besondere Regeln des Zusammenlebens erfordert. Und diese Regeln sind es, die „Cybill“ aufs Korn nimmt. Ob es um die Boulevardmedien („Rufmord“) oder Rivalität („Das totale Chaos“) geht, um Geld und Einfluss („Geld regiert die Welt“) oder alternative Lebensformen („Der Schauspiellehrer“): „Cybill“ wirft einen ganz eigenen, entspannten Blick auf das System Hollywood – und zwar aus der Innenperspektive, denn Cybill Sheridan ist ebenso ein Teil davon wie ihre Darstellerin Cybill Shepherd.

Cybill – 2. Staffel
(USA 1995/6)
Regie: Andrew D. Weyman u.a.; Buch: Chuck Lorre u.a.; Musik: Bobby Martin; Kamenra: Nick McLean; Schnitt: Paul Anderson
Darsteller: Cybill Shepherd, Christine Baranski, Alicia Witt, Alan Rosenberg, Tom Wopat, Tim Maculan, Dedee Pfeiffer u. a.
Länge: 24 Episoden á 25 Minuten
Verlieh: Sunfilm

Die DVD-Box von Sunfilm Entertainment

Die Box enthält vier DVDs. Auf den DVDs befinden sich die Folgen im Originalton und der aus dem deutschen Fernsehen bekannten deutschen Synchronisierung sowie Untertitel.

Bild: 4:3/1.33:1
Ton: Deutsch (DD 2.0), Englisch (DD 2.0)
Untertitel: Deutsch
FSK: ab 12 Jahren
Preis: 22,99 Euro

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