Gottes Werk und Teufels Beitrag

„Please allow me to introduce myself/I’m a man of wealth and taste.“ So beginnt einer der berühmtesten Rocksongs überhaupt, von der wohl größten Rockband überhaupt: „Sympathy for the Devil“ von den Rolling Stones, der dieses Jahr seinen mittlerweile 40. Geburtstag feiert.

51uztUpQzML._SS500_Anlässlich dieses Feiertags erscheint im Wilhelm Fink Verlag mit „Sympathy for the Devil“ eine Essay-Sammlung, deren Texte den Song jedoch nicht, wie man das erwarten könnte, aus verschiedenen Perspektiven beleuchten, sondern diesen umgekehrt eher als Ausgangspunkt nehmen, um von ihm aus in die unterschiedlichsten Richtungen zu denken. Herausgeber Albert Kümmel-Schnur etwa widmet sich dem Vergleich von Keith Richards und Johnny Depps Jack Sparrow aus den „Fluch der Karibik“-Filmen, Jochen Hörisch parallelisiert den Teufel der Stones mit Goethes Mephisto, Bernhard Siegert schreibt über die Doppelbedeutung von „Geschmack“ und die kulturellen Implikationen von „Zunge“ und „Sprache“, Norbert Bolz fragt, was es eigentlich bedeutet, mit dem Teufel zu sympathisieren, und Bernd Steigler untersucht, welche Bedeutung dem Namen zukommt, um nur einige Beispiele herauszugreifen. So entsteht eine bunte und vielseitige Textsammlung, die gut geeignet ist, zu zeigen, was es eigentlich mit Popkultur auf sich hat: dass es sich dabei um eine Welt handelt, die sich nicht ausschließlich durch selbstzufriedene Trivialität auszeichnet, sondern die im Gegenteil sich immer wieder in Bezug zur Realität setzt und nahezu unendliche Anknüpfungspunkte zu dieser findet, ohne jedoch einen Ausschließlichkeitsanspruch zu erheben.

Wie Bolz in seinem Essay schreibt: „Sympathisanten der Rolling Stones werden kritisch anmerken, das es sich bei diesem Text um Etikettenschwindel handelt. Der Autor nimmt den Song der Stones zum Anlass, um über Leichtsinn und Tiefsinn im Umgang mit dem Teufel zu raisonnieren.“ Diese Selbstktitik ließe sich auf den ganzen Band anwenden, der denjenigen, der etwas über „Sympathy for the Devil“ erfahren will, sicherlich arg enttäuschen wird. Wer jedoch eher mit dem Song denken möchte als über ihn, wird hier die zahlreiche Anregungen finden.

Albert Kümmel-Schnur (Hrsg.)
Sympathy for the Devil
München: Wilhelm Fink Verlag
251 Seiten, 19,90 Euro

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