Film/Musik

Das Verhältnis von Film und Musik ist komplex. Musik hat die laufenden Bilder von Beginn der Filmgeschichte an begleitet – zur Untermalung, Kommentierung und Rhythmisierung. Doch als eigenständige Kunstform ist die Filmmusik erst nach dem zweiten Weltkrieg ins Bewusstsein gerückt. Und kommerzielle Beachtung fand sie gar erst seit den 1960er Jahren, als sich auch Popmusiker des Films bedienten, um ihre Werke einem breiteren Publikum anzudienen. Die weiterführende Auseinandersetzung und Theoriebildung zur Filmmusik ist auf wenige Arbeiten beschränkt, von denen die Auseinandersetzungen Adornos und Eislers die bekanntesten sind. Die verschiedenen Funktionen der und Sichtweisen auf die Filmmusik haben dazu geführt, dass dieses Genre heute ein breites Spektrum an Varianten herausgebildet, sich quasi zwischen „ernster“ und „unterhaltender“ Musik etabliert und eine eigene Hörerschaft – jenseits des Kinosaals – gefunden hat.


Angesichts der über einhundertjährigen Geschichte der Filmmusik wundert es, dass bislang kaum eine Enzyklopädie der Komponisten und Kompositionen zu finden war. Dieser Umstand kann kaum mit der mangelnden Bekanntheit der Musiker begründet werden (etliche berühmte Musiker haben auch für den Film komponiert – und eine Vielzahl reiner Filmmusikkomponisten sind durch ihre Soundtracks berühmt geworden). Es ist wohl vielmehr einer Nachlässigkeit (nicht nur, aber auch der Filmwissenschaft) zuzuschreiben, dass „Das große Lexikon der Filmkomponisten“ einer der ersten deutschsprachigen Bände zu diesem Thema ist. Die Autoren Jürgen Wölfer und Roland Löper beanspruchen mit ihrem Band deshalb vorsichtigerweise zunächst keine Vollständigkeit, sondern weisen darauf hin, dass sowohl eine Geschichte als auch eine Enzyklopädie der Filmmusik erst noch zu entwickeln wären.

Indes wartet der Band aus dem Schwarzkopf-Verlag auf 580 Seiten mit biografischen Angaben und Werkverzeichnisen von über 2200 Komponisten auf. Etliche der Einträge sind (neben CD-Abblidungen, Film-Stills und -Plakaten) mit Bildern der Musiker illustriert. Je nach Bekanntheit und Umfang der Werksgeschichte variieren die Einträge zwischen 3 Zeilen und fünf Spalten. Ergänzt wird das Lexikon durch eine knappe Einführung in die Thematik und einen Anhang der Bezugsquellen von Soundtracks und eine kurze Bibliografie enthält.

Der Gedanke, der hinter der Veröffentlichung steht, ist, sowohl der Kunstform als auch den Künstlern Geltung zu verschaffen. Hierin kann man den Schwarzkopf-Verlag (der für etliche „exotische“ Lexika mit diesem Ziel verantwortlich ist) wieder einmal dankbar sein und hoffen, dass mit der vorliegenden Datensammlung den Lesern ein Anlass zur weiterführenden Beschäftigung gegeben wurde.

Jürgen Wölfer und Roland Löper
Das große Lexikon der Filmkomponisten
Die Magier der cineastische Akustik – von Ennio Morricone bis Hans Zimmer
Berlin: Schwarzkopf & Schwarzkopf, 2003
Paperback, 583 Seiten, 24,90 Euro

Stefan Höltgen

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