Mit dem Soundtrack zu Jane Campions „Das Piano“ ist der britische Komponist Michael Nyman Mitte der 1990er-Jahre einem größeren Publikum bekannt geworden. Bis dahin war er vor allem bei Cineasten für seine Zusammenarbeiten mit Peter Greenaway geschätzt, dessen Filmen er akustisch einen ganz individuellen Charakter verliehen hatte: stakkatohafte, teilweise gehetzte rhythmische Strukturen mit einem deutlichen Akzent auf den Blech-Blasinstrumenten, eingängigen Melodien und nicht selten ebenso abrupten Anfängen wie Enden der Stücke. Inspiriert sei der frühe Nyman vor allem durch zwei Alte Meister gewesen: Wolfgang Amadeus Mozart (und dessen „Don Giovanni“) und Henry Purcell. An letzteren lehnt sich sein Soundtrack zu Greenaways „Der Kontrakt des Zeichners“ an, wie er in Interviews betont. Diese und zahlreiche weitere stilistische und werkhistorische Informationen bekommt man als Nyman-Fan und Filmmusikliebhaber nun auf einer Doppel-DVD von Arthouse-Musik geboten.
Sam Spence – Zu Gast bei der deutschen Rockmusik
„Dulcimer“ heißt ein Club in Manchester, der vor allem durch sein eigenwilliges Beschallungsprogramm Bekanntheit erlangt hat. Dort legen Andy Votel und Dom Thomas eine Musik auf, die man so nirgendwo in der Stadt zu hören bekommt. Sie nennen es Turk-Jerk oder Global-Glam. Lange konnte man ihre B-Music-Mixe als „Dulcimer’s podcast – music from the bar“ abonnieren. Kommentarlos wurden die Abende zu persischem Pomegranates Pop oder French Freek gestreamt und anschließend in Internetforen diskutiert. Ob unbekannte Rockmusik aus Osteuropa und der Türkei, vergessene Library-Elektronik, Krautrock oder Filmmusik aus Pakistan, immer interessant und im Blick war die ungewöhnliche landestypische Brechung eines allgemeinen Popverständnisses der 70er Jahre – Musik von vertrauten Fremden für unbekannte Spezialisten.
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Film/Musik
Das Verhältnis von Film und Musik ist komplex. Musik hat die laufenden Bilder von Beginn der Filmgeschichte an begleitet – zur Untermalung, Kommentierung und Rhythmisierung. Doch als eigenständige Kunstform ist die Filmmusik erst nach dem zweiten Weltkrieg ins Bewusstsein gerückt. Und kommerzielle Beachtung fand sie gar erst seit den 1960er Jahren, als sich auch Popmusiker des Films bedienten, um ihre Werke einem breiteren Publikum anzudienen. Die weiterführende Auseinandersetzung und Theoriebildung zur Filmmusik ist auf wenige Arbeiten beschränkt, von denen die Auseinandersetzungen Adornos und Eislers die bekanntesten sind. Die verschiedenen Funktionen der und Sichtweisen auf die Filmmusik haben dazu geführt, dass dieses Genre heute ein breites Spektrum an Varianten herausgebildet, sich quasi zwischen „ernster“ und „unterhaltender“ Musik etabliert und eine eigene Hörerschaft – jenseits des Kinosaals – gefunden hat.