Der Alte Diogenes von Sinope hat einmal – lang vor der Erfindung des Films und damit des Filmbuches – behauptet, das schönste unter den Menschen sei die Redefreiheit. Nun, Diogenes, der alte Zyniker, kannte Vinnie St. Johns Buch „Murdermind“ nicht. Sonst hätte er anders gesprochen.
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»Eine fremde, seltsame Welt«
Mit „A strange world. Das Universum des David Lynch“ liegt die zweite deutschsprachige Publikation über David Lynch von 1998 vor. Der Band enthält auf mehr als 300 Seiten Aufsätze verschiedener Autoren zum Werk des amerikanischen Regisseurs. In einem jedoch unterscheidet er sich von allen deutschsprachigen Veröffentlichungen: Die Beiträge sind sowohl von ihrer Sprache als auch von ihren Themen durchgängig (film-) wissenschaftlich gehalten. Somit bietet der Ludwig-Verlag nicht nur einen wichtigen Beitrag zur Forschung sondern stellt auch gleichzeitig einen Ausschnitt derselben dar. Dass das Buch als Einführung in die Thematik daher ungeeignet ist, versteht sich von selbst.
Dekonstruktion als Rückfall hinter Adorno?
Stefan Zenklusen: Nichtidentisches und Derridas différance. Berlin: Wissenschaftlicher Verlag 2002
Ein Jahr nach der Vergabe des Theodor-W.-Adorno-Preises an Jacques Derrida erscheint im Wissenschaftlichen Verlag Berlin eine Parallelisierung Theodor W. Adornos mit Jacques Derrida. Verfasser ist der in Zürich domizilierte freie Autor, Philosoph und Französist Stefan Zenklusen. Seine Sympathie macht Zenklusen im Untertitel explizit, in dem er für eine «Resurrektion negativer Dialektik» plädiert.
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Vorstoß in die Zone
Das filmische Werk Andrej Tarkowskijs stellt ästhetisch wie narrativ eine Ausnahmeerscheinung der Filmgeschichte dar. Wie kaum ein zweites lässt es auch heute noch den Rezipienten mit Fragen zurück, gibt Anlass zur tiefergehenden Reflexion. Die quasi-autistische Verschlossenheit, mit der Tarkowskij in seinen Filmen existenzielle Thematiken wie Isolation, Entfremdung, Grenzerfahrungen, das Sein des Menschen überhaupt verhandelt, macht eine Auseinandersetzung auf philosophischer Ebene so erkenntnisversprechend wie naheliegend. Marius Schmatloch hat sich mit dem vorliegenden Band dieser Aufgabe gestellt.
Ab 18
Zensur neigt, als ideologisches Projekt, dazu, sich selbst überflüssig zu machen. Ihr Ziel ist nicht das eigene, gleichsam ewige Fortbestehen, sondern im ideellen Sinne an der eigenen Überkommenheit zu arbeiten. Nicht der sanktionierende Rotstrich, nicht der schwärzende Balken stehen im Focus, sondern das Buch, der Film, die Ästhetik, die aufgrund dieser besonderen Bedingungen erst gar nicht zustande kommen. Zensur ist also nicht allein Filtern, sondern vor allem auch Prävention. Deshalb gibt es auch keine institutionelle Zensur mehr – es wäre auch reichlich töricht, heutzutage zu schwärzen. Etabliert wurde vielmehr, ein paar Modernisierungen später, ein ineinandergreifendes »Patchwork« aus ökonomischen, juristischen und sozialen Sanktionen, welches einer zensurierenden Ideologie nur noch in Ausnahmefällen aktiv in die ästhetischen und kulturellen Diskurse einzugreifen abverlangt.