The Legend Of Gingko

Der Name deutet es bereits an, episch soll es in THE LEGEND OF GINGKO zugehen, episch und, wie wir gleich im Vorspann erfahren, nationalmythisch. Von zwei Völkern ist dort die Rede, den Hawks und den Volcanos, deren Schicksale im völkisch-historischen Sinne vom Gott eines heiligen Berges gelenkt werden. Hierbei haben die Hawks, ein elend böse gezeichnetes Grüppchen, als vom eigenen Land und Boden Vertriebene klar den kürzeren gezogen, wohingegen es sich die Volcanos, ganz klar auch die Sympathieträger des Films, ganz heimelig einrichten durften. Doch noch besteht Hoffnung für die Hawks, spricht doch die Prophezeiung davon, dass der Fluch, der über ihnen liegt, gebrochen werden kann. Und zwar dann, wenn – Samenraub ist auch in archaischen Zeiten groß in Mode – dem König der Volcanos von der Königin der Hawks ein Kind abgerungen werden kann und dieses während einer Mondfinsternis im Tempel der Hawks geopfert wird. Dann springe die Seele des Kindes auf das „Schwert des Himmels“ über, mit welchem nicht nur der Gott des heiligen Berges besiegt, sondern auch der Fluch gebannt und zusätzlich die Volcanos auch noch ausgelöscht werden können. Ganz so glatt geht das natürlich nicht über die Bühne, denn der Säugling, die kleine Vee, wird während des Zeremoniells in letzter Sekunde von ihrem Vater gerettet und in einem Dorf vorm Zugriff der Hawks versteckt. Jahre später, Vee ist mittlerweile zu einer jungen Frau heranwachsen, geben die Hawks natürlich noch immer keine Ruhe: eine neue Mondfinsternis naht, die Klauen werden erneut ausgestreckt. Dass sich gleich zwei der jungen Volcanokämpfer in Vee verlieben, dass Vee zudem durch einen selbstgewählten Opfertod die Volcanos retten könnte, macht die Sache zunehmend verstrickter – das Schicksal der beiden Völker lässt sich nur im Schicksal der Liebenden fortschreiben.

Das grundlegend symptomatische Problem von LEGEND OF GINGKO: man verlässt sich auf die reine Behauptung der epischen Erzählung, formuliert diese aber zu keiner Stelle konsistent oder atmosphärisch dicht aus. Zwar veranstaltet man allerlei Hokuspokus – ein paar Pyroeffekte, eine bedeutungsschwangere Ansprache und Rede nach der nächsten, allerdings von eben jener Sorte, wie man sie aus den trashigen He-Man-Hörspielen kennt, und ähnliches -, doch fehlt diesem die Stringenz und die atmosphärische wie narrartive Dichte, die das Gefüge zusammenzuhalten vermag. So richtig glauben möchte man die vorgebliche Dramatik des Geschehens eigentlich nicht, zu distanziert steht man dazu dem Gezeigten gegenüber. Nicht zuletzt auch aufgrund des äußerst schlichten Drehbuches, das weder dramaturgische Rhythmik noch narrative Kohärenz aufzubauen versteht. Zu offensichtlich bleibt die bloße Behauptung der ganz, ganz großen Oper, vielmehr schwelgt der Film, vor allem mit seiner schicksalshaften Liebesgeschichte, in den Manierismen der Seifenoper.

Eine Seifenoper im Conan-Format ist das, so kann man es eigentlich stehen lassen, die aber leider noch nicht mal mit besonders auffälligen Schauwerten, in diesem Genre überlebenswichtig und somit durchaus einer eigenen Betrachtung wert, in die Durchschnittlichkeit hinüber gerettet werden kann. So sind die Choreographien der zugegebenermaßen recht zahlreichen Kampfsequenzen bestenfalls zweitklassig. Der Versuch, diese Sequenzen mittels eines dynamischen Schnitts wilder und beeindruckender zu gestalten, ging leider stark zulasten der Übersichtlichkeit. So bleibt vor allem ein wirrer Menschenknoten, der sich am Ende in Sieger und Besiegte auflöst – zu wenig also, um beeindruckt zu sein oder sich wenigstens am Geschick der Handwerkskunst zu erfreuen. Ähnliches gilt für die gelegentlich verwendeten CGI-Effekte, die qualitativ dem „state of the art“ des auch in diesem Budget-Bereichs technisch Machbaren eine Generation hinterher hinken und ferner die Erzählung auch nicht sonderlich bereichern. Die Schauspieler tun ihr übriges, um die Seifenoper glaubhaft aufrecht zu erhalten.

LEGEND OF GINGKO bleibt somit im besten Falle ein B-Movie, das jedoch für echten und sympathischen B-Charme zu ernsthaft bleibt, zu sehr vom eigenen Anliegen und Können überzeugt ist, als „billigerer A-Movie“ aber ebenfalls nicht zu überzeugen weiß. Eisenharte Genre-Fans mögen diesem Film vielleicht wohlwollender gegenüber stehen, alle anderen haben ihn schneller vergessen als gesehen.

The Legend Of Gingko
( Danjeogbiyeonsu )
Korea, 2000
Regie: Je-Hyeon Park
Drehbuch: – ( ?? )
Kamera: Yeong-Cheol Kim
Darsteller: Seok-Hun Kim, Kyeong-Gu Seol, Jin-Shi Choi, Yoon-Jin Kim, Mi-Suk Lee

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