The Bits byte back

Die Untoten aus den Computerspielen sind zurück. Nachdem sie ihre Invasion bereits Ende der 80er Jahre vom Film auf den Computer ausgedehnt hatten (1990 erschien auf dem Commodore Amiga und dem C=64 das Spiel „Zombi„, vermutlich hat es aber bereits viel früher schon Adaptionen dieses sehr lohnenswerten „Shoot-em-up“-Genres gegeben) und dort nicht nur grafisch sondern auch als Motiv verbessert wurden, sind sie 2002 mit Resident Evil wieder in den Film zurück gekehrt. War der Untoten-Film bis dahin ein nur peu-a-peu bedientes Horror-Sub-Genre, so feiert er seit Resident Evil eine regelrechte Renaissance. Das jüngste Produkt – auch aus dem Videospiel zurück gekehrt – ist Uwe Bolls The House aof the Dead.

Erzählt wird die Geschichte von ein paar College-Studenten, die während der Ferien eine „einsame Insel“ besuchen wollen, auf der eine „SEGA-Rave-Party“ (sic!) stattfinden soll. Um dort hin zu gelangen heuern Sie Captain Kirk (sic!) an, der sie nur widerwillig und gegen einen hohen Preis auf die „Isla del muertes“ übersetzen will. Dort angekommen müssen sie feststellen, dass die Partygesellschaft spurlos verschwunden ist. Auf der Suche nach den Ravern gelangen sie an einen spanischen Friedhof aus der zeit der Conquistadoren, auf dem auch ein Gebäude steht – vermutlich eine Gruft. Als sie das Gebäude betreten, beginnt ein Angriff Untoter, die nun mit allen Mitteln versuchen, der Gruppe habhaft zu werden. Befehligt werden die Zombies von einem untoten Conquista-Priester, der tief im Gewölbe der Gruft ein Labor betreibt, in dem er mit dem „ewigen Leben“ experimentiert.

Selbst als Fan von Zombie-Filmen kann man House of the Dead nur vollständiges Scheitern attestieren. In wirklich jedem Unterfangen, Spannung, Originalität oder auch nur Ironie zu erzeugen, bleibt der Film reine Behauptung. Die Teenager-Gruppe ist vollständiges Klischee, der von Jürgen Prochnow verkörperte, abgeklärte und gleichsam kämpferische Kirk bleibt in seiner Zeichnung genauso unwahrscheinlich, wie auch die die Gruppe später erreichenden Polizisten. In seinen Anspielungen ist der Film nahezu unerträglich: So wird in Allusion zur Matrix mehrfach die sogenannte Bullet-Time verwendet, ohne, dass dafür irgend ein inhaltlicher oder auch nur ästhetischer Grund auszumachen wäre. Da verfolgt der Kamerablick fliegende Kugeln, kämpfende Helden und verliert dabei selbst den Überblick. An die Stelle von Überblick tritt Desorientierung – bei Zuschauern und Protagonisten gleichermaßen.

Zudem muss man der Erzählung des Films unterstellen, dass sie sich ziemlich frivol am italienischen Zombi(e)-Film der frühen 80er Jahre vergreift. Allein der Plot des Films ist in der Form schon wenigstens in Fulcis Voodoo und D’amatos In der Gewalt der Zombies zu sehen gewesen. Auch die Creature-Effects erinnern stark an das Design von Fulci oder Andrea Biancis Zombie-Filmen (hier allein findet so etwas wie eine liebevolle Hommage an das Genre statt, wenn auch nicht wenig Verdacht besteht, dass das unabsichtlich ist).

Uwe Boll hat sicherlich versucht, was er konnte, aus House of the Dead einen unterhaltsamen Film zu machen, nur sieht das Ergebnis danach aus, als „konnte“ er nicht besonders viel. Jürgen Prochnow wirkt völlig deplaziert und wird gezwungen ständig in zünfitger Seemannsmontur und mit Zigarre im Mundwinkel im Bild zu stehen, nur um auch noch die letzte Assoziation aus Das Boot zu evozieren. Eine unheilige Allianz, die den Schauspieler an den Regisseur zu ketten scheint (bereits im Vorgängerfilm von Boll ist Prochnow zu sehen gewesen), die auch letztlich keinem von beiden wirklich nutzt.

Hat die bereits erwähnte unmotiviert eingesetzte Bullet-Time noch nicht jedes Interesse an der Geschichte erlöschen lassen, wir House of the Dead vollends nervtötend durch die ständigen – natürlich ebenso unbegründeten – Einblendungen aus dem ihm zu Grunde liegenden gleichnamigen Videospiel. Das geht zum Ende des Films so weit, dass jeder erschossene Zombie von einem „Screenshot“ des Spiels kommentiert wird und die Handlung kurz vor dem Ende selbst Setting und Erzählweise eines Computerspiels erhält als zwei versprengte Überlebende durch ein Tunnelsystem aus dem Gebäude flüchten und von rechts und links Untote auftauchen und den Weg versperren.

Das Zombie-Hybrid-Kino, dass seine Ideen aus Computerspielen rekrutiert, ist noch nicht an sein Ende gelangt, denn bereits für 2004 ist die Umsetzung eines weiteren Klassikers angekündigt: Alone in the Dark (1993). Und Regie wird niemand geringeres als Uwe Boll führen. Ob Jürgen Prochnow wieder zur Verfügung stehen wird, ist (mir) noch nicht bekannt.


The House of the Dead
(Deutschland, Kanada, USA 2003)
Regie: Uwe Boll
Buch: Mark A. Altman, Dave Parker
Kamera: Mathias Neumann, Musik: Reinhard Besser
Darsteller: Jürgen Prochnow, Jonathan Cherry, Tyron Leitso, Clint Howard, Ona Grauer u. a.
Verleih: Artisan Entertainment, Länge: 90 Minuten

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