Do(n´t) look now!

Vor dem Auge gibt es kein Entrinnen. Sein Blick dringt bis in die Seele. „Peeping Tom“ beginnt mit der extremen Nahaufnahme eines menschlichen Auges, dem der Hauptfigur Mark Lewis (Karlheinz Böhm). Die Pupille weitet und schließt sich wie die Linse einer Kamera. Eine solche trägt Mark unter seinem Mantel verborgen. Durch sie zeigt „Peeping Tom“ das nachfolgende Geschehen. Mark nährt sich einer Prostituierten und ermordet sie. Menschenauge und Kameraauge registrieren die Tat emotionslos. Regisseur Michael Powell blickt in „Peeping Tom“ durch „Augen der Angst“. „Do(n´t) look now!“ weiterlesen

Zensur heute in Deutschland (Update)

F.LM war auf dem zweitägigen Kolloquium „Gefährliches Kino? – Filme im Konflikt mit Gesetz, Geld und Gesellschaft“ (unser Tagungsbericht folgt in Kürze) und präsentiert von dort exklusiv den Vortrag von Dr. Roland Seim über zum Thema „Zensur heute in Deutschland“:

Roland Seim: Zensur heute in Deutschland from T3XT3.DE on Vimeo.

Der Siegener Filmwissenschaftler Dr. habil. Marcus Stiglegger spricht über so genannte „Torture Porns“ und den Zusammenhang von Ästhetik und Rezeption filmischer Gewaltdarstellung.

Marcus Stiglegger: Ein Genre unter Verdacht: Terrorkino from T3XT3.DE on Vimeo.

Schnittstellen – Serienmord im Film

Berlin, 15.04.2010 – Soeben ist die Monografie „Schnittstellen – Serienmord im Film“ von F.LM-Herausgeber und -Chefredakteur Stefan Höltgen im Marburger Schüren-Verlag erschienen. Darin werden circa 40 Serienmörderfilme, die zwischen 1924 und 2003 erschienen sind, auf die Frage hin untersucht, auf welche Weise in ihnen Authentizität konstruiert wird. Der methodische Fokus der Arbeit liegt auf der detaillierten Analyse der Filme und ihrer Paratexte, um die kulturelle Resonanz der Werke zu rekonstruieren und die zeitgenössischen Diskurse zu ihnen nachzuzeichnen. Dazu werden Fragen zur Kriminalgeschichte (bei historischen Vorlagen), zur Gewaltdarstellung, Filmzensur, Affektproduktion, politischer Lesarten und auf welche Weise der Film an einer Verstehbarmachung des Phänomens Serienmord für die breite Öffentlichkeit arbeitet, auf circa 400 Seiten des Bandes gestellt.

Die Monografie basiert auf der Dissertationsschrift, welche der Autor im Herbst 2008 an der Universität Bonn eingereicht hat, stellt allerdings eine umfangreiche Überarbeitung derselben dar: Neben zahlreichen Detailänderungen verfügt der Text nun auch über farbige Abbildungen sowie ausführliche Namens- und Titelregister, die die Lektüre des ebenso als eine Art „Lexikon des Serienmörderfilms“ verwendbaren Buches unterstützten sollen. Das Paperback ist ab sofort über den Verlag oder den Buchhandel beziehbar. Einen Einblick gewährt der Schüren-Verlag bei Libreka. Erste Rezensionen finden sich bei Der Schnitt, Caligari und Das Manifest sowie in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift „Deadline“.

Stefan Höltgen
Schnittstellen – Serienmord im Film
Marburg: Schüren-Verlag 2010
409 Seiten (Taschenbuch) mit schwarz-weißen und farbigen Abbildungen
29,90 Euro
Informationen vom Verlag

Dieses Buch bei Amazon bestellen.

THE KEY FOR DETERMINING DWARFS

Hierzulande ist der tschechische Regisseur Pavel Jurácek kaum bekannt. Auch in seiner Heimat, damals noch die Tschechoslowakei, erinnern sich aufgrund der Machenschaften der Zensoren nur wenige an den ambitionierten Filmschulabsolventen. Dabei ist seine Biografie eine sichtlich bewegte: Studium an der Prager Filmhochschule, die Schaffung wichtiger (wenn auch weniger) Filme für das Bewusstsein des Prager Frühlings, Mitbegründung der Charta 77, aufgrund dessen schließlich die Ausweisung ins Exil, wo er Zeit seines Lebens keinen Film mehr drehen sollte.
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Ab 18

Zensur neigt, als ideologisches Projekt, dazu, sich selbst überflüssig zu machen. Ihr Ziel ist nicht das eigene, gleichsam ewige Fortbestehen, sondern im ideellen Sinne an der eigenen Überkommenheit zu arbeiten. Nicht der sanktionierende Rotstrich, nicht der schwärzende Balken stehen im Focus, sondern das Buch, der Film, die Ästhetik, die aufgrund dieser besonderen Bedingungen erst gar nicht zustande kommen. Zensur ist also nicht allein Filtern, sondern vor allem auch Prävention. Deshalb gibt es auch keine institutionelle Zensur mehr – es wäre auch reichlich töricht, heutzutage zu schwärzen. Etabliert wurde vielmehr, ein paar Modernisierungen später, ein ineinandergreifendes »Patchwork« aus ökonomischen, juristischen und sozialen Sanktionen, welches einer zensurierenden Ideologie nur noch in Ausnahmefällen aktiv in die ästhetischen und kulturellen Diskurse einzugreifen abverlangt.

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Cut or Ban

»Vieles auf der Welt wäre völlig uninteressant,
wenn es nicht verboten wäre (William Faulkner)

Schon die wenigen aktuellen Fälle von Medienzensur der letzten Monate zeigen, dass auch ein demokratischer Rechtsstaat längst nicht alles erlaubt, was nicht ausdrücklich verboten ist. Die Meinungs-äußerungsfreiheit unterliegt so manchen moralischen Tabus oder gesetzlichen Beschränkungen. Manchmal notwendig, gelegentlich skurril, häufig publicitywirksam.

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