Messen und Speichern

Zeitreisefilme reflektieren in ihren Erzählungen, aber auch in ihrer Struktur die Bedingungen ihrer Möglichkeit und das Wesen des filmischen Erzählens überhaupt. Das zeigt sich insbesondere in Zeitschleifen-Erzählungen, die eine besondere Art der Zeitreise-Erfahrung für ihre Protagonisten darstellen: Von „… und täglich grüßt das Murmeltier“ über „Lost Highway“ bis „Déjà Vu“ erleben die Filmfiguren, was es heißt, Filmfigur zu sein und damit der Willkür der erzählten Zeit zu unterliegen. „Science Fiction“ sind diese Filme in dem Maße, wie sie subtil film- und medienwissenschaftliche Positionen als Fiktionen in ihren Stories reflektieren. Mit Duncan Jones‘ „Source Code“ ist nun ein Zeitschleifen-Film entstanden, in den sich die Bedingungen seines Filmseins auf besondere Weise eingeschrieben haben.

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Zurückspulen oder Überspringen?

Zeitreisefilme gehören vielleicht zu den „selbstbewusstesten“ Filmen überhaupt, denn in ihnen wird nicht nur dem Unmöglichen ein Bild gegeben (und damit dem Spielfilm als Was-wäre-wenn-Medium vollständig entsprochen), sondern sie verhandeln auch stets das, was sie selbst sind: Produkte, die mit dem Fluss von Zeit operieren, verschiedene Zeitlichkeiten ins Bewusstsein rufen und miteinander in Konflikt führen. In eineinhalb Stunden können wir durch sie die Jahrtausende durchmessen oder einen einzigen Moment, eine Sekunde unendlich dehnen und damit in die Super- und Subbereiche der zeitlichen Wahrnehmung vordingen. Zeitreisefilme operieren auf der Demarkationslinie zwischen Alltagsphysik und Fantastik, wecken stets die intensivsten Spekulationen nicht nur über das „Was wäre wenn?“, sondern auch über das „Wie kann das sein?“. Und indem sie den Zuschauer beständig an die Aporien und Paradoxien seines eigenen Zeitbewusstseins erinnern, machen sie ihn manchmal sogar zu einem wichtigen „Handlungsträger“. Der ungemein intensive und erstaunlich spartanisch inszenierte Zeitreisefilm „Timecrimes“ des Spaniers Nacho Vigalondo ist gerade, was diesen letzten Punkt angeht, ein äußerst gerissener Vertreter seiner Art.

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Momente von Memento

Nicht-lineare Erzählungen gehören mittlerweile zum Standardrepertoir des Mainstream-Kinos. Die Zuschauer haben sich mit Filmen wie „Groundhog Day“, „Memento“ oder „Lost Highway“ an den Aufbruch der erzählten Zeit gewöhnt, so dass dieses Verfahren nicht mehr nur dazu genutzt werden kann, die „ästhetische Brüchigkeit“ von Erzählen in der Moderne zu charakterisieren, sondern es für bestimmte Narrationen zu funktionalisieren. Vor allem der fantastische Film bedient sich nicht-linearer Erzählweisen, um seine Protagonisten selbst in Zeitschleifen gefangen zu nehmen, sie durch die Zeit (via Jump-Cut und Ellipse) zu transportieren und daraus möglichst geläutert zu entlassen. Mit Mennan Yapos „Die Vorahnung“ ist diese Erzählweise nun scheinbar vollends in Hollywood angekommen, könnte man sagen, denn sowohl die Darsteller als auch der Sujet des Films haben bislang stets nach linearer Entwicklung verlangt.

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