Britspotting 2011 – Wolfzeit

Im Ausnahmezustand gibt es weder Recht noch Unrecht, da alle Gesetze wirkungslos sind und durch die Willkürherrschaft des Stärksten ersetzt werden. Das Ordnungsprinzip einer zusammen gebrochenen Gesellschaft beruht nicht mehr auf sozialem Status, moralisch gebundenen Verhaltensregeln und dem Primat des Intellekts – was zählt, ist allein die physische Stärke, die Fähigkeit zur Ausübung von Gewalt und Zwang. In Conor Horgans post-apokalyptischem Drama „One Hundred Mornings“ ist dieser Zustand eingetreten: Thomas Hobbes‘ Kampf aller gegen alle hat begonnen, die Menschheit ist zum längst überwunden geglaubten Sozialdarwinismus zurück gekehrt. Survival of the fittest, so heißt das neue, uralte Gesetz. „Britspotting 2011 – Wolfzeit“ weiterlesen

Britspotting 2011 – Lachen gegen die Terror-Angst

Die CSU – bekanntermaßen ein bayerischer Zusammenschluss von Filmexperten und Medienwirkungs-forschern – will die Terror-Satire „Four Lions“ nicht in deutschen Kinos laufen lassen, weil der Film Moslems verärgern könnte. Damit rückt im Jahr 2011 – neben reaktionär-autoritären Maßnahmen wie Verbot und Zensur – letztlich der Straftatbestand ‚Blasphemie‘ wieder ins Zentrum einer säkularen, westlichen Gesellschaft. Dabei heißt es doch sonst gerade von rechter Seite, die Terroristen hätten ’schon gewonnen‘, wenn wir aus Rücksicht auf sie unseren Lebensstil einschränken würden. In Großbritannien, Frankreich und den Niederlanden – allesamt Staaten mit einem hohen muslimischen Bevölkerungsanteil – lief der Film bereits, zur Überraschung der CSU folgten keinerlei Selbstmordattentate. Ganz im Gegenteil: Kunst kann eine befreiende, Ängste kurzzeitig überwindende Wirkung haben, indem sie uns dazu bringt, über die Gegenstände unserer kollektiven Ängste zu lachen. „Britspotting 2011 – Lachen gegen die Terror-Angst“ weiterlesen

Britspotting 2011 – Entgeisterte Schränke

Die Angst vor Gespenstern im Schrank endet nicht mit der Kindheit. Ganz im Gegenteil: Je älter ein Mensch wird, desto zahlreicher werden auch seine Geheimnisse und Traumata, die oft selbst dann noch im Hintergrund herum spuken, wenn man sie erfolgreich verdrängt zu haben glaubt. Wäre „Skeletons“ – Ende Januar auf dem Berliner Festival „Britspotting“ zu sehen – ein deutscher Film, so würden die zwei schrulligen Exorzisten vermutlich „Leichen im Keller“ beseitigen.  Aber „Skeletons“ ist ein durch und durch britischer Film und so müssen sie „ghosts from the closet“ extrahieren. Der einsiedlerische Davis (Ed Gaughan) und sein freundlicher, übergewichtiger Kollege Bennett (Andrew Buckley) sind professionelle ‚Ghostbusters‘ – im Vergleich zu den Geisterjägern aus der gleichnamigen amerikanischen Filmreihe jedoch ziemlich low-tech und altmodisch.

„Britspotting 2011 – Entgeisterte Schränke“ weiterlesen