IDENTITY KILLS

IDENTITY KILLS von Sören Voigt erzählt, was bei diesem Titel nahe liegt, keine Geschichte aus der Welt der „Gender Studies“, die man nur mit Theoremen der Postmoderne im Rüstzeug verstehen könnte und auch Judith Butler muss man in einer Rezension nicht erwähnen, um auf der sicheren Seite zu sein. In nur grob vorskizzierten, auf Digitalvideo gedrehten Szenen wird Karen vorgestellt, die ihr Leben relativ sinnentleert im Irgendwo des Nirgendwo zwischen Plattenbau, Proll-Freund, Proll-Techno-Disco, Fabrikarbeit und Tagträumen verbringt. Ein zufällig mitgehörter Dialog der jungen Hotelfachfrau Fanny Volant mit ihrer Friseuse, dass sie schon bald einen attraktiven Beruf in einem Hotel auf der dominikanischen Republik ausüben werde, macht Karen neugierig und löst Fernweh aus. Einen Zufall später wird Karen im nahegelegenen Café vom extra angereisten Hotelmanager mit eben jener Fanny verwechselt, allerdings lässt sie das Mißverständnis sichtlich fasziniert von diesen neuen Lebenswelten zu und verbockt das Gespräch schlußendlich dann doch noch beim Spanischtest. Der Traum vom anderen Leben geht dennoch weiter: Karen nimmt, einige Wochen später, als vorgebliche Personalmanagerin des Hotels Kontakt mit der sich versetzt fühlenden Fanny auf.

Nach anfänglicher Skepsis ob des offenen Konzepts des Filmes kann man sich dem Geschehen, nicht zuletzt aufgrund der großen Improvisationsleistungen der Hauptdarstellerin Brigitte Hobmeier, recht schnell öffnen. Die erste, noch anonyme Begegnung zwischen Fanny und Karen, sowie die unmittelbar darauf folgenden Implikationen sorgen für das erste Spannungshoch und fesseln dementsprechend. Leider verliert sich der Film daraufhin wieder etwas zu sehr in der Darstellung des tristen Lebens von Karen, um erst weit gegen Ende den vielversprechenden Plot mit Fanny wieder aufzunehmen. Dies sorgt für manche Länge, die IDENTITY KILLS allerdings am Ende mit seinen sowohl überraschenden, wie auch, im positiven Sinne, erstaunlich unspektakulär inszenierten Wendungen wieder wett machen kann. Zwar haftet dem Film noch etwas der Duft von Filmhochschule an, wirkt somit der Tendenz nach etwas zu arg herbeikonstruiert, doch weiß er unterm Strich zu überzeugen und lässt auf weitere, narrativ vielleicht noch etwas routinierter vorgetragene Filme des Regisseurs hoffen.

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