Homo faber?

Obwohl James Cameron sich unzweifelhaft dem Unterhaltungskino verschrieben hat, ist es ihm gelungen, sich mit seinen Filmen wort- und bildgewaltig in technologische und politische Diskurse einzuklinken. So drehte er 1984 mit „The Terminator“ einen Film, den man rückblickend wohl nur als epochebildend bezeichnen kann.

 Seine düstere Weltuntergangsvision stellte einen wichtigen Kontrapunkt in den von amerikanischem Hurrapatriotismus, den Verlockungen des Fortschritts und der Anything-goes-Mentalität neureicher Börsianer beherrschten Achtzigern dar. Camerons Film ermöglichte den Blick in eine nicht allzu ferne furchterregende Zukunft, in der wir überdeutlich das Echo unserer Gegenwart vernehmen können. In allen seinen Filmen spielt der zweifelhafte Segen menschlicher Technologie eine wichtige Rolle und ironischerweise sind Camerons Filme selbst immer schon ein Stück Utopie. Der technischen Seite seiner Filme kommt eine Bedeutung zu, die immer wieder betont wird. Cameron will nicht einfach Geschichten erzählen, er will die Möglichkeiten des Mediums erneuern und erweitern.

In „Mythen Mütter Maschinen“ widmen sich verschiedene Autoren in zwei Hauptkapiteln dem Schaffen Camerons. Das erste – „Filme“ – bietet einen Text zu jedem von Camerons bisherigen Filmen. Die Liste reicht dabei vom ersten, Fragment gebliebenen Kurzfilm „Xenogenesis“ bis hin zur Titanic-Dokumentation „Ghosts of the Deep“. Der zweite Teil – „Themen“ – enthält vier längere Aufsätze zu verschiedenen Aspekten von Camerons Schaffen. Wie man es von einer Aufsatzsammlung erwarten darf, decken die Texte ein sehr breites Spektrum ab, sowohl inhaltlich als auch qualitativ. Höhepunkte des Buches sind die Aufsätze von Gerald Koll zu „Titanic“, der den Film – verkürzt gesagt – als Selbstporträt Camerons versteht, sowie Jens Schröters „MetaMorphing“, der sich mit den Morphingeffekten in „The Abyss“ und „Terminator 2: Judgment Day“ auseinandersetzt und sehr plausibel darlegt, wie Cameron mittels der Effekte Reflexionen über sein Medium anstellt.

Der Band schwächelt da, wo einem Film einfach keine originelle Betrachtung mehr abzuringen ist – wie etwa im Fall von „The Terminator“ –, oder aber ein weniger diskursmächtiger Film wie „True Lies“ der Einfachheit halber als affirmativer Krawallfilm disqualifiziert wird, weil er sich nicht so einfach ins restliche Schaffen eingliedern lässt. Daniela Langers Text enttäuscht, vor allem, wenn man ihn mit den Ausführungen von Kai U. Jürgens zum selben Film in dessen Aufsatz zum Thema „Emanzipation und Mutterschaft“ im zweiten Teil des Buches vergleicht. Hier fragt man sich, warum die Aufsätze nicht anders aufgeteilt wurden.

Dennoch ist „Mythen Mütter und Maschinen“ ein Buch geworden, das viele interessante Thesen und Denkanstöße bereithält, leider aber etwas lieblos ausgestattet ist. Nur eine Handvoll Schwarzweißbilder finden sich auf den rund 300 Seiten, was gerade im Hinblick darauf, dass Pabst die „Bilder fremder Welten“ als Ausgangspunkt des Filmschaffens Camerons bezeichnet, etwas inkonsequent anmutet.

Eckhard Pabst (Hrsg.)
Mythen Mütter Maschinen Das Universum des James Cameron
Kiel: Ludwig 2005
318 Seiten (broschiert)
24,90 Euro

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