Ein Fall für den Mieterschutzbund

Mario und seine schwangere Freundin Clara sind auf der Suche nach einer Wohnung, was sich als relativ schwierig gestaltet. Heute soll es aber klappen: Eine Annonce verspricht ein unfassbar günstiges Angebot. Obwohl die schwangere Clara keine große Lust auf die Besichtigung hat, tritt das Paar die Reise in einen Außenbezirk der Stadt an. Weiter und weiter entfernen sie sich vom Zentrum, bis sie schließlich in einer menschenverlassenen Industriebrachlandschaft angelangt sind. Auch das Haus hat seine besten Zeiten hinter sich, doch Mario besteht darauf, die Wohnung zu besichtigen. Ein Fehler, denn die Maklerin verfolgt einen finsteren Plan …

hellsresident.jpgMit „Hell’s Resident“ liefert Jaume Balagueró seinen Beitrag zur spanischen Fernsehserie „Películas para no dormir“ – „Films to keep you awake“ –, eine Serie von Grusel- und Horrorfilmen. Nach dem enttäuschenden „Fragile“ gelingt es Balagueró, wieder an die Qualität der Vorgänger „Darkness“ und „The Nameless“ anzuknüpfen. Dabei betritt der Regisseur aber keineswegs Neuland, im Gegenteil, er bleibt sich mit „Hell’s Resident“ thematisch sehr treu: Wie in allen seinen Filmen geht es auch hier um Räume, ihre Bewohner und die wechselseitige Beziehung zwischen diesen beiden. Zu Beginn erinnert „Hell’s Resident“ vor allem an eine Parabel Kafkas: Je weiter sich Mario und Clara vom Stadtzentrum entfernen, umso unwirklicher wird die Landschaft, ohne dass die Stadt jedoch verlassen würde. Häuser und Geschäfte weichen Ruinen, der Himmel zieht sich mit schwarzen Wolken zu, ein Wolkenbruch ergießt sich über den Protagonisten – es ist unschwer zu erkennen, dass hier innere Zustände nach außen gekehrt werden. Das setzt sich im unheimlichen Mietshaus der Maklerin Portera fort: Kinderschreie hallen durch das Treppenhaus, der Strom fällt ständig aus und die losen Glieder von Schaufensterpuppen liegen überall herum. Wahrlich kein Ort, der zum Verweilen einlädt.

Statt aber eine klassische Spukhausgeschichte zu erzählen, gibt Balagueró seinem Film eine realistische Wendung, die den Film in die Nähe des Sozialhorrors eines Pete Walker rückt: Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die Situation auf dem spanischen Wohnungsmarkt Inspirationsquelle für „Hell’s Resident“ war. Die Protagonisten sind so verzweifelt, dass sie sich sogar dieses abbruchreife Haus ansehen, und die Maklerin (und ehemalige Besitzerin) Portera braucht so dringend Mieter, dass sie zu extrem harschen Methoden greift, um ihr Haus zu besiedeln: Ihre Mieter sind Gefangene, festgekettet an Herd und Tisch. Man muss schon ein simples Gemüt sein, um in diesen Bildern keine überspitzte Anspielung auf das ganz normale Mieterdasein zu sehen. Auch formal weiß Balaguerós Film zu gefallen, wobei ihm gerade das Fernsehformat sehr gut zu Gesicht steht. „Hell’s Resident“ ist jeglichen erzählerischen Ballasts befreit, präsentiert sich als äußerst kompakter und hoch verdichteter Supsense-Film, der seinem Zuschauer die Wendungen und Höhepunkte im Minutentakt um die Augen peitscht. Das mag alles nicht wirklich innovativ sein, aber es ist schon aller Ehren wert, wie geschickt der Spanier mit den allseits bekannten Versatzstücken jongliert, sie in immer neue Konstellationen bringt und dem Zuschauer gleich in den ersten 20 Minuten mehr Twists und Turns um die Augen peitscht als die gesamte „Saw“-Trilogie.  

Hell's Resident
(Películas para no dormir: Para entrar a vivir, Spanien 2006)
Regie: Jaume Balagueró, Drehbuch: Jaume Balagueró, Alberto Marini, Kamera: Pablo Rosso, Musik: Roque Baños, Schnitt: Frank Gutierrez
Darsteller: Macarena Gómez, Nuria González, Adriá Collado, Ruth Díaz, Roberto Romero, Davíd Sandanya
Länge: 66 Minuten
Verleih: e – m – s


 Zur DVD von e – m– s

e – m – s veröffentlicht die spanische Fernsehserie "Películas para no dormir" innerhalb der "Anolis Horror Anthology" in ansprechendem Bild- und Tonformat, allerdings ohne nennenswerten Extras im Midprice-Sektor. 

 
Zur Ausstattung der DVD:

Bild: 1,78:1 (anamorph)
Ton: DTS (deutsch), Dolby Digital 5.1 (deutsch/spanisch)
Länge: 66 Minuten
Extras: Trailer
FSK: Ab 16
Preis: 10,99 Euro

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