Formelhaft

Der Waisenjunge Jinha und Sullie, die Tochter eines Mongolenfürsten, sind füreinander bestimmt. Schon im zarten Kindesalter entflammt die Liebe zwischen den beiden und auch die durch den Vater Sullies herbeigeführte Trennung kann das Band zwischen den beiden nicht zerreißen. So vergehen die Jahre, in denen Jinha lernt, dass er dazu bestimmt ist, eine alte Schwertkunst am Leben zu halten, seine Eltern zu rächen und eben seine große Liebe zurückzuerobern …

bichunmoo.jpg„Bichunmoo“ ist der wohl populärste koreanische Vertreter des dank Ang Lees „Crouching Tiger, Hidden Dragon“ wiedererstarkten asiatischen Schwertkampf-Films. Hatten Lee und auch Zhang Yimou mit dem ähnlich überschwänglich aufgenommenen „Hero“ ein einstmals überwiegend im Exploitation-Bereich beheimatetes Genre für Cineasten aufbereitet und intellektualisiert, geht es mit „Bichunmoo“ wieder einen Schritt zurück zu den Wurzeln. Trotz genreüblicher Dramatik und großen Gefühlen ist Regisseur Kim Young-jun in erster Linie ein Actionfilm. Und die entsprechenden Szenen können sich dann auch mehr als sehen lassen. Dafür verantwortlich ist das Choreografie-Genie Ching Siu-Tung, dessen aufwändig choreografierten  Kampfszenen den unangefochtenen Höhepunkt eines ansonsten in allen Belangen mittelmäßigen Films ausmachen. Da wirbeln Schauspieler und Kamera gleichermaßen formvollendet durch die Botanik und lassen einem mehr als einmal den Atem stocken. Leider erreicht der erzählerische Teil des Films nie die Klasse der furiosen Actionsequenzen. Die Figuren sind erstarrte Klischees, die behaupteten Emotionen – die grenzenlose Liebe, der unerbittliche Zorn auf den Elternmörder – reine Konventionen: „Bichunmoo“ bleibt trotz aller technischen Klasse leblos. Man merkt dem Regiedebüt Kims an, dass es ihm vor allem um die Durchschlagskraft der Bilder ging: Die Liebesgeschichte zwischen den beiden Kindern wird mittels Computeranimationen bildlich aufgepeppt, Umhänge und schwarzes Haar wehen malerisch im Wind und Jinhas Schwertkunst lässt seine Feinde förmlich zerbersten. Das ist schön anzusehen, hinterlässt in Verbindung mit der schmucklosen und schematischen Inszenierung der Handlungssequenzen aber einen sehr uneinheitlichen Eindruck. Natürlich: Die kompromisslose Ästhetisierung der Oberfläche ist ein wichtiges Merkmal dieser Filme, hinter dem dann der Inhalt schon einmal zurücktreten darf. Doch sind gerade jene Szenen, in denen es etwas ruhiger zugeht, einfach nur schmucklos. Dass „Bichunmoo“ für Freunde des Martial-Arts-Films dennoch ein lohnenswerter Film ist, liegt also einzig und allein an der Arbeit von Ching Siu-Tung. Wie sehr Kims Film von dessen Arbeit profitiert, wird offenkundig, wenn man den enttäuschenden „Shadowless Sword“, das Zweitwerk des Regisseurs, betrachtet, für den er auf die Hilfe der Hongkong-Legende verzichten musste und der niemals auch nur annähernd die Klasse des auch schon durchwachsenen „Bichunmoo“ erreicht.

Bichunmoo

(Bichunmoo, Südkorea 2000)

Regie: Kim Young-jun, Buch: Kim Young-jun, Kamera: Byeon Hee-Seong, Musik: Kim Seong-jun, Schnitt:Lee Eun-mi

Darsteller: Shin Hyun-june (Jinha), Kim Hee-Seon (Sullie), Jeong Jin-yeong (Namgung Junkwang), Jang Dong-Jik (Lai), Choi Jin-hie (Lady Yeojin) 

Verleih: i-on

Länge: ca. 110 Minuten


Zur DVD von i-on:

i-on legt „Bichunmoo“ in einer Special Edition als Doppel-DVD auf. Bild- und Tonqualität des Films sind ausgezeichnet und liefern die richtigen Rahmenbedingungen für den sehr auf vordergründige Schauwerte bedacht Film. Neben der deutschen Synchronfassung findet sich auch der koreanische O-Ton. Die deutschen Untertitel sind annehmbar, weisen jedoch einige Fehler auf. Außerdem werden nicht alle koreanischen Schrifteinblendungen untertitelt. Die üblichen Extras – Trailer, Musikvideo, Featurette – runden die erste DVD ab. Auf der zweiten Scheibe findet sich ein 52-minütiges Making-Of, ein Feature über die visuellen Effekte, Blooper (auf dem Cover peinlicherweise als „Bloppers“ angekündigt), der komplette Soundtrack sowie ausführliche Interviews mit dem Regisseur und dem Hauptdarsteller Shin Hyun-june. Leider fehlt ein Interview mit Ching Siu-Tung, dafür steht der Choreograf Ma Yuk-Sheng Rede und Antwort. An den Extras gibt es also nichts zu meckern, auch wenn man sich fragen muss, warum ein vergleichsweise unbedeutender Film wie „Bichunmoo“ überhaupt mit solch extensivem Bonusmaterial veröffentlicht wird, während andere, weitaus interessantere Filme in spärlich bedachten Editionen auf den Markt kommen. Aber das soll nicht i-on zu Last gelegt werden …

Zur Ausstattung der DVD:

Bild: 1,85:1 

Ton: Deutsch (Dolby Digital 5.1), Koreanisch (Dolby Digital 5.1)

Länge: ca. 110 Minuten

Extras: Musikvideos, Trailer, TV-Spezial, Making of, Die visuellen Effekte, Bloopers, Soundtrack, Interview Kim Young-jun, Interview Shin Hyun-june, Interview Ma Yuk-sheng, Trailershow

FSK: ab 12

Preis: 14,95 Euro 

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