Das Böse kommt von Außen

Auf einer abgelegenen Halbinsel vor der walisischen Küste wird eine junge Frau, als sie mit ihrem Freund im Zentrum eines mysteriösen Steinkreises ein Schäferstündchen hält, von Aliens veschleppt. Der Freund wird getötet, sie von den Außerirdischen geschwängert. Als der auf Obskurantismus spezialisierte TV-Sender WoW von dem Fall hört, schickt er seine rasende „Reporterin“ Michelle Fox (Emily Booth) mit einem Team von „Spezialisten“ und „Schauspielern“ vor Ort, um den Fall zu „recherchieren“ und für einen „Dokumentarfilm“ aufzubereiten.

Das sind eine Menge Häkchen, die man in der Inhaltsbeschreibung von „Evil Aliens“ platzieren muss, wenn man sachlich zu beschreiben versucht, worum es im Film geht. Durch diese Art der Veruneignetlichung wird man ihm aber am besten gerecht, denn was der britsche Regisseur Jake West seinen Zuschauern vorsetzt, ist im besten Sinne „unglaublich“. Vor Ort angekommen beginnt das Team damit, den Fall, dessen Zeugen wir als Zuschauer doch geworden sind, ins Lächerliche zu ziehen. Da werden Kornkreise fabriziert, sarkastische Interviews mit der betroffennen, bereits wenige Tage nach dem „first contact“ Hochschwangeren geführt und dann sogar der (Über)Fall von zwei abgehalfterten Schauspielern nachgestellt. Einzig der mitgebrachte „UFO-Enthusiast“ ist empört: Hatte er der Berichterstattung von WoW doch immer vollstes Vertrauen entgegen gebracht, muss er nun feststellen, dass es sich um einen Haufen geldgieriger Zyniker handelt, die gar nicht an das glauben, was sie senden. Als dann die richtigen Aliens auftauchen und ihr meuchelndes Handwerk beginnen, wird der UFOloge schnell in die Rolle eines Fachmannes gedrängt, der der Crew und den Inselbewohnern helfen soll, bis die Flut den (Flucht)Weg zum Festland wieder frei gibt.

„Evil Alien“ ist Fun-Splatterkino der besseren Sorte. Das liegt vor allem daran, dass die Komik nicht allein aus der Groteske – dem Zerstückeln der Körper – erzeugt wird, sondern sich in doppelt gewendeter Ironie als Genrekritik offenbart. In zahlreichen Szenen werden Wort-, Bild- und Situations-Zitate aus bekannten Horrorfilmen platziert, die jedoch kurz bevor der Verdacht der Persiflage entsteht, abgebrochen oder überformt werden. Komik allein als Veralberung anderer Filme wird in „Evil Aliens“ also nicht praktiziert. Der die Zitate erkennende Zuschauer hat damit einen doppelten Spaß, weil er seine eigene Erwartungshaltung vorgeführt bekommt. Zeit zur Reflexion bleibt ihm jedoch kaum, denn die Ereignisse am Handlungsort überschlagen sich – der Kampf zwischen den Ureinwohnern (anders kann man die als Backwood-regrediert dargestellten Insel-Waliser kaum bezeichnen) und den Außerirdischen spitzt sich in Tempo und Brutalität zu.

Die Figuren in diesem Konflikt könnten witziger kaum gezeichnet werden. Zunächst jedes Klischee erfüllend (die korumpierte Journalistin, der UFO-Nerd, der homosexuelle Theaterschauspieler, die hinterwäldlerischen Dorfbewohner, …) wandelt sich so ziemlich jede Figur im Verlauf des Films in ihr Gegenteil. Die Inszenierung des ganzen – allem voran die stets entlarvende Optik des Films – ergänzt den übrigen Wahnsinn perfekt. „Evil Aliens“ ist daher in all seinen Facetten und als Gesamtereignis eine Überraschung, die man sich nicht entgehen lassen sollte.

Evil Aliens
(GB 2005)
Regie, Schnitt & Buch: Jake West, Musik: Richard Wells, Kamera: Jim Solan
Darsteller: Chris Adamson, Emily Booth , Sam Butler, Jennifer Evans, Eden Ford, Mark Richard Hayes u.a.
Länge: 90 Minuten
Verleih: n.n.

Stefan Höltgen

2 Antworten auf „Das Böse kommt von Außen“

  1. Ein echt guter Film für alle diejenigen, die auf Splatter und Scince Fiction stehen. Manchmal eine Spur zu übertrieben, aber wenn man lachen will, lohnt er sich auf jeden Fall.

  2. *lacht* …diesen Film sollte man echten Enthusiasten überlassen. Mir als „Quereinsteiger“ haben die ersten 5 Minuten schon die Tränen ins Auge getrieben. Der arme Sack von Mann! … Dieser Bohrer! … DAS WAR ECHT ÜBEL! ;) Dieses Genre ist also nicht unbedingt was für mich. Dennoch entbehrt diesem Film nicht ein ordentliches Maß an Komik, was mir später wieder ganz andere Tränen in Auge getrieben hat! *ggg

    Aber die Anfangssequenz schaue ich mir nicht noch einmal an!!!

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