Dumm geboren, nix dazugelernt

Wir sind uns alle einig: Die Zeit rast und früher war alles besser. „Trailer Park of Terror“, ein hanebüchener Horrorfilm voller schlechter Ideen, fungiert als Gegenbeweis. Zum einen, weil er bei einer mundgerechten Dosierung von 90 Minuten dennoch zäh wie eine gut druchgebratene Schuhsohle daherkommt und die Geduld des Zuschauers somit spätestens nach einem Drittel der Laufzeit aufgebraucht hat, zum anderen, weil er sich als Vorbild ausgerechnet das Horror-Fanboykino der späten Achtziger- und frühen Neunzigerjahre vornimmt, dessen schlimmsten Gewohnheiten man damals schon nur mit viel Goodwill und jugendlichem Leichtsinn ertragen konnte.


Dabei fängt „Trailer Park of Terror“, wieder einmal eine Verfilmung einer Comicserie, sogar recht passabel an: Die Blondine Norma (Nicole Hiltz) hofft mit dem neuen Freund dem von sexuellen Übergriffen und Frondiensten geprägten Leben in ihrem Trailerpark entfliehen zu können. Doch dagegen haben die dort heimischen Rednecks etwas und bringen den armen Kerl kurzerhand um. Den folgenden Amoklauf Normas überlebt niemand – auch sie selbst nicht. Nach dieser recht wirkungsvoll inszenierten Einleitung, die mit dem Trailerpark ein gleich in mehrerlei Hinsicht traumatisch aufgeladenes und damit recht interessantes Setting einführt, verwandelt sich „Trailer Park of Terror“ leider schnell in die typische Direct-to-DVD-Horrorsoße: Eine Gruppe schwer erziehbarer Jugendlicher sucht Jahre später Unterschlupf in eben jenem Trailerpark und muss sich nun mit den zombifizierten Bewohnern herumschlagen.

Dieser Handlungsverlauf macht schon deutlich, dass Regisseur Steven Goldman und Drehbuchautor Timothy Dolan kaum mehr wollten, als die noch immer zahlreichen „Horrorfans“ zu bedienen, anstatt einen kohärenten, spannenden und vor allem funktionierenden Film vorzulegen. Der fragwürdige Reiz von „Trailer Park of Terror“ erschöpft sich somit in lauen In-Jokes (dem Urheber des Splatterfilms, Herschell Gordon Lewis, wird gleich mehrfach Tribut gezollt) und den zahlreichen Make-up- und Splattereffekten. Das einstmals verstörende Potenzial dieser Effekte ist spätestens durch die Auswüchse des unsäglichen Funsplatters nivelliert worden, aber weil „Trailer Park of Terror“ auch jeglicher Humor vollkommen abgeht, steht man dem Werk bald gegenüber wie der sprichwörtliche Ochs vor dem Berg. Was das hysterische Treiben auf der Mattscheibe eigentlich soll, bleibt rätselhaft. Spannungsarm schleppt sich der Film seinem Finale entgegen und bietet einige deftige Geschmacklosigkeiten auf, die einen jedoch auch nicht mehr aus der Lethargie reißen können. Eine reife Leistung: Da latscht dieser Film schon ausschließlich auf reichlich ausgetretenen und somit erprobten Pfaden, hat mithin keinerlei Ambitionen vorzuweisen und verfehlt das Klassenziel dennoch um Längen. Früher war alles besser? Mitnichten. „Trailer Park of Terror“ wäre auch vor 20 Jahren schon Bodensatz gewesen.

Trailer Park of Terror
(Trailer Park of Terror, USA 2008)
Regie: Steven Goldmann; Drehbuch: Timothy Dolan; Musik: Alan Brewer; Kamera: Jeff Venditti; Schnitt: Jarred Buck
Darsteller: Nicole Hiltz, Trace Adkins, Priscilla Barnes, Stefanie Black, Jeanette Brox
Länge: 93 Minuten
Verleih: Universum Film/UFA/Capelight

Zur DVD von Capelight

Auf der DVD wird der Film in ansprechender Bild- und Tonqualität präsentiert. Wer sich dafür interessiert, kann sich zudem ein ausführliches Making of ansehen. Zum Schmunzeln regt der Klappentext an, der komplett dem Katalog des Fantasy Filmfests 2008 entnommen wurde.

Bild: 1,78:1 (anamorph/16:9)
Ton: Deutsch, Englisch (Dolby Digital 5.1)
Untertitel: Deutsch
Extras: Making of, Trailershow
FSK: Keine Jugendfreigabe
Preis: 18,95 Euro

Diese DVD bei Amazon kaufen

Schreibe einen Kommentar

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.