Wenn sich zwei streiten …

Die Konfrontation von Filmmonstern blickt auf eine reichhaltige Tradition zurück: Ob nun Dracula auf Frankenstein, Dr. Jeckyll auf den Werwolf, Godzilla auf King Kong oder Freddy auf Jason trifft: In der Regel sieht es schlecht für die Unparteiischen (die Menschen) aus, weshalb sie sich zumeist mit einer Seite verbünden. Gut hingegen sieht es immer für die Produktionsgesellschaften aus, denn die Konfrontation von Monstern (erst recht, wenn sie aus verschiedenen filmischen Universen stammen) beantwortet eine der wichtigsten und lukrativsten Fan-Fragen: Wer ist eigentlich stärker? Alien vs. Predator, ein Monsterpaar, das sich schon durch verschiedene Medien (Comics, Computerspiele, Zeichentrickserien und ein Kurzfilm, in dem sie sogar auf Batman getroffen sind) gekämpft hat, ist vor kurzem auch auf der Leinwand gegeneinander angetreten.


Regisseur Anderson beginnt seine Geschichte mit einem Prolog, der 1904 in der Antarktis spielt: Eine Walfangstation auf den Ross-Eisshelf wird von mysteriösen, unsichtbaren Wesen heimgesucht. Alle dort befindlichen Menschen verschwinden spurlos. Einhundert Jahre später entdeckt ein Satelit der Wayland-Corporation bei der Suche Erdölvorkommen 600 Meter unterhalb der verlassenen Station ein Wärmesignal. Bei genaueren Untersuchungen stellt man fest, dass sich dort eine Pyramide befindet. Charles Bishop Wayland (Lance Henriksen) stellt ein internationales Expertenteam zusammen, um das Gehemnis der Pyramide unter dem Eis zu ergründen. Als man in der Antarktis angelangt, befindet sich ein Tunnel im Eis, der Tags zuvor noch nicht dort war und direkt hinab zur Pyramide führt. Das Expeditionsteam nutzt die Gelegenheit zum Abstieg. In der Pyramide stellt man bald fest, dass das Gebäude nur einem Zweck dient: Es ist eine Brutstätte für gefährliche außerirdischen „Schlangenwesen“ (Aliens), die dort von einer anderen außerirdischen Spezies (den Predatoren) seit Jahrtausenden gezüchtet werden, um in allhundertjährlichen „Großwildjagden“ als Gegner zu dienen. Die menschlichen Eindringlinge wecken die Aliens und entfernen die in der Pyramide hinterlegten Jagdwaffen der Predatoren. Als diese schließlich auch noch am Ort des Geschehens eintreffen, sehen sie sich einer Übermacht an Aliens und einigen Menschen gegenüber.

Der Schauwert von Andersons Prequel zur Alien- und Predator-Serie ist beachtlich. Die Settings sind allesamt sehr atmosphärisch, die Protagonisten finden sich abwechselnd in beklemmend engen Räumen und Gängen und riesigen Hallen wieder. Die Creature-Effekte, zumeist durch Miniaturen und Kostüme gelöst, wirken physikalisch absolut perfekt. Und wenn Aliens und Predatoren aufeinander treffen, führt der Film diese Konfrontation mit aller Wucht vor Augen. Angesichts eines solch immensen Effekt-Spektakels, der besonders im Kino zu vereinnehmen mag, wird die Charakterisierung der (menschlichen) Figuren zur Nebensache. So wirken die wenigen Dialog-Szenen dann auch recht „inszeniert“ und kalkuliert – wie ein Austausch gut vorbereiterer Schlagfertigkeiten. Das Repertoir an Emotionen beschränkt sich auf chauvinistisches Gehabe (vor allem bei den weiblichen Charakteren aufdringlich phallisch konnotiert) und die Darstellung verschiedener Stadien der Angst.

Alien vs. Predator ist kein Film der leisen Töne. Er setzt mehr auf den großen Effekt als das kleine Detail. Doch dabei sind es oft diese kleinen Details (wie zum Beispiel Atemwolken in der stets frostigen Antarktis, in der man – wie eine Protagonistin des Films – auch nicht lange Zeit im Unterhemd umherläuft), die dem Grusel der Monsterbegegnug noch den authentischen Anstrich verleihen (nirgends besser ließe sich dies bewundern als in Carpenters The Thing). Andersons Film bleibt deshalb ein oberflächlicher Spaß, der nicht die Logik der Situation, sondern die Situation selbst in den Vordergrund stellt. Das interessante Moment findet sich jenseits der oben genannten Fan-Frage erst auf den zweiten Blick in der Frage der kulturellen Kodierung solcher Konfrontationen/Konstellationen. Wer bereit ist, Lücken in der Plotlogik und der Authentizität hinzunehmen, verbringt mit Alien vs. Predator sicherlich eine unterhaltsame Anderthalbstunde. Doch spätestens beim zweiten Hinsehen reiht der Film sich nahtlos in das fraglos spannende aber oberflächliche Oeuvre Andersons ein.

Alien vs. Predator
(USA 2004)
Regie: Paul W. S. Anderson; Buch: Paul W.S. Anderson, Dan O’Bannon, Donald Shusett; Kamera: David Johnson; Musik: Harald Kloser; Schnitt: Alexander Berner
Darsteller: Sanaa Lathan, Raoul Bova, Lance Henriksen, Ewen Bremner, Colin Salmon u.a.
Länge: 89 Minuten
Verleih: 20th Century Fox

Die DVD von Fox Home Entertainment

Alien vs. Predator erscheint bei Fox in zwei verschiedenen Fassungen: in der „Original Kinofassung“ und in einer „Extreme Edition“. Zweitere besteht aus 2 DVDs. Fraglos ist die digitale Aufbereitung des Films für das Medium exzellent geraten. Gerade ein Film, der so sehr von seinen Hell-Dunkel-Kontrasten lebt, vertägt keine Verlaufsartefakte durch zu große Kompression, weshalb die größtmögliche Auslagerung des Zusatzmaterials auf die zweite DVD die richtige Entscheidung war.

Der Film selbst liegt in zwei Fassungen auf der ersten DVD vor: Die Kinofassung wird durch eine etwas längere „Langfassung“ (in der der auch separat anzuschauende Prolog hinzugefügt vor den Filmgeschaltet wurde) ergänzt. Mit vier Tonspuren (DD 5.1 in Deutsch und Englisch, DTS in Deutsch sowie einer holländischen DD-2.0-Spur) und zwei Audiokommentaren werden wohl auch alle audiophilen Wünsche Befriedigung finden.

Das Material auf der Zusatz-DVD gehört sicherlich zum bestgeordnetsten in der Geschichte des Mediums: Sortiert nach Pre-Production, Production, Post-Production, Franchise und Marketing findet sich darauf eine immense Zahl an Zusatzmaterial (Making ofs, Interviews, Deleted Scenes, Dokumentationen über die Comic-Serie und vieles mehr). Das Material liegt mit englischer Tonspur, Audiokommentaren (zum Beispiel bei den Deleted Scenes) und mehreren, auch deutschen Untertiteln vor.

Die Ausstattung im Einzelnen:

Disc 1:
Bild: PAL, 16:9
Ton: Englisch 5.1 Dolby Digital, Deutsch 5.1 Dolby Digital, Deutsch 5.1 DTS, Holländisch 2.0 Stereo
Untertitel: Englisch, Deutsch, Türkisch, Deutsch für Hörgeschädigte
Zusatzmaterial: Audio-Kommentare von Paul W.S. Anderson, Lance Hendriksen und Sanaa Lathan, Audio-Kommentare von Alec Gillis, Tom Woodruff und John Bruno, Alternative Eröffnungssequenz, Inside Looks: Hide and Seek Teaser und Ice Age Ausblicke mit Chris Wedge

Disc 2:
Bild: PAL, 16:9 und 4:3
Ton: Englisch
Untertitel: Englisch, Deutsch, Türkisch
Material:
• Featurette: „Conception“
• ADI Workshop
• Storyboard Galerie
• Konzeptions-Galerie
• Making Of „Alien vs. Predator“
• Miniature Walfang-Station
• Facehugger & Eier
• Featurette: „Trouble at the Mouth of the Tunnel“
• „Visual Effects Breakdown“
• 11 unveröffentlichte Szenen
• Alien vs. Predator – Das Comic
• „Monsters in Miniature“ von Todd McFarlane
• HBO Special
• Alien vs. Predator Kino-Trailer
• Easter Eggs

FSK: ab 16 Jahren
Preis (voraussichtlich): 24,99 Euro

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Stefan Höltgen

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